Schnee in der Röhre – Die kultigsten Weihnachtsfilme

Wenn wir an Weihnachtsfilme denken, stellen wir uns familienfreundliche Geschichten über nette Kinder mit Apfelwangen vor, die im Verlauf harmloser Verfänglichkeiten Lektionen fürs Leben lernen. Der Weihnachtsfilm ist aber mitnichten auf ein einzelnes Genre beschränkt: es gibt Weihnachtskomödien, -Horrorfilme, ja sogar Weihnachts-Science-Fiction existiert. pflichtlektüre-Redakteur Tino Perlick hat die abgefahrensten für euch zusammengestellt.

Stirb Langsam (1988)

Ballert sich seit über 20 Jahren durch Weihnachtsprogramm: Bruce Willis. Foto: 20th Century Fox Home Entertainment

Ballert sich seit über 20 Jahren durch Weihnachtsprogramm: Bruce Willis. Foto: 20th Century Fox Home Entertainment

Dieser Actioner gehört meiner Meinung nach ins Feiertagsprogramm wie die Weihnachtsansprache des Bundespräsidenten. Für eine ganze Generation verkorkster Kinogänger verkörpert nichts und niemand Weihnachten so sehr wie der schimpfende, barfüßige Bruce Willis. Mit der Uzi im Anschlag schaltet er im Alleingang eine Gruppe Mittel-Europäischer Terroristen aus, die zur schönsten Zeit im Jahr ein ganzes Hochhaus gekapert haben. Ja, religiöse Puristen mögen die Augen verdrehen. Ich hingegen freue mich, dass man Bruce bis heute mit schmutzigen Unterhemden identifiziert und vergebe drei von drei abspanngetreue: „Let it snow, let it snow, let it snow“.

Santa Claus Conquers the Martians (1964)

Ein Alien vom Mars hat es auf den Weihnachtsmann abgesehen. Foto: YouTube

Ein Alien vom Mars hat es auf den Weihnachtsmann abgesehen. Foto: YouTube

Dieser in Deutschland zu Unrecht nie erschienene (aber auf YouTube zu findende) Weihnachts-Trash wirft die Frage auf, ob es irgendetwas gibt, dass Santa Claus nicht tun kann?! Nicht nur überschwemmt er uns jährlich mit sternhagelgünstigem Elektronikquatsch. Nein, in den 60ern führte er auch noch die Offensive gegen imperialistische Marsmenschen an, die ihn auf ihrem Planeten versklaven wollten. Mit Sets und Kostümen, die aussehen als seien sie einem Müllcontainer vor dem Studio der ZDF-Küchenschlacht entnommen worden, versteckt sich hinter der billigen Fassade eine anti-kommunistische Botschaft. Ich vermisse die Zeit als Kriege mindestens so kalt waren wie der Nordpol und vergebe eine von drei Salatschüsseln, ähm, also Alien-Helme…

Die Geister, die ich rief (1988)

Sieht so der Geist der Weihnacht aus? Foto: Paramont Home Entertainment

Sieht so der Geist der Weihnacht aus? Foto: Paramont Home Entertainment

Was kommt raus, wenn man Bill Murray als Hauptfigur in Charles Dickens „Weihnachtsgeschichte“ besetzt? Eine Grusel-Comedy, die so böse ist wie herzerwärmend. Mit der nur ihm vergönnten Mischung aus Arroganz und Tuntigkeit verkörpert Murray einen eiskalten TV-Producer, der Besuch von drei Geistern erhält. Am Ende dieser Nacht wird er geläutert zu Al Greens und Annie Lennox‘ sträflicherweise in Vergessenheit geratenem „Put a little love in your heart“ anstimmen. Außerdem könnt ihr bei diesem Film lernen, dass ein Pfund Mett auch ein gutes Geschenk ist und dass winzige Rentiergeweihe an Mäuseohren am besten halten, wenn man sie antackert. Ich freue mich, dass man die Weihnachtbotschaft auch mal total anarchistisch verkündet hat und vergebe drei von drei Geistern, gerufen oder nicht.

