Unis auf der Suche nach Spendern für Stipendien

Geld fällt nicht einfach so vom Himmel. Oder doch? Für jeden zehnten Studenten stehen die Chancen nicht schlecht, dass dieser Wunschtraum in Erfüllung geht. Das ist zumindest das Ziel der künftigen schwarz-gelben Bundesregierung. Aber ist das realistisch?

Für jeden zehnten Studenten soll es bald Geld regnen. Doch ist das realistisch? (Foto: Sophie Mono)

Für jeden zehnten Studenten soll es bald Geld regnen. Doch ist das realistisch? (Foto: Sophie Mono)

450 Millionen Euro, das ist nicht nur in Zeiten der Wirtschaftskrise eine Menge Geld. Und doch haben Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) und NRW-Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) vereinbart, dass diese Summe jährlich für besonders leistungsstarke Studierende in Form von Stipendien aufgebracht werden soll. Zur einen Hälfte von Bund und Ländern, zur anderen Hälfte von „privaten Förderern“, sprich: von Unternehmen.

Große Firmen tun sich schwer mit Spenden

Im seit 2005 schwarz-gelb-regierten NRW hat Pinkwart sein Vorhaben bereits im April anlaufen lassen. Hier gehen die Unis selbst auf die Jagd nach großzügigen Spendern. „Wir waren positiv überrascht vom großen Engagement der kleinen und mittelständigen Unternehmen und auch von Privatförderern. Nur die großen Firmen taten sich schwer damit, Geld zu geben“, erzählt Britta Freis. Ihr Amt als  „Fundraiserin“ (Mittelbeschafferin) an der Ruhr-Uni-Bochum (RUB) ist eigens für das Stipendienprojekt eingerichtet worden. 120 Stipendien á 150 Euro konnte sie in kürzester Zeit aufbauen, das Land NRW legte für jedes noch einmal 150 Euro drauf. „Vielen Unternehmen gefällt die Chance, dass ihr Geld durchs Land verdoppelt wird“, vermutet Freis und glaubt, dass in nächster Zeit noch viele weitere folgen werden. 120 Stipendien sind nicht wenig, bei 32.000 RUB-Studenten allerdings weit weniger als die angestrebten zehn Prozent. „Im nächsten Jahr über 3.000 Stipendien für die RUB schaffen zu können, das ist unrealistisch“, ist sich Freis sicher.

Das sieht auch Stipendieneinführer Pinkwart ein. „Die staatlichen Mittel, die wir in NRW in den Haushalt eingestellt haben, ermöglichen einen Start mit 1400 Stipendien, die in jedem Jahr um weitere 1400 anwachsen sollen“, erklärt er gegenüber pflichtlektüre online. Dass jetzt auch bundesweit ein Stipendiensystem eingeführt werden soll, sieht er als Chance für NRW, das somit nicht mehr im Alleingang unterwegs ist.

Die Frage nach der Gerechtigkeit

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NRW-Forschungsminister Pinkwart glaubt an die Gerechtigkeit des neuen Stipendiensystems. (Archivbild: Franziska Weigt)

Doch selbst wenn auf lange Sicht tatsächlich annähernd zehn Prozent der Studierenden Geld für gute Noten bekommen würden – Die Frage nach der Gerechtigkeit bleibt. Gewerkschaften, Grüne und Linke pochen darauf, statt des Stipendiensystems das Bafög weiter auszubauen und Studiengebühren abzuschaffen. Britta Freis von der RUB befürchtet, was viele Studien bestätigen: Stipendien kommen hauptsächlich denen zugute, die aus wohlhabenden Familien stammen. Der leistungsorientierte Pinkwart dagegen ist von der Gerechtigkeit seines neuen Systems überzeugt: „Es schmälert im Gegensatz zu den bisherigen Stipendien den Bafög-Anspruch nicht, und auch Fachhochschüler haben dieselbe Chance auf ein Stipendium wie Uni-Studenten.“

Ob gerecht oder nicht, in Zukunft werden wohl mehr als bisher 0,3% der nordrhein-westfälischen Studenten mit Geld gesegnet. Bleibt nur zu hoffen, dass eines Tages neben dem Steuerzahler nicht auch die übrigen Studierenden durch eine Erhöhung der Studiengebühren dafür aufkommen müssen.


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