Der Adventskalender

Still und starr traute ich bei den tiefen Temperaturen meinen Augen nicht, als ich aus der U-Bahnhaltestelle der Ruhr Universität kam und in eine der beiden möglichen Richtungen stapfen wollte. Da über Nacht gefühlte 3 Meter angekündigter Neuschnee gefallen waren, gab es plötzlich Chaos. In der Innenstadt waren bis mittags immer noch keine Schneeräumfahrzeuge zu sehen und an der Uni gab es nur bestimmte freie Pfade, welche nun von allen Campusnutzenden in Anspruch genommen wurden. Das war letztes Jahr. anne-k-dote-logo

Dieses Jahr war endlich klar, bis wohin die Stadt und bis wohin die Uni den Schnee auf der Unibrücke räumen wird. Theoretisch. Denn beide wurden genauso vom Schnee überrascht wie die, die an den Tagen vorher nicht dem Wetterbericht zugehört hatten. Ich habe mich darüber geärgert, dass ich fast genauso viel Zeit auf der Unibrücke verbracht habe, wie in langsam fahrenden Bahnen und Bussen.

Schnee, Schneematsch und ausrutschende Studenten wurden zu einer Masse an Hindernissen, der kaum auszuweichen war. Manche meiner kuschelig nahen Mitläufer meinten im Schnee erörtern zu müssen, dass sie sofort zu einer Vorlesung müssen. Die mir Sympatischeren sprachen von netten Dozenten, die aufgrund der Witterung sowieso nur mit einer familiären Gruppe für Vorlesungen rechnen, Referate bereitwillig verschieben und ebenfalls meistens im Parkchaos versinken, da ab bestimmten Frosttemperaturen diverse Parkhäuser aus Sicherheitsgründen sofort geschlossen werden.

Am Ende der Brücke blieben viele erstmal stehen, um sich das Brückengelände noch einmal kopfschüttelnd anzusehen. Ab da wurde es dann ein wenig leichter, denn für alle war ein fast zwei Meter breiter Weg freigeschaufelt. Jedoch eine Verbesserung des Räumservices ist mir aufgefallen: Dieses Jahr können Studenten in Lemmingschlangen effektiver um die Kurve laufen. Das hat schon fast etwas Romantisches, wenn man von der Unibibliothek auf den Audimaxvorplatz sieht.

In meinem Labor angekommen wechselte ich von Winterstiefeln zu Sneakers, wärmte mich mit einem Tee und las mit Blick auf verschneite Bäume meine neuen Emails. Zufällig schaute ich dabei nach dem Ruhr Uni Adventskalender. Nachdem letztes Jahr ein Kalender voller Geschichten und ein Gewinnspiel diese Webseite schmückte, war irgendwie alles ebenso chaotisch wie auf der Unibrücke am Schneemorgen. Wer sich den Screenshot unten genauer ansieht, wird allein die Jahreszahlen sehen und wissen, warum. Mittlerweile steht auf der Homepage wenigstens, dass es dieses Jahr keinen Adventskalender gibt.

Zum Glück aber ist auf die Vertreter von Laborbedarf verlass und unser Lehrstuhl wurde mit etlichen Wandkalendern, Hängekalendern, Tischkalendern und vor allem Adventskalendern versorgt. Letztere alle ohne Jahreszahl, voller Schokolade, mit Verfallsdatum und in meinen Augen somit vor allem eins: Zeitlos gut.

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Drei Jahreszahlen fanden sich am 01.12.2010 auf der Adventskalenderseite der Ruhr Uni. 2008, 2009 und 2010. Schade, dass es dieses Jahr keine Geschichten und kein Gewinnspiel gibt! Quelle: www.rub.de/adventskalender

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Anne K. Dote ist eine Studentin des N-Gebäudes an der Ruhr Universität Bochum, die sich regelmäßig auch in anderen Buchstaben verirrt. In ihrer Kolumne gibt sie einen persönlichen Einblick in den Kosmos RUB - und das normalerweise alle zwei Wochen. Grafik: F. Steinborn

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