Ringen: Mit dem richtigen
Griff zum Sieg

Kampf_Kopie

Anfang August ist es soweit – die Olympischen Spiele in Rio starten. Aber olympische Sportarten gibt’s auch im Pott. Wir stellen euch fünf davon vor. Heute ist Ringen dran. Kaum eine olympische Sportart ist so lange olympisch, wie diese. Bereits in der Antike wurde um Ruhm und Ehre gerungen. Auch bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro sind Ringer aus aller Welt am Start. Doch wie genau lauten die Regeln? Und wie trainiert ein Ringer? Dortmunder Sportler haben es uns einiges dazu erzählt.

Dienstag, 19 Uhr in Hörde. Beim AC Hörde 04 beginnt das Ringtraining. „Spiel mir den Ball zu!“, tönt es durch die Sporthalle? Ein Ball beim Ringtraining? Ganz einfach. Für die Ringer aus Hörde ist das Fußballspiel das Aufwärmtraining. „Wir müssen ja was machen, wo auch noch die alten Herren mitmachen können“, erzählt Trainer Kurt Schröer schmunzelnd „nach dem Fußball gehen die dann meistens in einen anderen Raum und machen Krafttraining, während wir Ringen.“

Kurt

Ring-Trainer Kurt Schröer in der Halle.

Der Dortmunder ist seit vielen Jahren im Verein und behält Recht mit seiner Aussage. Nach dem Fußballspiel gehen die älteren „nach oben“ und trainieren dort individuell. Über bleiben rund 15 junge Männer. Unter ihnen sind auch zwei Flüchtlinge aus Witten. Sie werden zweimal die Woche zum Training nach Dortmund gebracht. „Am Anfang waren es mehr,“ erzählt Schröer „aber die anderen haben nicht so lange durchgehalten. Jetzt gehören nur noch die beiden zur Bande.“

Zur Bande gehören auch Schröers 20 Jahre alter Neffe Fabian und sein Kumpel Dennis. Obwohl Fabian aus einer „Ringerfamilie“ kommt, ist es Dennis, der schon länger ringt. „Ich bin seit ca. sieben oder acht Jahren beim Ringen. Meine Mutter hat mich damals hierhingeschickt. Sie meinte, ich würde mich sonst langweilen.“, erzählt er „Bei mir war es eigentlich klar, dass ich mal Ringer werde. Schließlich waren mein Vater und Onkel auch Ringer.“ Beide begeistert am Sport vor allem die Disziplin, das Ausdauertraining und die Koordinationsübungen. Ernsthaft verletzt waren beide zum Glück noch nicht. „Bis auf Gelenkschmerzen nach dem Training tat uns vom Ringen bisher noch nichts weh,“ erinnert sich Fabian, „richtig böse kann es nur werden, wenn man nicht richtig trainiert oder unglücklich fällt. Dann kann man sich schon mal was brechen.

Die wichtigsten Regeln im Überblick

Gerungen selbst wird im Wettkampf auf einer mehrfarbigen Fläche. In der Mitte ist ein großer gelber Kreis, die Kampffläche. In der Mitte dieser Fläche startet auch der Kampf. Darum ist ein dicker roter Ring, auf dem auch noch gekämpft werden darf. Die blaue Außenfläche dagegen ist die sogenannte Schutzzone. Auf dieser wird normalerweise nicht gerungen, sie schützt jedoch die Ringenden vor einem harten Aufprall auf dem Boden.

In einem Kampf tragen die Gegner auch zwei verschiedene Anzüge. Der eine ist rot, der andere blau.

Der Kampf selbst dauert zwei Mal drei Minuten. Ziel ist ein Schultersieg. Hier liegt der Gegner für mindestens zwei Sekunden auf den Schultern und kann sich nicht befreien. Gelingt jedoch keinem der beiden Kämpfenden ein Schultersieg, wird der Kampf durch Punkte entschieden.

Die unterschiedlichen Würfe bringen alle verschieden viele Punkte. Im Griechisch-Römischen Stil reichen acht Punkte mehr für den Sieg, im Freistil sind es zehn Punkte. Zwei Punkte bekommt man zum Beispiel für den „Take-Down“. Bei diesem Wurf scheißt man seinen Gegner zu Boden und muss in beherrschen. Beherrschen bedeutet, dass man seinen Gegner in die gefährliche Lage, also die Schulterlage, bringt.

Vier Punkte dagegen bekommt man, wenn man aus dem Stand seinen Gegner in die gefährliche Lage bringt.

Das besondere beim Ringen ist jedoch die Tatsache, dass es die einzige Kampfsportart ist, die nicht zum Ziel hat, den Gegner kampfunfähig zu machen. Stattdessen ist der Würgegriff verboten und auch die Gelenke dürfen nicht willentlich verletzt werden. Aus diesem Grund steht das „Ringen und Raufen“ auch im Schulcurriculum in NRW.