Gremlins (1984)

Der wohl gemeinste Weihnachtsfilmmoment aller Zeiten kommt ungefähr in der Mitte dieser satirischen Horror-Comedy über eine Kleinstadt, die von gemeinen, grünen Mini-Monstern heimgesucht wird. Und zwar als sich die rehäugige Bardame nach einem verbal wie körperlich erniedrigenden Besuch der betrunkenen Gremlins erholt und von der Nacht erzählt, in der ihr Vater verschwand. Nur soviel sei gesagt: die Vorstellung des fröhlich den Kamin hinunterrutschenden Weihnachtsmannes wird nie wieder dieselbe sein. Ich erinnere mich wehmütig an die Zeit als Steven Spielberg noch fließbandmäßig Filmwunder produzierte anstatt Transformers-Streifen und vergebe drei von drei kuscheligen Gizmos.

Bad Santa (2003)

Keinen Bock auf Kinder - Bob Thornton als asozialster Weihnachtsmann der Filmgeschichte. Foto: Sony Pictures

Keinen Bock auf Kinder - Billy Bob Thornton als asozialster Weihnachtsmann der Filmgeschichte. Foto: Sony Pictures Home Entertainment

Wenn sich die Coen Brüder, berüchtigt für Werke wie „The Big Lebowski“ und „Fargo“, dem Weihnachtsthema annehmen, stehen die Chancen, dass ein besinnliches Moralstück herumkommt eher schlecht. So darf sich Billy Bob Thornton als Bankräuber im Santa-Outfit 90 Minuten lang komatös saufen, fluchen und vögeln. Coca Cola Sponsoring sucht man insofern vergebens. Ein Pornofilm namens „Very, Very Bad Santa“ nahm sich zwei Jahre darauf des Themas an. Die Coens können jedoch beruhigt sein. In Sachen Zynismus und Schwarzhumorigkeit bleibt das von ihnen produzierte Werk unangefochten auf Platz eins aller Weihnachtsfilme. Drei von drei vollgekotzte, falsche Bärte!

Wie im Himmel (2004)

Foto: Paramount Home Entertainment

Auch außerhalb der Weihachtszeit fühlen sich die Dorfbewohner "Wie im Himmel". Foto: Paramount Home Entertainment

Ganz ohne Ironie, Anarchie und Melancholie schafft es diese schwedische Filmperle auf meine Liste. Und dass sogar, ohne ein Weihnachtsfilm zu sein. In die Adventszeit passt er meiner Meinung nach dennoch mindestens so gut wie die Discount-Krawatte ins Wichtel-Arsenal. Denn wenigen Filmen gelingt es, sich auf so unaufdringliche Weise in die Herzen der Zuschauer zu spielen, wie dieser winterlichen Geschichte über einen Star-Dirigenten, der unerkannt in das Dorf seiner Kindheit zurückkehrt. Wie ein guter Geist beseelt er die steifen Dorfbewohner mit seiner Natürlichkeit und Musik. Nicht nur Freunde Skandinaviens kann ich diesen Wohlfühlfilm wärmstens empfehlen. Drei von drei Köttbullar.

Die Liste liesse sich natürlich fortsetzen. Klassiker wie „Schöne Bescherung“ mit Chevy Chase oder Arnold Schwarzeneggers Regiedebüt „Christmas in Connecticut“ seien noch erwähnt. Für dieses Jahr soll es das nun aber erstmal gewesen sein. Also, ich hoffe, meine Tipps dienen Euch als Alternative zum jährlichen ZDF-Festtagsmarathon, der mit Seifenoper-Darstellern versetzen Grimm´schen Märchen. Bleibt abschliessend eigentlich nur noch eins zu sagen: Vergesst beim Fernsehen die Familie nicht und: Frohe Weihnachten!