Wie die TU Dortmund aufwacht

Titelbild tu erwacht

Während die Studenten noch im Bett liegen oder sich gerade erst für die 8 Uhr Vorlesung fertig machen, ist auf dem Campus schon viel Betrieb. Das passiert im Morgengrauen an der TU Dortmund:

4.55 Uhr morgens am Technologiezentrum

Kurz vor fünf Uhr am Morgen. Es ist stockdunkel auf dem Campus der TU Dortmund. Man hört nur die Vögel zwitschern. Dann fährt ein Auto heran. Es parkt vor der Leitstelle der Hochbahn. Tobias Alef steigt aus und geht hinein. Er hat jetzt Dienstantritt. Noch ein bisschen müde lässt er sich in seinen Stuhl fallen. Vor ihm stehen drei Computer und acht Überwachungsbildschirme. Alle müssen zunächst hochgefahren werden. „Und auch die Bahnen und Haltestellen sind noch nicht aufgerüstet“, erklärt der Hochbahnmitarbeiter. Das ändert er mit einem Knopfdruck. Und dann folgt die so genannte Betriebsaufnahme der Bahnen – also die Testfahrt mit einem der Waggons.

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Die H-Bahn im Dunkeln.

Eine der Bahnen war die Nacht über am Technologiezentrum abgestellt worden. Er wird sie jetzt selber steuern: „Wir fahren jetzt im Handbetrieb: Ich kann hier Gas geben, bremsen und bin auf mich alleine gestellt, also keine Automatik greif ein.“ Lenken muss er allerdings nicht, alle Weichen sind schon so eingestellt, dass er die ganze Strecke bis Eichlinghofen fahren kann. Er lässt die Bahn langsam anrollen. Direkt Vollgas geben – was bei der H-Bahn 50 km/h bedeuten würde – darf er nicht. Die Räder müssen zunächst schonend warm gefahren werden, so Tobias Alef, ausgebildeter Elektrotechniker bei der DSW21. Ganz alleine fährt er jeden Morgen durch den Nebel über dem Campus. Er hat sich die Scheinwerfer der H-Bahn angemacht, die sonst eigentlich aus sein müssen, weil sie Autos blenden. Doch er bracht jetzt den Überblick über die Strecke: „Ich muss schauen, ob irgendwelche Sachen im Weg liegen, irgendwo was runtergefallen ist oder ob Lichter nicht angehen.“ Auch in den Fahrzeugen und an den Haltestellen muss er schauen, ob alles sauber ist und nicht noch der Müll oder alte Flaschen von nächtlichen Partys herum liegen.

Zum Schluss testet er noch das Wichtigste: Die Bremsen. Bei 30 km/h bringt er die Bahn abrupt zum stehen. Dann misst er die Bremswerte: „Die sollen immer so zwischen 3,5 und 4,5 m/s liegen ansonsten müsste man die Bremsen kontrollieren.“ erklärt er.

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So sieht es in der Leitstelle der H-Bahn aus.

Die heutigen Bremswerte sind in Ordnung, also geht er zurück in die Leitstelle und trägt sie dort ein. Außerdem macht er jetzt noch einen Lautsprechertest, damit er im Notfall auch Durchsagen in den Haltestellen machen kann. Am Campus Nord steht auch schon sein Kollege an der Sprechanlage. Durch die Lautsprecher hört er jetzt Tobias Alef: „Sie haben den Notruf betätigt, Bahnsteig 1“. Daraufhin gibt der Kollege die Bestätigung: „Jawohl, Bahnsteig Nord, das ist ein Test. Funktioniert, wunderbar!“

5.45 Uhr: Auch im Zentrallager ist schon Betrieb

Dort werden Lebensmittel für die Mensa, die Food Fakultät und Co. angeliefert. Die Uni hat auch einen eigenen Catering-Service und beliefert diverse Schulen im Umkreis von Dortmund. Einer der Lieferanten ist Niko Sträter.

Food Fak

Lebensmittel für die Food Fakultät.

