Um 20:15 Uhr auf der Couch sitzen, eine Packung Chips auf dem Schoß und die Fernbedienung in der Hand − so kennen und lieben wir ihn, unseren klassischen Fernsehabend. Der Welttag des Fernsehens, 21. November, steht ganz im Zeichen aller Couch-Potatoes. Aber wird es den klassischen Fernsehabend auch in Zukunft noch geben? Wie hat sich unser Fernsehverhalten bis heute verändert und werden wir auch in Zukunft noch fernsehen?
Spongebob Schwammkopf, Disney’s Große Pause oder Pokémon. Die meisten Studierenden erinnern sich gerne an ihre Kindheit zurück und können sich diese ohne die prägenden Fernsehserien gar nicht vorstellen. Mit den Pfefferkörnern gingen wir auf Abenteuerreise, Sailor Moon und Simsalabim Sabrina brachten die Mädchen ins Schwärmen. Doch die Anfänge des Fernsehens gehen viel weiter zurück. Und waren ursprünglich nicht für die Unterhaltung gedacht, sondern, um sich zu bilden.
Wie alles begann…
Schwarz-weiß, schwache Bildqualität und verzerrter Ton: So kam das deutsche Fernsehen am 31. August 1928 auf die Welt. An diesem Tag stellte August Karolas sein Fernsehen auf der Deutschen Funkausstellung in Berlin vor. Sieben Jahre später konnte man in Deutschland den ersten weltweiten Fernsehsender „Paul Nipkow“ empfangen. Programm gab es zweieinhalb Stunden täglich, die Gerätepreise waren teuer und viele prophezeiten dem Experiment Fernsehen ein schnelles Ende.
Doch sie behielten unrecht: In den 50ern gab es ein erstes Fernsehangebot von der ARD − täglich fünf Stunden lang. Nicht vorrangig zur Unterhaltung, sondern zur Bildung. Etwa zehn Jahre später wurde das Programm mit dem Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) erweitert, Dritte Programme mit Unterhaltung und kulturellen Sendungen kamen dazu. Ende der 70er wurde dann praktisch der Farbtopf über dem Fernseher ausgeschüttet: Das Farbfernsehen war geboren.
„Nicht ohne meine Flimmerkiste“
Viele Studierende schalten nach der Uni nicht mehr unbedingt den Fernseher ein, sie schauen sich Serien und Sendungen häufig in Mediatheken oder auf Streamingdiensten an.
Trotzdem ist Fernsehen nach wie vor das Leitmedium in Deutschland, weiß Stephan Mündges, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Journalistik der TU Dortmund und freier Mitarbeiter beim ZDF. „14- bis 29-Jährige schauen im Schnitt 144 Minuten Fernsehen pro Tag“, erklärt Mündges, „ab 65 schauen die Deutschen sogar 268 Minuten.“ Natürlich würden viele auf YouTube und Co. zurückgreifen, Mündges sieht das aber nicht als Problem. Eher als Entwicklung, die man in Zukunft beobachten sollte.
Streamingdienste sieht Mündges als zusätzliches Angebot zum klassischen Fernsehen. Videoposts auf Facebook würden auch einfach mehr Menschen erreichen als Texte. Obwohl für manche lineares Fernsehen vielleicht an Bedeutung verliert, tut es das Bewegtbild sicherlich nicht, sagt er.
Fernsehen 2.0 – je realer, desto besser?
Ein Jahr sind sieben Internetjahre. Doch nicht nur das Internet entwickelt sich rasant, auch das Fernsehen versucht sich stets an Neuerungen. Full-HD, 3D-Formate und jetzt auch noch Virtual Reality (VR). Das Fernseherlebnis soll so real wie möglich sein − nur die Brille aufsetzen und direkt im tropischen Regenwald sein. Aber wie geht das eigentlich?
Die VR-Brille bedeckt das gesamte Sichtfeld und reagiert auf die kleinsten Kopfbewegungen. Wer sich in der wirklichen Welt umsieht, sieht sich also gleichzeitig in der virtuellen Welt um und sieht alles so echt, als wäre es die Realität. Vor allem die Spielindustrie sieht diese Technik als Chance, doch auch für das Fernsehen bedeutet sie eine Revolution. Wenn sich Virtual Reality durchsetzt, werden lebensnahe Reportagen, bei denen man von Zuhause direkt in New York oder im Outback landen kann, möglich.
Mündges sieht die Verbreitung der VR-Brillen als Herausforderung an, glaubt aber, dass sie es in den Markt schaffen könnten. Schließlich hat Facebook die Videobrille Ocolus gekauft und ist bekannt dafür, dass es auf dem Markt viel durchsetzen kann. Zwar haben viele Menschen noch Zweifel an Virtual Reality, Mündges sieht das aber als normalen Kulturpessimismus an. „Als der erste Roman herausgebracht wurde, war man diesem Format gegenüber auch skeptisch. Und es hat sich trotzdem durchgesetzt“, erklärt er. Vor allem für Dokumentationen sieht er ein großes Potenzial in der Fernsehtechnik. „Virtual Reality bietet erzählerisch neue Möglichkeiten. Dieses Format spricht emotional einfach an.“, sagt Mündges.
Virtual Reality als neue Dimension für die Fernsehtechnik und eine Möglichkeit, den Menschen wieder Fernsehen noch näher zubringen? Da fragt man sich, was als Nächstes kommt: Fernsehen mit Gerüchen?
Mit dem Fernsehen aufgewachsen
Eine Zeit ohne bewegte Bilder ist heutzutage für die meisten Studierenden unvorstellbar – ob nun klassisch im Fernsehen oder im Internet. Vor allem auch, weil die meisten mit dem Fernsehen aufgewachsen sind. Welche Kinderserien Studierende der TU Dortmund besonders gern geschaut haben, haben wir auf dem Campus gefragt.
[metaslider id=216112]Beitragsbild: flickr.de, lizensiert nach Creative Commons