 

Damit eben das nicht passiert, legt Trainer Kurt Schröer viel Wert auf ein gutes Training. Nachdem die Jungs die Trainingsgeräte eigenhändig aufgebaut haben, müssen sie sie auch eigenhändig benutzen. „Diese elf Übungen dienen der Ausdauer, die ist nämlich immens wichtig beim Ringen.“, erklärt Kurt Schröer und schaut auf seine Stoppuhr. „Eine Übung dauert immer eine Minute und dann ist eine halbe Minute Pause.“ Er schaut auf und feuert die Trainierenden an:„Immer weiter machen Dennis! Gib nicht auf!“ Er schaut nochmal auf die Uhr, noch zehn Sekunden, dann ist die erste Übung geschafft. Kaum hat Schröer „Stopp“ gerufen, hören alle schnell auf und atmen erstmal tief ein und aus.

 Die Rückenlage ist entscheidend

Ringer K.O.

Einer der Ringer ist schon ziemlich K.O.

Nach dem aufwärmen und Einringen beginnen dann endlich die richtigen Kämpfe. Dazu tun sich die jungen Männer in Zweiergruppen zusammen und ringen sich locker ein. Kurze Zeit später wird es dann richtig ernst. Für den Außenstehenden ist zwar kein großer Unterschied zu erkennen, aber jetzt wird härter zugegriffen. Der ein oder andere geht da schon mal zu Boden. Das oder genauer gesagt, die Rückenlage ist auch das Ziel des Gegners. Denn die Rückenlage ist die sogenannte „gefährliche Lage“ und bringt im Kampf Punkte.

  In Vielen Ländern hat Ringen Tradition

 

Bei Olympia ist das Ringen sogar in der olympischen Hymne fest verankert. Als vor kurzem zur Debatte stand, dass Ringen nicht mehr olympisch sein sollte, schalteten sich viele wichtige Persönlichkeiten ein und argumentierten dagegen. Griechenland drohte sogar damit, dass olympische Feuer nicht mehr rauszugeben, sollte Ringen nicht mehr olympisch sein. Auch wichtige Politiker, wie Barack Obama und Wladimir Putin sollen sich eingeschaltet haben und für einen Verbleib des Ringens plädiert haben. Das liege daran, dass beide selbst einmal Ringer waren, so Schröer und das Ringen in den USA oder Russland deutlich populärer ist, als in Deutschland.

In 185 Staaten wird weltweit gerungen

„In 185 Ländern der Welt wird gerungen“, sagt der Ringtrainer. In Deutschland ist der Sport nicht so beliebt, wie in Ringernationen wie Russland oder den Vereinigten Staaten. „Das ist schade, aber in der deutschen Kultur begründet. Wir haben anderer Werte, als man zum Beispiel in den USA hat. Das wird sich auch nicht so schnell ändern. Hier ist Fußball Sportart Nummer Eins.“

Damit wendet sich der Trainer wieder den Ringenden zu und beendet ihre Kämpfe. Zum Abschluss wird wieder etwas Fußball gespielt. Ist schließlich eine deutsche Kultsportart. Danach geht’s noch in die Kneipe. So viel Zeit zum Reden hat man ja beim Training nicht. Vielleicht wird in wenigen Wochen ja auch gemeinsam Ringen bei den Olympischen Spielen geschaut. Der erste Kampf ist am 14. August.

Ambitionen auf Olympia hat der AC Hörde 04 nicht. Nach einigen Jahren Abstinenz hat der Verein wieder ein Team auf die Beine gestellt und startet ab der nächsten Saison in der Bezirksliga.

Ringen bei den Olympischen Spielen

Olympia und Ringen, das passt zusammen. Schon in der Antike wurde bei den olympischen Spielen gerungen. Genauer gesagt ab dem Jahr 708 v.Chr. Damals gehörte das Ringen oder auch Pale, zu den Disziplinen des Fünfkampfes. Es war gleichzeitig aber auch eine Einzeldisziplin. Im Gegensatz zu heute kämpften die Ringer damals unbekleidet gegeneinander. Außerdem gab es keine verschiedenen Gewichtsklassen und Sieger war, wer seinen Gegner dreimal auf den Boden warf. Während der Regierungszeit von Kaiser Theodosius (379-395 n.Chr.) wurden sowohl das Ringen, als auch die Olympischen Spiele verboten.

Bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit 1896 in Athen war Ringen wieder dabei. Gerungen wurde in Athen vorerst nur im griechisch-römischen Stil und ohne Beschränkung des Körpergewichts. Der griechisch-römische Stil ist im Übrigen keine Fortsetzung an die Antike.

Im Laufe der Jahre kamen das Freistilringen und die verschiedenen Gewichtsklassen hinzu.  Seit 1924 gibt es ein Zeitlimit, so dass die Kämpfe nicht mehr mehrere Stunden dauern. Das Frauenringen steht seit 2004 im Programm.

Die aktuellsten News rund um alle Olympiateilnehmer*innen der Ruhrunis erfahrt ihr hier im Olympia-Ticker.

Weltkarte: weltkarte.com

Beitragsbilder: Nina Louwen
Teaserbild: Leonie Rottmann

Die Olympia im Pott-Woche im Überblick
Teil 1: Rugby: Kein Sport für Simulanten
Teil 2: Taekwondo: Zielgerichtet auf Medaillenkurs
Teil 3: Gewichtheben: Traum vom Bundeskader

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