Er ist um die frühe Uhrzeit längst nicht der einzige Transporter an der Laderampe: „Wenn ich hier morgens ankomme, versuche ich erstmal an die Rampe zu kommen und dann fange ich erst an, meine Ware runterzuziehen.“ Er beliefert hauptsächlich Fleisch, Gemüse und ein paar Tiefkühlwaren. Die stellt er dann in das Zentrallager, wo die Lebensmittel alle untersucht werden müssen, bevor sie im Kühlhaus zwischengelagert werden. Das machen TU-Mitarbeiter vor Ort. Sie kontrollieren anhand des Lieferscheins die Quantität und die Qualität. Gerade kommen zwei große Frischlachsfilets in einer Kiste voller Eis an. Bei Ihnen liegt die Temperatur bei Minus 0,9°C. „Genau richtig!“ sagt der zuständige TU-Mitarbeiter. Auch dieser Wert wird dann in dem Kontrollzettel eingetragen und unterzeichnet. Insgesamt 5-6 Tonnen Lebensmittel kommen jeden Morgen im Zentrallager der TU Dortmund an.

6.05 Uhr: Beim Zentralpförtner brennt das Licht

Der Zentralpförtner ist gar nicht erst ins Bett gegangen. Denn sein Dienst hat schon am Vortag um 22 Uhr begonnen. Deshalb steht jetzt schon der Endspurt an: Der Türenaufschluss. Er hält immer die gleiche Reihenfolge ein, damit er keine der 30 Türen vergisst.Auf die Frage, ob er es nicht einsam finde, so alleine auf dem dunklen Campus herumzulaufen, antwortet er nur: „ Es ist eigentlich ganz entspannt, man hat seine Ruhe.“ Manchmal komme es vor, dass er auf noch wache Studierende trifft, die ihm betrunken entgegen torkelten.

Manche Türen sind auch schon auf, denn der Putztrupp ist auch schon aktiv. Eine der Reinigungskräfte wechselt zum Beispiel gerade die Mülleimer in der Food Fakultät. Aber das ist nicht ihre einzige Aufgabe: „Ich muss auch die Tische putzen und die WCs sauber machen. Aber am meisten muss ich saugen.“ Heute war sie schon um zwei Uhr wach, weil ihr Sohn krank ist. Aber auch sonst steht sie immer um vier Uhr schon auf. Warum? „Weil ich doch noch meinen eigenen Haushalt machen muss!“ sagt die Mutter von drei Kindern.

Aber sie ist nicht alleine in der Food Fakultät. Schließlich müssen jetzt um halb sieben auch die ersten Brötchen vorbereitet werden. Rund 800 Brötchen belegt das Team in der Küche der Food Fakultät: „Wir schneiden alles frisch und belegen alles selber. Dabei geben wir Vollgas, damit die Vitrinen bis zur ersten Pause voll sind“, so der Leiter der Food Fakultät.

 6.40 Uhr: Gegenüber in der „eldoradio“-Redaktion wird schon gearbeitet

Um Punkt 8 Uhr beginnt die Morgensendung des Campusradios „eldoradio“ – und zwar mit den Nachrichten. Luisa Flicke ist heute die Nachrichtensprecherin und deshalb auch schon früh auf den Beinen gewesen: „Ich bin um 5 Uhr schon aufgestanden. Aber eher, weil ich schon so nervös war und nicht mehr schlafen konnte. Ich muss aber erst um halb sieben in der Redaktion sein.“

Studenten sind sonst kaum auf dem Campus zu sehen. Eine junge Frau läuft durch die Morgendämmerung an der Bibliothek vorbei. „Ich bin hier weil ich noch schnell was drucken muss, um noch was abzugeben.“ Es sei ihr allerdings schwer gefallen, heute morgen aufzustehen: „Der Wecker musste ein paarmal klingeln, bevor ich aus dem Bett gekommen bin.“ Gegen ihre Müdigkeit könnte sie jetzt gleich einen Kaffee kaufen. Den gibt es um diese Zeit schon im Chaqwa. Für alle tapferen Frühaufsteher. 

 

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