Brain Drain: Spaniens verlorene Generation

„Die Spanier gehen merkwürdig mit der Krise um“, sagt Wirtschaftsprofessor de las Cuevas, „Zum einen haben sie sehr niedrige Erwartungen an die Zukunft und sind sehr pessimistisch. Die Mischung aus Panik und der ansonsten gleichgültigen, entspannten Mentalität ist sehr gefährlich für eine Wirtschaft.“ Die Krise sieht er in Spanien tief verwurzelt: „Die Krise in Spanien ist eine andere als die allgemeine Krise in Europa. Das föderale Regierungssystem mit 17 autonomen Provinzen hat zu der schlimmen Situation beigetragen.“ Fehlende Kooperation sorge dafür, dass der öffentliche Sektor völlig ineffizient arbeite. Auch in der Bildungspolitik verfolge jede Bezirksregierung eine eigene Politik. „Die Lösung für diese Probleme bestünde darin, das strikt föderale System zu verändern“, ist sich de las Cueves sicher.

Heimweh versus Zukunftsangst

Mitte Mai gingen die jungen Spanier auf die Straße. Tagelang diskutierten sie auf dem Puerta del Sol - dem zentralen Platz im Herzen Madrids. Foto: Jan-Ole Niermann

Mitte Mai gingen die jungen Spanier auf die Straße. Tagelang diskutierten sie auf dem Puerta del Sol - dem zentralen Platz im Herzen Madrids. Foto: Jan-Ole Niermann

Für Francesc Doménech ist es nicht leicht hunderte Kilometer entfernt von zu Hause zu wohnen: „Mein Problem ist, dass ich immer wieder Heimweh habe.“ Er kommt aus Valencia, im Osten Spaniens. Im Herbst ist er nach Dortmund gekommen. Auch Francesc ist Ingenieur. Er hat sein Studium abgeschlossen – und fand in Spanien keine Arbeit. Er ist 27 Jahre alt, nach sechs Monaten ohne Arbeit entschied er sich, nach Dortmund zu kommen: „Deutschland war immer meine erste Option. Ich bin Ingenieur und Deutschland ist das beste Land für mich, die besten Chancen sind hier.“

Doch der Alltag bereitet immer noch Probleme: Eine Wohnung zu mieten oder einen Internet-Vertrag zu unterzeichnen – für Francesc keine Leichtigkeit. Oft versteht er die komplizierten deutschen Formulierungen nicht. Er ist mit seiner Freundin Ines nach Deutschland gekommen, seit April hat er eine feste Stelle: „Ich habe einen Job gefunden, bevor ich hierher gekommen bin. Darum hatte ich damit kein Problem.“ Viele andere Spanier haben es schwerer. Sie kommen nach Deutschland ohne Job – und hoffen, hier eine Arbeit oder ein Praktikum zu finden.

Während der spanischen Diktatur mussten die Menschen auswandern, um am Leben zu bleiben. Heute fliehen sie aus anderen Gründen. Es fehlt an guten Zukunftsaussichten, die junge Spanier nun im Ausland suchen. Beatriz, Sergio und Francesc wollen in Deutschland bleiben – erst einmal. Denn irgendwann wollen sie nach Spanien zurückkehren, nach Hause. Doch sie wissen, dass dieser Wunsch zurzeit ziemlich unrealistisch ist. Denn es gibt keine Arbeit in Spanien.

Alberto Sisí Sánchez und Sandra Calvo Pastor sind Erasmus-Studenten aus Spanien, die für zwei Semester in Dortmund studieren und für pflichtlektüre.com über die Entwicklung in Ihrer Heimat berichten.

Vielen Dank an Miriam Grün für ihre Hilfe.

1 Comment

  • Jacob Olson sagt:

    Ich Heisse Jacob Olson, und komm ursprunglich aus Minnesota, USA. Ich studiere jetzt an der HAWK Fachhochschule in Hildesheim. In dem nächsten Jahr, mach ich mein Bachelor Thesis Projekt in Graphic Design.

    Für diese Projekt, ich gestalte ein Magazin in drei Sprachen parallel zueinander (Englisch, Spanisch, und Deutsch)

    Deswegen suche ich Inhalt für das Magazin im Internet, und hab schon ein paar blogposts und Kurzgeschichten gesammelt, die ich übersetzen lassen kann. Konnte ich so was wie diese Artikel auch benutzen für mein Projekt? vielleicht neue blog posts, ich wollte ein abteil über die Krise in Europa auch machen.

    Ich profitiere halt nicht es nur ein Projekt, was sagen Sie dazu?

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