Ein Tag bei der Tafel

Einwandfreie Lebensmittel

Die Lebensmittel, die die Tafel ausgibt, sehen einwandfrei aus.

Die Lebensmittel, die die Tafel ausgibt, sehen einwandfrei aus. Foto: Elena Bernard

Im Lager kann ich mir das Obst und Gemüse angucken, das der Tafel gespendet wurde. Fast alles sieht makellos aus. Wenn es so im Laden gelegen hätte, hätte ich es bedenkenlos gekauft. Ich wundere mich, dass solche Lebensmittel weggeworfen werden sollten. Hans Joswig erklärt mir, dass die Läden oft Überschüsse haben.

„Manche Spender sind auch sehr sozial eingestellt und geben uns zusätzlich Waren, die sie problemlos noch verkaufen könnten.“ Jetzt sind nur noch wenige Waren im Lager, die meisten wurden schon im Laden aufgebaut. Die Lagermitarbeiter haben zuvor alles geprüft, ob es tatsächlich den Vorschriften entspricht.

Hofaufseher Christian achtet darauf, dass jeder zur richtigen Zeit einkauft.

Hofaufseher Christian achtet darauf, dass jeder zur richtigen Zeit einkauft. Foto: Nadia Hapke

Als wir aus dem Lager kommen, sehen wir schon die lange Schlange vor der Verkaufsstelle. In rund zehn Minuten beginnt die Einkaufszeit. Ausgerüstet mit großen Tragetaschen warten die Kunden diszipliniert am Eingang der Tafel. Christian, der für die Hofaufsicht zuständig ist, kontrolliert die Tafelausweise und achtet darauf, dass jeder zur vorgeschriebenen Zeit einkauft. Damit alles reibungslos abläuft, ist festgelegt, wer wann wo einkaufen darf. Dazu sind die Ausweisinhaber in Gruppen eingeteilt. Jede Gruppe hat wöchentlich eine Einkaufszeit von 30 Minuten. Die Einkaufszeiten wechseln, so dass jede Gruppe mal die erste ist.

Den Garten der Tafel können die Mitarbeiter zum Beispiel für Grillfeste nutzen.

Den Garten der Tafel können die Mitarbeiter zum Beispiel für Grillfeste nutzen. Foto: Elena Bernard

Bevor ich im Laden helfe, zeigt Hans Joswig mir noch schnell den Garten der Tafel. Hier können sich die Mitarbeiter aufhalten und zum Beispiel gemeinsame Grillfeste veranstalten. „Die Tafel kümmert sich um ihre Ehrenamtlichen“, sagt Hans Joswig. „Deshalb gibt es viele Angebote, wie Ausflüge, Feiern und eben auch diesen Garten.“ Gepflegt wird der Garten ebenfalls von freiwilligen Helfern.

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Die Arbeit im Laden

Nun ist es halb zwölf. Auf in den Laden! Zunächst bekomme ich eine Plastikschürze und Handschuhe. Meine Haare soll ich eigentlich zusammenbinden. In Ermangelung eines Haargummis reicht es aber, dass ich sie unter der Schürze festklemme. Am meisten zu tun gibt es heute an der Joghurt-Theke. „Wir haben eine sehr große Spende bekommen – das muss alles verteilt werden“, erklärt mir Monika, mit der ich die nächsten zwei Stunden zusammenarbeiten werde.

Mein Blick fällt auf riesige Stapel von Landliebe-Joghurt, ungefähr so hoch wie ich selbst. Auch die Kühltheke ist gut gefüllt und dahinter verbergen sich in großen grünen Klappkisten weitere Milchprodukte. Auch wenn heute mehrere hundert Einkäufer erwartet werden, scheint mir die Menge sehr reichlich. Monika bestätigt das: „Um diese Jahreszeit bekommen wir besonders viel. Einerseits haben die Läden kurz nach Weihnachten einen größeren Überschuss, andererseits machen sie im Januar Inventur und sehen zu, dass sie vorher möglichst viel abgeben. Davon profitieren wir.“

Die rote Zahl auf der Rückseite des Tafelausweises gibt an, wie viele Personen der Ausweisinhaber mitversorgt. Mit über 3 000 Ausweisen versorgt die Tafel so rund 7 000 Personen.

Die rote Zahl auf der Rückseite des Tafelausweises gibt an, wie viele Personen der Ausweisinhaber mitversorgt. Mit über 3.000 Ausweisen versorgt die Tafel so rund 7.000 Personen. Foto: Nadia Hapke

Viel Zeit zum Reden bleibt aber nicht mehr, denn schon kommen die ersten Kunden. Ihren Tafelausweis haben sie mit einem Band oder einer Wäscheklammer sichtbar an der Kleidung befestigt. Wichtig für uns ist die große rote Zahl, die auf jedem Tafelausweis steht. Daran können wir sofort erkennen, wie viele Personen der Einkäufer mitversorgt. Wer eine 1 auf dem Ausweis hat, also nur für sich selbst einkauft, bekommt weniger als jemand, der seine ganze Familie ernähren muss.

Beim Joghurt kann sich heute keiner beklagen – höchstens darüber, wie er das denn alles essen soll: Eine Palette mit zwölf Joghurts für eine Person scheint mir schon ziemlich viel. „Wir müssen zusehen, dass wir alles loswerden“, höre ich immer wieder von Monika. Schnell lerne ich die Regel: „Eine Person – eine Palette, ab drei Personen ruhig zwei Paletten, ab fünf Personen drei Paletten – und jeweils noch was dazu“.

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