Blobbing: Hoch hinaus
mit Katapult-Effekt

Blobben-Titel

Die Trendsportart „Blobbing” hat jetzt auch Nordrhein-Westfalen erreicht. Seit Anfang Mai kann am Biggesee in Olpe „geblobbt” werden. Frei übersetzt bedeutet das so viel wie „Plantschen”. Dabei wird man von einem im Wasser schwimmenden Luftkissen aus ins Wasser katapultiert. Wie genau das funktioniert, habe ich ausprobiert.

Kissen

Manchmal fühlt man sich auch etwas eingequetscht.

Mit geschlossenen Augen sitze ich auf – oder besser in – einem überdimensionalen Luftkissen. Wobei sitzen auch nicht der richtige Begriff dafür ist. Ich liege eher. Die Beine etwas erhöht, mein Kopf seltsam von dem Kissen nach vorne gedrückt. Ein bisschen verkrampft höre ich nach hinten. Sehen kann ich nichts. Vor mir, hinter mir, neben mir – überall dieses Kissen. Über mir sehe ich nur den blauen Himmel. Ich weiß genau, was jetzt gleich passieren wird.

Dann höre ich es. „Drei, zwei, eins – BLOB!” Es folgt ein dumpfer Aufschlag. Ich warte darauf, dass sich die Luft in dem Kissen zu mir drückt, um mich wie ein Katapult in die Luft zu schießen. Eine gefühlte Ewigkeit passiert gar nichts. Und dann spüre ich den Luftstrom, der meinen Körper nach oben drückt. Schnell und mit einer unglaublichen Kraft. Ich hebe ab und werde ein paar Meter durch die Luft geschleudert. Nicht auf dem Kopf landen! Das hatte man mir vorher gesagt. In der Luft überschlage ich mich nach hinten und kann nicht mehr sagen, wo oben und wo unten ist. Das Wasser kommt näher. Wieso kann ich das so gut sehen? Ich lande auf dem Kopf. Natürlich. Was auch sonst.

So platsche ich dann mit dem Kopf zuerst ins Wasser. Total orientierungslos schwimme ich wieder nach oben. Meine Schwimmweste hilft mir, die richtige Richtung zu finden. Ich tauche auf, gucke mich kurz um. Mein erster Gedanke: „Geil, ich will nochmal!”

Blobben heißt die Sportart, die mich in diese etwas seltsame Situation gebracht hat. Schon öfter hatte ich Menschen gesehen, die sich mit Hilfe eines Luftkissens auf dem Wasser durch die Luft schleudern lassen, um am Ende meistens etwas unsanft auf der Wasseroberfläche aufzuschlagen. Das wollte ich auch ausprobieren. Und bei 30 Grad und strahlender Sonne bot sich mir die Gelegenheit. Schnell habe ich die Schwimmsachen eingepackt und bin nach Olpe zum Biggesee gefahren. Dort ist in ganz Nordrhein-Westfalen seit Anfang Mai die einzige Möglichkeit, sich zu einer menschlichen Kanone zu verwandeln.

Blobben kann jeder machen

Am See angekommen war ich erst einmal beeindruckt von dem Anblick. Das Kissen hatte ich mir größer vorgestellt, den Turm dagegen deutlich niedriger. Ich erinnerte mich an meine kläglichen Versuche, vom Drei-Meter-Brett zu springen. Die endeten meistens mit Bauchklatschern und feuerroter Haut. Aber der Turm in Olpe ist noch höher. Alleine das Kissen misst schon ungefähr 1,5 Meter. Der Turm ist dementsprechend zwischen vier und fünf Meter hoch.

Ich schaute mir zuerst einige andere Leute beim Blobben an. Sie wurden vorher von Michael eingewiesen. Michael ist Rettungsschwimmer und arbeitet am Biggesee. Entweder er macht die Aufsicht oder er leitet das Blobben. Dann gibt er eine kurze Einführung, was beim Blobben zu beachten ist und verteilt Schwimmwesten und Helme. Beruhigend, dachte ich ironisch. „Das ist nur prophylaktisch und soll vor möglichen Verletzungen schützen”, erklärte Michael, als ich vorsichtig nachgefragt hatte. Wirklich beruhigend.

Ganz wohl war mir nicht. Aber: Augen zu und durch!

Ganz wohl war mir nicht. Aber: Augen zu und durch!

Nachdem dann auch noch ein Ansturm von Kindern sich fürs Blobben anmeldete, wollte ich mir die Blöße nicht mehr geben und meldete mich fest entschlossen auch an. Den Kindern schien es auch ziemlich Spaß zu machen. Schrilles Kreischen und lautes Lachen erfüllten die Umgebung um den See. Sie sprangen sogar zu dritt, damit das „Katapult” vorne noch höher fliegt. Immer mehr Badegäste schauten zu. Eine richtige Attraktion am Badesee.

Adrenalin-Kick inklusive

Jetzt war also mein großer Auftritt gekommen. Ich habe mich aber zuerst noch zweimal vergewissert, ob der Helm und die Schwimmweste auch wirklich richtig saßen. Dann wagte ich mich zusammen mit Michael auf den Turm. Meine erste Aufgabe war, das Mädchen ins Wasser zu „blobben”, das schon unten im Kissen war und wartete. Sie wollte aber höher fliegen, weswegen wir zu zweit springen sollten.

Ich sollte also auch noch mit einem anderen Menschen zusammen vier Meter in die Tiefe springen und darauf achten, dass wir uns nicht gegenseitig weh taten. So hatte ich aber zumindest keine Wahl, denn Michael hätte mich wahrscheinlich auch einfach mitgezogen. Wir machten eine Trockenübung auf dem Sprungturm und dann ging es los. Ehe ich überhaupt nachdenken konnte, steckte ich schon mitten in dem Kissen. Michael glitt rechts von mir ins Wasser und sagte, ich solle nach vorne krabbeln.

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Ich lag jetzt wie eine Schildkröte auf dem Rücken und konnte mich nicht aufrichten, weil das Kissen mich immer wieder zurückfallen ließ. Irgendwann schaffte ich es dann aber doch und hoffte innerlich, dass ich nicht seitlich runter rutschte. Vorne angekommen brachte ich mich dann in Position und wartete ab.

Blobben macht einfach Spaß

Nach dem Flug war ich voller Adrenalin und wollte am liebsten nochmal springen. Ich hatte mir zwar beim Aufprall etwas am Arm und am Kopf weh getan, aber das war ganz schnell vergessen. Das Gefühl war einzigartig, wie auf einem Schleudersitz. Und dank der Weste und des Helms ist man gut geschützt und es kann eigentlich nicht viel passieren.

„Blobben ist einfach etwas Neues. Klar kann man auch einfach ins Wasser springen, aber das macht nicht so viel Spaß”, erklärte mir Michael. „Viel beachten muss man dabei anfangs eigentlich nicht. Ein bisschen Körperspannung ist von Vorteil, damit man nicht ungünstig zum Beispiel auf dem Kopf landet.”

Mein Fazit aus diesem Selbstversuch: Blobben macht richtig Spaß und ist eine coole Aktivität bei sommerlichen Temperaturen und Sonnenschein. Ich empfehle jedem, der zweifelt, es einfach auszuprobieren, so wie ich es gemacht habe. Ob man sich jetzt noch höher in die Luft schießen lässt durch mehr Gewicht, ist jedem selbst überlassen. Mir haben die drei bis vier Meter auf jeden Fall gereicht. Blobben ist etwas Neues, Aufregendes und Spannendes für mich gewesen und ich möchte es auf jeden Fall nochmal machen.

Fotos: Leonie Rottmann

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