Ein Tag bei der Tafel

Viele Lebensmittel werden weggeworfen, obwohl sie noch völlig in Ordnung sind und gegessen werden könnten. Denn wenn das Verfallsdatum nahe rückt, wollen die meisten Kunden die Ware nicht mehr kaufen. Die Dortmunder Tafel holt diese Lebensmittel ab und gibt sie an Bedürftige weiter. Dabei sind viele ehrenamtliche Helfer im Einsatz. Ich habe mir die Arbeit einen Tag lang angeschaut und im Verkauf mitgearbeitet.


Bunte Graffiti zieren die Mauer, die das Gelände der Tafel umgibt. Ein Farbklecks in grauer Umgebung. Fotos: Nadia Hapke/ Elena Bernard

Bunte Graffiti zieren die Mauer, die das Gelände der Tafel umgibt. Ein Farbklecks in grauer Umgebung. Foto: Nadia Hapke/ Teaser: Elena Bernard

Durch eine Art Garageneinfahrt betrete ich das Gelände der Dortmunder Tafel. Ich bin bei der Zentrale an der Osterlandwehr, in der Nähe des Borsigplatzes. Die Mauer, die das Grundstück umgrenzt, ist mit bunten Graffiti verschönert, unter anderem mit dem Slogan: „Not lindern! Jetzt. Nicht Irgendwann.“

Wie alle Mitarbeiter und Besucher der Dortmunder Tafel melde ich mich als erstes bei der Pforte. Hier trage ich mich in eine Liste ein und bekomme einen Besucherausweis. Die freundlichen Damen hinter dem Schreibtisch sind schon seit 7 Uhr morgens hier. Sie nehmen Anrufe entgegen und empfangen die Mitarbeiter. Die meisten sind ehrenamtliche Helfer, viele von ihnen Rentner, die gerne etwas Sinnvolles tun möchten. Auch Arbeitslose helfen bei der Tafel mit, teilweise im Rahmen von „Ein-Euro-Jobs“. Außerdem können hier Sozialstunden abgeleistet werden.

Vor dem Verkauf können die Ehrenamtlichen sich in der Mitarbeiterküche stärken. Fotos: Elena Bernard/ Nadia Hapke

Vor dem Verkauf können die Ehrenamtlichen sich in der Mitarbeiterküche stärken. Foto: Elena Bernard

Bevor ich anfange zu arbeiten, werde ich erst einmal verköstigt. In der Mitarbeiterküche gibt es Wirsingeintopf, dazu Salat. Gemeinsam mit Hilde, einer Mitarbeiterin aus dem Laden, setze ich mich an einen der großen Tische. Es ist gerade kurz nach halb elf. „Später ist keine Zeit mehr zum Essen“, erklärt Hilde. Um 11.30 Uhr beginnt offiziell der Verkauf. „Es geht aber schon eher los, denn wer hier mitarbeitet, darf vorher einkaufen.“ Voraussetzung für den Einkauf ist für alle ein Tafelausweis. Nur Menschen, die von Sozialhilfe leben, oder deren Einkommen unter dem Hartz IV- Satz liegt, können einen solchen Ausweis beantragen. So ist sichergestellt, dass die Unterstützung tatsächlich nur Bedürftigen zu Gute kommt.

Viele Aufgaben – verschiedene Bereiche

Mit acht Kühlfahrzeugen holen Mitarbeiter der Tafel Lebensmittel von den Spendern ab.

Mit acht Kühlfahrzeugen holen Mitarbeiter der Tafel Lebensmittel von den Spendern ab. Foto: Elena Bernard

Nach dem Essen treffe ich Hans Joswig. Der Rentner ist ehrenamtlicher Pressesprecher der Dortmunder Tafel. Während Hilde schon in den Laden geht, führt er mich durch die verschiedenen Abteilungen der Tafel. Denn auch wenn der Verkauf der bekannteste Bereich ist – ohne zahlreiche fleißige Hände im Hintergrund wäre er nicht möglich.

Wir beginnen unseren Rundgang beim Fahrdienst. Im Hof zeigt Hans Joswig mir die Fahrzeuge: Acht Kühlfahrzeuge nennt die Tafel ihr Eigen, überwiegend gesponsert von Mercedes. Schon am frühen Morgen hat der Fahrdienst damit Lebensmittel von den Spendern abgeholt. Von Montag bis Freitag liefert er außerdem Waren an die sieben Filialen der Tafel. Heute, am Samstag, ist aber nur die Tafel-Zentrale geöffnet.

Die Produkte, die die Tafel anbietet, stammen vor allem von Dortmunder Lebensmittelhändlern, die Waren, die sie nicht mehr verkaufen können, abgeben. Privat verarbeitete Speisen darf die Tafel nicht annehmen, da sie strenge Vorschriften zur Lebensmittelsicherheit einhalten muss. Dazu zählt auch, dass die Produkte das Mindesthaltbarkeitsdatum noch nicht überschritten haben dürfen. „Das wissen die Läden aber schon und geben uns in der Regel nur Lebensmittel, die noch haltbar sind“, sagt Hans Joswig.

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