Mit Youtube durch die StuPa-Wahl

Sie ist eine der jüngsten Hochschulen Deutschlands und hat trotzdem schon einige Male für Aufruhr gesorgt. So schaltete sich nach der StuPa-Wahl 2011 sogar die Staatsanwaltschaft ein (wir berichteten mehrmals). Bis heute hat die Hochschulpolitik der Uni Duisburg-Essen sich noch nicht von den Skandalen der vergangenen Jahre erholt. Die Bilanz der letzten StuPa-Wahl war ernüchternd: 3,9 Prozent Wahlbeteiligung bei 40 000 Studis. Von heute bis Freitag wird in Duisburg und Essen wieder gewählt – und dieses Mal soll alles anders werden!

Zwar gehen auch in diesem Semester insgesamt nur fünf Listen in den Wahlkampf, dafür versucht der AStA die Studierenden stärker für die Wahl zu motivieren. Neben Wahlbroschüren und Plakataktionen auf dem Campus sollt auch die direkte Kommunikation mit den Studis erhöht werden. Daniel Lucas ist Referent für Hochschulpolitik der Uni Duisburg-Essen und hofft darauf, die Studierenden in Zukunft noch stärker für die Hochschulpolitik sensibilisieren zu können. Im Interview spricht Lucas über die skandalöse Vergangenheit der Duisburg-Essener Hochschulpolitik, Facebook als Wahlkampf-Motor und die Zukunft der Uni Duisburg-Essen.

Asta_Referent Daniel Lucas kritisiert die Methode, wie Forschungsgelder vergeben werden. Foto: Daniel Moßbrucker

AStA-Referent Daniel Lucas wünscht sich für die Wahl an der Uni Duisburg-Essen eine höhere Beteiligung. Foto: Daniel Moßbrucker / Teaserbild: Linda Klimmek

Bis Freitag finden wieder Hochschulwahlen in Duisburg und Essen statt. Euer Ziel ist es, dieses Mal eine höhere Wahlbeteiligung zu erreichen. Wie wollt ihr das anstellen?

Wir haben in der letzten Zeit einiges getan, um die Studierenden auf die Wahl aufmerksam zu machen und die Listen beim Wahlkampf zu unterstützen. Unsere Öffentlichkeitsreferentin Carina Hommel hatte die Idee, ein kleines Video zu produzieren, das die Vorgänge der Wahl erklärt und informiert, wer wen wofür wählen kann. Das haben wir bei Youtube veröffentlicht. (siehe unten)

Außerdem nutzen wir Facebook aktiv, um die Listen vorzustellen und die Wahl im Laufe der Woche regelmäßig zu begleiten. Zum Beispiel werden wir jeden Abend nach Schließung der Wahllokale die jeweilige Wahlbeteiligung des Tages veröffentlichen.

Gerade an der Uni Duisburg-Essen ist die Situation der Hochschulpolitik ja auch sehr speziell… 

Allerdings. In der Vergangenheit gab es einige schwerwiegende Probleme mit dem AStA und der Wahl des Studierendenparlaments. Wir sind gerade mal 11 Jahre alt, also insgesamt eine sehr junge Uni und nach der Fusion hat die Hochschulpolitik es nie so richtig geschafft, eine politische Kultur zu entwickeln. Das führte dann dazu, dass die Situation während der Wahl 2011 eskalierte.

Was genau ist 2011 passiert?

Es ist damals so einiges schief gegangen und das ist noch vorsichtig ausgedrückt. Während der Wahlen ließ ein Mitglied des damaligen AstA eine Wahlurne verschwinden oder „stellte sie sicher“, wie er es selber nannte. Zu dem Zeitpunkt ermittelte die Staatsanwaltschaft bereits wegen Veruntreuung gegen den AStA. Dann wurde auch noch die besagte Urne „in Gewahrsam genommen“ und die Auszählung verzögerte sich enorm.

Was hat sich seither geändert?

Zum Glück vieles! Zum Beispiel sind die Haushalte des AStA in den letzten zwei Jahren ordnungsgemäß geprüft worden. Das war vorher nicht der Fall. Im letzten Jahr ist die Wahl ohne Zwischenfälle abgelaufen, aber die extrem niedrige Wahlbeteiligung von 3,9 Prozent war selbst für eine Ruhrgebietsuniversität sehr wenig.

Niedrige Wahlbeteiligungen sind also speziell im Ruhgebiet ein Problem?

Das ist zumindest das, was ich beobachten konnte. Ich habe mich mal mit Mitgliedern des AStA in Dresden unterhalten und die haben sich furchtbar darüber beschwert, dass die Wahlbeteiligung bei Ihnen so niedrig sei. Im Endeffekt hatten sich über 30 Prozent der Studierenden an der Wahl beteiligt. Ein Wert über den wir jubeln würden! Und man muss noch nicht mal bis nach Dresden gehen. Auch die Uni in Münster schafft regelmäßig eine Wahlbeteiligung um die 20 Prozent. Ich glaube, viele Studierende in NRW identifizieren sich einfach nicht mit ihrer Uni.

Dieses Mal soll die Wahlbeteiligung höher werden – was wünschst du dir für die Wahl?

Also eine Beteiligung von 10 Prozent + X wäre natürlich super, aber ich glaube nicht, dass wir das hinbekommen. Auch 5 Prozent wäre schon eine Steigerung, die für mich in Ordnung wäre, so traurig das auch klingen mag.

Die StuPa-Wahl in Dortmund
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Johannes Blömeke, Referent für Hochschulpolitik an der TU Dortmund. Foto: Verena Hilbert

Im Gegensatz zur Uni Duisburg-Essen hat die TU Dortmund die StuPa-Wahlen schon hinter sich. Vom 2. – 5. Juni gingen neun Prozent der Studierenden zur Wahlurne, um ihr Kreuzchen bei einer von acht Listen zu setzen. „Der Ablauf der Wahl war durchaus positiv, allerdings kann man mit neun Prozent Wahlbeteiligung, absolut betrachtet, nicht zufrieden sein“, sagt Johannes Blömeke, Referent für Hochschulpolitik an der TU Dortmund. Natürlich könne man mit Blick auf Duisburg-Essen froh sein über das Ergebnis, aber insgesamt sei vor allem das Desinteresse der Studenten an der Hochschulpolitik ein Problem. „Es wissen doch nicht nur neun Prozent der Studierenden, dass Wahlen sind! Der Wahlkampf ist in den letzten Jahren immer mehr geworden, es wurden Plakate aufgehängt, Flyer und Zeitungen zur Wahl verteilt. Nehmen wir an, es sind ungefähr 30 Prozent, die wissen, dass sie wählen können. Warum geht von denen denn nicht mal jeder Dritte zur Wahl?“ Blömeke hat dafür eine einfache Erklärung: „Die Themen sind oft zu weit weg von den Studis. Wen interessiert der Haushalt des Studierendenausschusses oder die Prüfungsordnung? Im Endeffekt jeden, aber häufig erst, wenn er oder sie zum ersten Mal selber betroffen ist. An diesem Desinteresse müssen wir arbeiten, denn auch die größte Kampagne bringt nichts, wenn die Studenten nicht bereit sind, sich auch selber etwas zu informieren.“

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