… bei den Maya

Von Vanessa Martella

Die Maya sollen es vorausgesehen haben: Am 21. Dezember 2012 geht unsere Welt unter. Unzählige Verschwörungstheorien ranken sich um dieses Datum. Auch Hollywood zieht mit: In dem Film „2012“ kämpft die Menschheit mit Riesentsunamis, Vulkanausbrüchen und Erdbeben und deckt damit nur einen Bruchteil der vielen prophezeiten Szenarien ab. Außerirdische, Sonnenstürme, Polsprünge, ein Tor in die fünfte Dimension – der Weltuntergang wird nach Wunsch serviert. Ein neu entdeckter Maya-Kalender soll wiederum das Gegenteil beweisen. Doch wie funktioniert das Kalendersystem, das angeblich unser Lebensende vorhersagt?

Die Maya sollen es vorausgesehen haben: Am 21. Dezember 2012 geht unsere Welt unter. Foto: morguefile.com Sagt der Maya-Kalender wirklich das Ende der Welt voraus? Foto: morguefile.com

Drei voneinander unabhängige Kalender bestimmten das Leben des Maya-Volkes. Forschungen ergaben, dass das System seinen Ursprung mehrere Jahrtausende vor Christus hat und auf astronomischen Beobachtungen basiert.

Haab
Der Kalender Haab ist unserer heutigen Zeitrechnung sehr ähnlich, er richtet sich nach dem Sonnenjahr mit 365 Tagen. Unterteilt wird er allerdings in 18 Monate à 20 Tage, plus fünf namenlose Tage am Ende eines Jahres. Nach ihm richtete sich die Landwirtschaft: Mit seiner Hilfe wurden Saat- und Erntezeiten errechnet, um die Bestellung der Felder danach auszurichten. Die Monatsnamen hatten – ähnlich wie heute – keine besonderen Bedeutungen. Sie hießen zum Beispiel „Sek“, „Xul“ oder „Yaxkin“. Dem Monatsnamen ging eine Zahl zwischen 0 und 19 voraus, um den Tag anzuzeigen.

Tzolkin

Tzolkin ist der Ritualkalender der Maya, nach dem sich Zeremonien und Feiertage richteten. Anders als der Haab umfasst er nur 260 Tage und wird in 20 Monate zu je 13 Tage unterteilt. Die Monatsnamen sind Begriffe aus der Natur wie „tsi-kin“ (Vogel) und „ah“ (Schilfrohr). Nicht alle konnten bislang übersetzt werden. Warum der Tzolkin ausgerechnet 260 Tage als Grundlage eines Zyklus‘ annimmt, ist nicht geklärt. Es gibt verschiedene Theorien: Manche vermuten, es habe astronomische Gründe, andere sehen darin die Dauer der menschlichen Schwangerschaft.

Tzolkin und Haab wurden parallel genutzt, deshalb benannten die Maya ihre Tage nach beiden Kalendern, z.B. „8 Sek – 12 ah“. 52 Jahre dauert es, bis die Zeitrechnungen gleichzeitig neu beginnen. Für die Maya war das ein besonderer Feiertag, vergleichbar mit einem Jahrhundertwechsel.

Die lange Zählung

Grundlage für die Spekulationen um den Weltuntergang bildet hauptsächlich der absolute Kalender der Maya: die „Lange Zählung“. Seit dem 13. August 3114 vor Christus werden die Tage fortlaufend durchnummeriert. Genutzt wurde dieser Kalender vor allem für die Geschichtsschreibung und astronomische Beobachtungen. Die Schreibweise der Langen Zählung setzt sich aus fünf verschiedenen Zeiteinheiten zusammen, die wiederum jeweils 0 bis 20 durchlaufen. Grundlage dafür ist die Einheit „Tun“, die unserem Jahr ähnelt: Sie besteht aus 360 „Kin“, also Tagen, die sich auf 20 „Uinal“, also Monate, verteilen. 20 Tun bilden wiederum ein „Katun“ und 20 Katun bilden ein „Baktun“. Ein Baktun entspricht umgerechnet 144.000 Tagen, also rund 394 Jahren. Ausgehend vom ersten Tag der Zählung hieße der 1.10.2012 zum Beispiel 9.12.11.5.18: 9 Baktun 12 Katun 11 Tun 5 Uinal 18 Kin.

Der erste Tag dieser langen Zählung, also der 13. August 3114 v. Chr, begann allerdings nicht bei 0 Baktun, sondern bei 13. Forscher erklären sich das mit der großen religiösen Bedeutung dieser Zahl in der Maya-Kultur. Nach der Vollendung dieses 13. Baktuns sprang die Zeitrechnung dann auf 1 Baktun. Die Zählung 1.0.0.0.0. fällt demnach auf den 12. November 2720 v. Chr und läuft seitdem fortlaufend durch.

Erster Tag seit Beginn

Dieser Umstand ist mit Blick auf den 21.Dezember 2012 von besonderer Bedeutung: Er beschreibt den ersten Tag seit Beginn der Zählung, der erneut das Datum 13.0.0.0.0. trägt. Es tauchen also erstmals wieder 13 Baktun in der Zeitrechnung auf. Das bedeutet allerdings keineswegs, dass der Kalender endet. Vielmehr hat das Datum eine besondere rituelle Bedeutung, da es sich um einen speziellen Jahrestag der „Schöpfung“ handelt. Die Zeitrechnung wird danach aber fortlaufen, wie auch der im Mai 2012 neu entdeckte Maya-Kalender zeigt. Laut der Wandmalereien reicht er bis ins 17. Baktun – kein Hinweis darauf, dass zuvor die Welt untergeht. US-Forscher hatten den Kalender in Guatemala in der Ruinenstadt Xultún gefunden.

Wer trotzdem den Weltuntergang im Dezember heraufbeschwören möchte, darf das nicht den Maya ankreiden – für die wäre der 21. Dezember ein Tag zum Feiern, aber letztendlich doch ein Tag wie jeder andere.

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