Poststreik: Quo vadis?

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„Poststreik? Bisher bin ich gar nicht betroffen!“; „Ich habe noch gar nichts bemerkt“; „Meine Pakete kamen bisher alle pünktlich an“; „Den Postweg nutze ich eigentlich nie“ – Hört man sich bei den Studenten auf dem Campus um, dann sind diese Antworten keine Seltenheit. Zu Protesten führt es auf dem Dortmunder Campus allerdings nicht. Stört der Streik nur uns Studenten nicht? Oder fehlt es dem Streik etwa an weitläufigeren Konsequenzen?

Täglich steht der Poststreik in den Schlagzeilen der Medien: „Poststreik in NRW wird härter“, ,„Die Lager der Post platzen aus allen Nähten“. Auf dem Campus ist der Poststreik kein großes Thema. Der Kontrast: Erst vor kurzem löste der Streik der Deutschen Bahn unter den Dortmunder Studenten großen Ärger aus. Wieso nicht auch der Poststreik?

Streikgrund: Ausgliederung in einen anderen Tarifvertrag

Drei Wochen schon dauert der unbefristete Arbeitskampf. 25.000 Mitarbeiter im Brief- und Postbetrieb der Deutschen Post legen täglich ihre Arbeit nieder – Hintergrund des Poststreiks ist der Tarifkonflikt zwischen der Gewerkschaft Verdi und der Deutschen Post DHL Group. Anfang des Jahres hatte die Deutsche Post bestehende Arbeitsplätze in 49 regionale Paketgesellschaften ausgegliedert. Die Arbeiter in den sogenannten „DHL Delivery GmbHs“ werden im Gegensatz zu den anderen Mitarbeitern der Deutschen Post zu einem niedrigeren Tarif bezahlt. Durch den Streik möchte die Gewerkschaft Verdi erzielen, dass auch die Mitarbeiter in den neu gegründeten Paketgesellschaften wieder nach dem Haustarif der Post entlohnt werden. Die Deutsche Post argumentiert, dass der Haustarif einen enormen Nachteil bei den Mitbewerbern erziele. Das Unternehmen müsse dadurch einen doppelt so hohen Lohn wie die Konkurrenz zahlen.

Demonstrationen auf der Tagesordnung

Während 38.000 verbeamtete Zusteller, Sortierkräfte und Verwaltungskräfte sowie die 6.000 Mitarbeiter der DHL Delivery GmbHs wie gewohnt zur Arbeit gehen müssen, streiken derzeit bundesweit 25.000 Postarbeiter. Insgesamt beschäftigt die Deutsche Post rund 176.000 Arbeiter. Anstatt die Post auszutragen, die Briefe und Pakete zu sortieren, stehen nun Demonstrationen auf der Tagesordnung der Streikenden. Täglich treffen sie sich vor Postfilialen und vor Briefzentren, rufen noch im Dienst stehende Kollegen zum Streik auf und bereiten sich in den vielen Streiklokalen auf kommende Demonstrationen vor.

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25.000 Mitarbeiter der Deutschen Post setzen sich im Streik für den einheitlichen Taridvertrag ein. Foto: Marco Verch/flickr.com

 Verdi: „Der Streik produziert enormen Schaden“

Auch wenn der Großteil der Studenten auf dem Campus die Auswirkungen des Streiks nicht bemerkt – in Dortmund wird gestreikt. Abdel Benayad, ehrenamtlicher Streikleiter von Verdi in Dortmund, berichtet im Gespräch von mittlerweile 300 Streikenden: „Angefangen haben wir mit nur 80 Streikenden. Jeden Tag versuchen wir nun mehr Kollegen für den Streik zu solidarisieren. Die 300 Streikenden produzieren schon einen enormen Schaden – etliche Briefe und Pakete stauen sich in den Filialen.“

Deutsche Post: „80 Prozent der Sendungen werden pünktlich zugestellt“

Durch eine Vielzahl an Aushilfskräften bemüht sich die Deutsche Post ein großes Chaos zu verhindern.  „Studenten, die zuvor bereits bei uns in den Semesterferien gejobbt haben, helfen nun bei der Zustellung von Paketen und Briefen aus. Sogar einer unserer Großkunden hat uns einen Teil seiner Arbeiter für die Zeit des Streiks als Aushilfskraft zur Verfügung gestellt“, wie uns Dieter Pietruck, Presseprecher der Deutschen Post, mitteilt. „Große wirtschaftliche Folgen beschert das nicht – für einen Großkonzern ist ein Schaden in der einstelligen Millionensumme zu bewältigen.“

Beide Seiten kämpfen für ihren Erfolg – die Streikenden in den einzelnen Städten planen, organisieren, protestieren und tauschen sich aus. Der Großkonzern der Deutschen Post reagiert mit einer Vielzahl an freiwilligen Mitarbeitern, die sogar auch  am letzten Sonntag liegen gebliebene Post zustellte. Verdi bemüht sich, aber der Großkonzern der Deutsche Post hält dagegen. Vermutlich auch ein Grund, wieso der Poststreik auf dem Campus ohne Aufschreie hingenommen wird. Ein Unterschied zum Bahnstreik: die eigene Betroffenheit der Studenten. Die S1 fiel aus, der Weg zum Campus wurde erschwert. Anders beim Poststreik: Nur wenige Studenten versenden im Zeitalter von Facebook, Whatsapp und den Mails noch privat Briefe.

 Teaserfoto: opposition24.de/flickr.com

 

 

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