Wie gesund ist Leitungswasser?

Verseuchtes Wasser ist eine unangenehme Vorstellung. Parasiten und Bakterien verursachen viele Krankheiten, meistens aber erst einmal Durchfall. Das Problem ist, dass selbst das klarste Wasser mit bloßem Auge nicht als rein bezeichnet werden kann. Was kann man tun, um mit ruhigem Gewissen Leitungswasser zu trinken und wie wahrscheinlich ist es wirklich, dass Bakterien aus dem Wasserhahn kommen?

Kaltes, klares Wasser: Was rein aussieht muss nicht rein sein. Quelle: Flickr; Foto: tf28-e29d98-tfaltings.de

Kaltes, klares Wasser: Was rein aussieht muss nicht rein sein. Foto: Flickr/tf28-e29d98-tfaltings.de

Hier in Deutschland ist die Trinkwasserqualität erste Klasse, jedenfalls dann, wenn das Wasser gerade die Kläranlagen verlassen hat. Auf das, was in den sanitären Anlagen eines jeden Hauses passiert, haben die Wasserwerke aber keinen Einfluss. Das gut gereinigte Wasser kann in alten Häusern wieder verdreckt werden.

Das bestätigt auch Wasserchemiker Karsten Zühlke: „Durch lange Stagnationszeiten [Stillstandszeiten, Anm. der Autorin] und Leitungen, die schlecht durchflossen werden oder durch den Einsatz ungeeigneter Materialien in der Installation kann Trinkwasser verunreinigt werden. Auch wenn das kalte Wasser zu warm wird, zum Beispiel bei schlechter Isolation und der gemeinsamen Verlegung mit Heizungsleitungen in einem Kanal, besteht die Gefahr der Verunreinigung.“ Das zeigt auch eine kürzlich veröffentlichte Studie im Auftrag der Gesundheitsämter zur Trinkwasserqualität. Von 20.000 Proben war jede achte durch Keime verseucht.

Bakterien im Wasser können eine Lungenentzündung verursachen

Bakterien hören sich gefährlich an, müssen aber nicht immer gesundheitsgefährdend sein. Das kennt man allein von all den guten Bakterien, die jeder in und an seinem Körper mit sich herumträgt und damit sein Immunsystem fit hält. Die „schlechten“ Keime im Trinkwasser lassen sich in unseren Breitengraden auf zwei Erreger beschränken. Zum einen sind das die Pseudomonaden: Sie breiten sich extrem schnell aus, sind allerdings für Menschen mit intaktem Immunsystem keine Herausforderung. In Krankenhäusern ist dieser Erreger jedoch ein unliebsamer Gast. Wasserspezialist Karsten Zühlke sagt: „Bei 22 bis 36 Grad Celsius können sich coliforme Keime und Pseudomonas aerigunosa bilden. Besonders an Wasserhähnen, die selten genutzt werden oder an feuchten und warmen Stellen.“

Eine Legionelle - im Trinkwasser kann sie zu einer Lungenentzündung führen  Quelle: Flickr; Foto: Josie Morales

Eine Legionelle: Im Trinkwasser kann sie zu einer Lungenentzündung führen. Foto: Flickr/Josie Morales

Die zweite Gruppe ist die der Legionellen. Diese Bakterien fühlen sich in warmem und stehendem Wasser wohl. Auch hier sind beim Trinken Menschen mit guter Gesundheit nicht betroffen. Beim Duschen allerdings, wenn man den Wasserdampf einatmet und die Bakterien in die Lunge gelangen, kann es gefährlich werden. „Die Bakterien können eine Lungenentzündung auslösen,“ sagt Karsten Zühlke. Hier muss bei einem übermäßigen Befall auch das Gesundheitsamt benachrichtigt werden.

Doch wo genau liegen im Haus die wunden Punkte, an denen die Bakterien sich ins Wasser mischen? Hier lautet das Stichwort „Biofilm“. Dieser besteht aus einer Schleimschicht, in der sich die Bösewichte eingenistet haben. Dieser Film kann innerhalb weniger Tage zum Beispiel in einem Rohr entstehen.

Hohe Wassertemperaturen beugen vor

Dieser Horrorvorstellungen kann man jedoch in seinem Haus entgehen, wenn man einige Tipps und Ratschläge beachtet. Karsten Zühlke: „Wenn die Installation ordentlich errichtet wurde, muss Stagnation vermieden werden und ansonsten eigentlich nichts weiter. Die Warmwassersysteme müssen immer im Temperaturbereich um 55 Grad Celsius gefahren werden. Dann wachsen Legionellen nicht.“ Das heißt, dass Wassersparen nicht immer angebracht ist. Wer viel Wasser fließen lässt und das vor allem bei hohen Temperaturen, bietet den Bakterien keine Chance, sich zu vermehren. Vor allem in Häusern mit einer zentralen Warmwasseranlage ist das wichtig, denn die Temperatur in den Rohren ist immer tiefer als die im Heizkessel. Bis 40 Grad Celsius fühlen sich die Bakterien am wohlsten und vermehren sich. Über die Dusche und den Wasserdampf können sie so in unsere Lungen gelangen.

Foto: pixelio.de/S. Hofschlaeger

Bei 70 Grad Celsius sterben so gut wie alle Bakterien ab. Foto: pixelio.de/S. Hofschlaeger

Wasseraufbereitungsanlagen lohnen sich dagegen eher wenig, da die Bakterien einem gesunden Menschen in flüssigem Wasser nichts anhaben können. „Bei Bedarf und hohen Wasserhärten können Enthärtungsanlagen Sinn machen. Filter am Wasserhahn sind nicht erforderlich“, so Zühlke. „Die Stoffe, mit denen gerne Wasserkunden verschreckt werden sollen, wie Schwermetalle, Pflanzenschutzmittel oder Medikamentenrückstände, sind im Trinkwasser nur in Ausnahmefällen enthalten.“ Und wen das immer noch nicht beruhigt, dem bleibt immer noch das gute alte Wasserkochen. Denn ab 70 Grad Celsius sterben so gut wie alle Bakterien ab.

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