Prezident bietet Anhängern seiner Musik seit rund zehn Jahren „die letzte Ölung aus dem Tetrapack“. Was er selbst als Whiskeyrap bezeichnet, ist Rap, gespickt mit Referenzen zu Charles Bukowski, Marquis de Sade und Michel Foucault; alkoholgetränkt, misanthropisch und dargeboten über düsteren Produktionen. In einem seiner Tracks beschreibt er seine Art zu rappen mit: „Texte schreiben wie Adorno, aber reden wie Ömmes“. Gestatten? Viktor Bertermann.
Zum Rap kam der Wuppertaler als 13-Jähriger. Mittlerweile ist er 30 und schließt sein 2005 begonnenes Germanistik- und Geschichtsstudium auf Lehramt ab an der Bergischen Universität Wuppertal. Ein paar Klausuren und die Diplomarbeit stehen noch aus. „Als ich damals das Studium angefangen hab’, hab’ ich mir natürlich vorgestellt, dass das alles schneller geht“, sagt er.
Dass dem nicht so ist, verdankt Viktor seinem früheren Job als Kneipenkoch und seiner Musik, die er bis 2013 kostenfrei auf seiner Webseite www.whiskeyrap.de vertrieb. Mittlerweile kocht Viktor nur noch privat und verdingt sich als Rapper. Von Artwork über Booking, Merchandise und Vertrieb kümmert er sich um alles selbst. Teilweise muss er wegen der Bestellungen über seinen Online-Shop zwei Mal täglich zur Post. Während der Stoßzeiten, etwa nach einem Albumrelease, kommt es mitunter zu drei- bis vierhundert Bestellungen an zwei Tagen. „Das ist dann schon gut Arbeit.“
Deutschlandtour vs. Klausurenphase
Den Abschluss seines Studiums behält er trotzdem im Blick: „Ich hoffe, dass ich nächsten Sommer mit dem Studium fertig bin.“ Sein Plan dürfte jedoch mit dem kollidieren, den er für sein Alter Ego Prezident hat: Während der Klausurphase tourt er durch Deutschland, im Gepäck sein 2016 erscheinendes Album „Limbus“. „Da muss ich dann mal gucken, wie ich beides deichsle’. Die Klausuren sind schon machbar, aber ich muss halt da in der Uni sein.“
Obwohl er dank seiner Musik über die Runden kommt: Viktor fällt als Rapper nach wie vor in die Kategorie „Geheimtipp“. Ärgern tut ihn das nicht. „Großer Durchbruch ist ja eh relativ“, sagt er. „Ich guck da eher, was realistisch ist und orientiere mich daran. Mit Künstlern wie Cro vergleich’ ich mich gar nicht.“ Sein Maßstab sind Rapper wie der Münchener Fatoni, der mit seinem Album „Yo, Picasso“ Ende November in den Top 30 der Charts gelandet ist.
Zukunftsmusik
Wie es für Viktor nach der Uni weitergeht, weiß er noch nicht. „Als verbeamteter Lehrer würde ich auf lange Sicht natürlich besser verdienen als im Rap.“ Anders sieht das mit einem Job im geisteswissenschaftlichen Bereich an der Uni aus: „Da wäre es lustigerweise rein geldtechnisch vernünftiger, mich voll auf Rap zu konzentrieren.“ Mal abwarten.