Aerobic Step: Ein Leistungssport

Hört man den Begriff “Step Aerobic“, so denkt man schnell an einen besonders bei Frauen beliebten Kurs in einem Fitness-Studio. Doch die Sportart “Aerobic Step“ ist mit Fitnesskursen nicht vergleichbar. Als Unterdisziplin gehört Aerobic Step zur “Sport-Aerobic“, einem angesehenen Leistungssport. Hier gibt es – wie es sich für Sport auf Leistungsniveau gehört – weltweite Meisterschaften. Bei der Aerobic-Step-WM 2012 in Bulgarien konnte sich auch das Wittener Team “Hot Socks“ beweisen und eine ausgefallene Choreographie präzise und synchron präsentieren.

Auf die Stepper, fertig, los! Bei der diesjährigen WM in Sofia sind Step-Teams aus der ganzen Welt nach Bulgarien gereist, um ihr Können unter Beweis zu stellen. Unter ihnen auch die Wittener Hot Socks, das Step-Team des Vereins TuS Bommern. Sie traten gegen hoch professionelle, internationale Teams an.

Das Step Team für Deutschland: die Hot Socks, Foto: Lena Sonnenschein

Das Step-Team für Deutschland: die Hot Socks, Foto und Teaserbild: Lena Sonnenschein

Heiße Socken für Deutschland

Die Wittener Hot Socks sind in Deutschland schon berüchtigt. Seit der Gründung des Step-Teams im Jahr 2005 war die Formation lediglich bei ihrer ersten deutschen Meisterschaft auf Platz zwei. Seit 2006 verteidigen sie erfolgreich den ersten Platz in Deutschland und qualifizierten sich damit für die diesjährige WM in Sofia.

Monate lang trainierten sie mehrmals in der Woche für die WM, um am Ende anderthalb Minuten zu performen – denn so lang darf eine Übung auf einer Meisterschaft sein. Bewertet werden Artistik und Technik.

Präzision ist alles

Choreographie, Präzision und Synchronität – das alles will sorgfältig einstudiert werden. Die WM-Übung der Hot Socks ist insgesamt aufgebaut wie ein Kanon: an einigen Stellen muss das ganze Team, an anderen müssen wieder nur einzelne Sportler synchron steppen. Hinzu kommt ein ständiger Positionswechsel – auch in Bodenlage, auf und neben dem Stepper. „Um gut zu sein, muss man einfach präzise sein.“, sagt Britta Klimmek, eine Hot Sock. Und Präzision sei gar nicht so einfach. Der Laie vergisst oft schnell, dass auch die korrekte Streckung von Armen und Händen wichtig sind. Ebenso wie Ausstrahlung und Haltung.

Wichtig: Arm- und Handstreckung. (Foto: Judith Schröder)

Wichtig: Die Arm- und Handstreckung. Foto: Judith Schröder

Wenn eine neue Übung gelernt wird, teilt sich das Training in verschiedene Abschnitte auf. Zuerst wird ausschließlich die Schrittfolge trainiert, dann Hände und Arme, zuletzt wird alles zusammengeführt. Nach drei Monaten beginnt der Feinschliff. „Und mit Feinschliff ist man nie fertig.“, sagt Lena Sonnenschein. Vor allem das Tempo einer Übung erfordere enormes Durchhaltevermögen. Eine Minute und 30 Sekunden – das mag nach wenig klingen, doch nach einer Minute zähre der Körper bereits von seinen Reserven.

Stolz nach der WM

Bei der WM landeten die Hot Socks auf Platz zehn und sie sind stolz darauf. “Man muss es auch immer im Verhältnis sehen. Wir waren die einzige Vereinsmannschaft.“, erklärt Hot Socks-Trainer Jochen Iseke im Interview. Die anderen Teams seien hochprofessionell, trainierten demnach viel intensiver.

Die Hot Socks sind erfolgreich. Foto: Christine Heukamp

Die Hot Socks sind stolz auf ihre Leistung. Foto: Christine Heukamp

Für das Wittener Team ist das Steppen vor allem aber ein Sport, dem sie neben ihrem Beruf und Familienleben nachgehen. Dennoch haben auch sie sich intensiv vorbereitet. Letztendlich erreichten sie 16,250 Punkte. Zum Vergleich: das Siegerteam schaffte 17,950 Punkte, was lediglich einen Unterschied von etwas über einem Punkt ausmacht. Das zeigt, dass die Hot Socks durchaus mit den „Professionellen dieser Welt“ mithalten können.

Hartes Training ist also auch für das achtköpfige Vereinsteam selbstverständlich. „Mit Fitness hat das nichts zu tun.“, sagt Iseke bestimmt. Jedes Hot Socks-Mitglied hat einen leistungssportlichen Hintergrund. Seit der Kindheit trainieren die einzelnen Sportler regelmäßig. Die Hot Socks sind ein eingespieltes Team: vier von acht des Step-Teams kennen sich bereits seit circa 20 Jahren. Sie verbindet also nicht nur die Liebe zum Sport, sondern auch eine lange Freundschaft.

Christoph Jannusch: ein Mann unter sieben Frauen. (Foto: Judith Schröder)

Christoph Jannusch: ein Mann unter sieben Frauen. Foto: Judith Schröder

Die Hot Socks: sieben Frauen, ein Mann

Zu den Hot Socks gehört auch Christoph Jannusch. Er trainiert mit sieben Frauen und muss dabei die Bewegungen genauso filigran meistern wie seine weiblichen Team-Kolleginnen. „In Deutschland sind Männer in diesem Sport eher rar“, sagt Jannusch. Für viele Männer sei es schwierig, sich bei diesem Sport in ihrem Körper wohl zu fühlen. Aber: „Da muss man einfach drüber stehen.“, sagt er. Bei der WM in Bulgarien wurde das ganze Team überrascht: hier trat sogar ein reines Männerteam aus dem Iran gegen sie an.

Nach der WM ist vor der WM

Trainer Jochen Iseke plant schon jetzt die nächste Übung. Foto: Judith Schröder

Trainer Jochen Iseke plant schon jetzt die nächste Übung. Foto: Judith Schröder

Auch nach der WM ruht sich das Aerobic Step-Team nicht aus. Zwar gibt es erstmal eine verdiente Trainingspause, doch im Hintergrund laufen die Vorbereitungen für das nächste Jahr bereits auf Hochtouren. Neue Musik muss gefunden, eine neue Choreografie kreiert werden.

Trainer Iseke ist schon jetzt begeistert. Ein neues Musikstück hat er bereits in der Hinterhand. Denn Musik sei besonders wichtig für eine erfolgreiche Übung. In diesem Jahr sind sie mit dem rassigen Latino-Lied „España Cañí“ aufgefallen. „Die Musik muss den Kampfrichtern im Gedächtnis bleiben.“, sagt Iseke. Auch im nächsten Jahr werde es eine musikalische Überraschung geben. Jetzt steht erstmal die Planung der neuen Choreographie an. “Es ist ein enormer Aufwand und das alles für nur anderthalb Minuten.” Ein Aufwand, der sich jedoch lohnt.

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