Wissenswert: Warum uns der Klimaschutz nervt

Sind wir dazu bereit, uns jetzt für etwas anzustrengen, wovon später hauptsächlich andere profitieren werden? Nein, uns fehlen die kurzfristigen Anreize – so das Ergebnis eines wissenschaftlichen Experiments zum Klimaschutz. Ein internationales Forscherteam hat herausgefunden, dass es uns an Motivation fehlt, den Klimaschutz voranzutreiben. Grund dafür: Wir versprechen uns keine kurzfristigen Vorteile davon – und kommende Generationen scheinen uns nicht besonders zu interessieren. Die Lösung des Problems: kurzfristige, materielle Anreize für Klimaschützer – härtere Bestrafungen für Klimasünder.

Genau diese Schlagworte sind es, die Zukunft noch mehr an Relevanz gewinnen werden. Quelle: PIXELIO

Genau diese Schlagworte sind es, die Zukunft noch mehr an Relevanz gewinnen werden. Quelle: PIXELIO

Die Forschung ist sich einig: Wir wollen lieber den sofortigen Gewinn, als lange auf ihn warten zu müssen. Dieses Phänomen heißt in der Fachsprache Discounting. Genau damit hat sich jetzt eine Studie des Max Planck Instituts für Evolutionsbiologie aus Plön bei Kiel gemeinsam mit Forschern aus den USA beschäftigt. Mit einem einfachen Experiment wollten sie herausfinden, ob wir uns finanziell für den Klimaschutz einsetzen würden, auch wenn wir keinen unmittelbaren Gewinn davon haben, sondern erst spätere Generationen. Dazu haben sich die Forscher ein Spiel mit Versuchsteilnehmern ausgedacht.

Spiel um Klimaschutz

Insgesamt gab es drei Szenarien: In jedem Szenario spielte eine Gruppe aus sechs Menschen anonym zehn Runden lang um den Klimaschutz. Dabei hat jeder Spieler zu Beginn 40 Euro Einsatz. Über die Runden kann er das Geld dann entweder in einen gemeinsamen Klimatopf spenden, oder behalten. Einzige Bedingung: Nachdem die zehn Runden vorbei waren, musste eine bestimmte Spendensumme im gemeinsamen Topf sein. Sonst war sämtliches Geld weg und die Teilnehmer gingen leer aus.

Einen Haken gab es jedoch: Die einzelnen Szenarien haben sich in der Zeit unterschieden, wann es im Erfolgsfall eine finanzielle Belohnung gab. Wenn die Gruppe im ersten Szenario erfolgreich war, also genug Geld in den imaginären Klimatopf gespendet hatte, bekam sie das Geld sofort nach dem Experiment. Im zweiten Szenario gab es das Geld erst sieben Wochen später. Und in der dritten Variante gab es überhaupt keinen finanziellen Gewinn: Das Geld floss in die Neupflanzung von Eichen, die Kohlenstoffdioxid absorbieren und in Zukunft ein wichtiger Baustoff sein werden.

Schnelles Geld statt Weltrettung

Jeder kann die Welt mitretten. Einfach sparsamer mit Rohstoffen umgehen - Heizung runter drehen. Quelle: Pixelio

Jeder kann die Welt mitretten. Einfach sparsamer mit Rohstoffen umgehen - Heizung runter drehen. Quelle: Pixelio/Lupo, Teaserbild:Pixelio/Dieter Schütz

Ein „Desaster“ nennen die Forscher das Ergebnis. Denn die Motivation etwas zu spenden, nahm deutlich ab, wenn das Geld erst verzögert ausgezahlt wurde. „Im ersten Fall waren 70 Prozent der Gruppen erfolgreich. Bei der zweiten Spielvariante haben es nur vier von elf Gruppen geschafft. Und wo gar keine finanzielle Belohnung ausstand, hat niemand das Ziel erreicht“, sagt Doktorandin Kristin Hagel vom Max Planck Institut.

Dieses Ergebnis war in der Tendenz vorhersehbar. „Wir konnten wissenschaftlich bestätigen, dass die Bereitschaft fehlende Beiträge auszugleichen, also mehr zu spenden, höher ist, wenn im Gegenzug eine unmittelbare Belohnung folgt“, so Hagel. Damit wir die Welt wirklich jetzt – und nicht erst dann, wenn es schon viel zu spät ist – retten wollen, müssten mehr kurzfristige, finanzielle Anreize entstehen. Zum Beispiel in Form von Emissionszertifikaten oder der Ökosteuer, so die Forscher. Wichtig sei es auch, Klimaschützer zu loben. „Man muss mehr Transparenz in der Öffentlichkeit schaffen für Menschen, die umweltbewusst leben, und ihre Reputation stärken“, sagt Hagel. Klimasünder müssten härter und öffentlich bestraft werden.

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