Zukunft ohne Bargeld?

Die Revolution beim Bezahlen – nicht weniger verspricht der US-Konzern Apple mit seinem neuen Angebot Apple Pay, das Montag in den USA eingeführt wurde. Was verbirgt sich hinter dem Angebot? Werden wir bald alle bargeldlos zahlen?

Nur 30% der Studenten nutzen ihre UniCard als Zahlungsmittel. Foto: Anastasia Mehrens

Nur 30% der Studenten nutzen ihre UniCard als Zahlungsmittel. Foto: Anastasia Mehrens

Typische Situation im Leben eines Studenten: Schnell zur Kasse hetzen, noch eben eine Cola vor der Vorlesung kaufen. Kein Kleingeld im Portemonnaie! Egal. Smartphone an das Terminal an der Kasse halten, der Betrag wird angezeigt, bestätigen per Fingerabdruck auf dem Smartphone, fertig!

So könnte in Zukunft der Alltag aussehen. Das Zauberwort heißt Mobile Payment, also bezahlen ohne Bargeld mit dem Smartphone. In den allermeisten Fällen geht es dabei um kleine Summen, die im Alltag bisher bar gezahlt werden. Immer weniger Leute zahlen bar. Das am 20.10.2014 in Amerika gestartete Apple Pay ist ein weiterer Nagel am Sarg der Münzen und Scheine. In den USA ist das Zahlen mit dem Smartphone im Trend. Auch in anderen europäischen Ländern ist die Akzeptanz von EC- und Kreditkarten deutlich höher als bei uns.

Apple hat sich mit seinem neuen Dienst das Ziel gesetzt, das Eis zu brechen und mobiles Bezahlen so einfach und bequem zu machen, dass es von der breiten Masse der Kunden genutzt wird.

Für Europa gibt es noch keinen Starttermin für Apple Pay. Das mobile Bezahlen steckt hier noch in den Kinderschuhen, die Deutschen lieben ihr Bargeld. Google und PayPal bieten hingegen jetzt schon Apps an, mit denen man per Handy bezahlen kann: Seit 2011 gibt es Google Wallet, PayPal hat ein ähnliches System – mit überschaubarem Erfolg.

Bargeldlos zahlen – schon lange ohne Smartphone möglich

Bereits seit Längerem gibt es Versuche, den bargeldlosen Geldverkehr zu stärken. 1996 wurde die Geldkarte eingeführt, die das Bezahlen von Kleinbeträgen vereinfachen und beschleunigen soll.

Auch der Studentenausweis der TU verfügt über die Geldkartenfunktion. Die Expresskassen in der Mensa, an denen man nur mit Karte zahlen kann, versprechen ein schnelles und einfaches Bezahlen. Bei den Studenten stößt das Zahlen mit Geldkarte aber auf wenig Gegenliebe: Trotz aller Bemühungen des Studentenwerks gibt es lange Schlangen an den regulären Kassen, die Expresskassen bleiben oft ungenutzt.

Zum Wintersemester hat das Studentenwerk eine neue Offensive gestartet, um das bargeldlose Zahlen mit der UniCard bekannter zu machen. In der Mensa werden Flyer verteilt, die für das Zahlen mit der Karte werben: Unkompliziert die Karte mit Geld aufladen, an der Kasse schneller Bezahlen. Die Anzahl der Expresskassen wurde von zwei auf vier verdoppelt. Trotzdem nutzen aktuell nur etwa 30% der Studenten die Möglichkeit ohne Bargeld auf dem Campus zu zahlen.

Auch außerhalb der Uni ist die Geldkarte keine Erfolgsgeschichte: Zum 1. Oktober 2014 haben die Volksbanken die Geldkartenfunktion auf ihren Bankkarten abgeschafft, alle neuen Karten kommen ohne die Funktion.

Dabei bietet mobiles Bezahlen viele Vorteile. Ewiges Kramen nach Kleingeld in der Tasche gehört der Vergangenheit an, Schwarzhandel und Steuerhinterziehung werden fast unmöglich gemacht, da jede Zahlung zwangsläufig erfasst wird.

Demgegenüber stehen vor allem Datenschutzaspekte: Jeder Bezahlvorgang ist für die Bank einsehbar, der gläserne Kunde ist da. Außerdem ist es schwieriger, den Überblick über die eigenen Finanzen zu behalten, wenn man das Geld nicht mehr physisch in der Tasche hat. Experten warnen vor einem schnellen Abrutschen in die Schuldenfalle.

Das Studentenwerk hält den Datenschutz der Nutzer für sehr wichtig: An der Uni sei die Nutzung der Karte anonym. Die Daten der UniCard und die Geldkartenfunktion sind strikt getrennt. Bei der Bezahlung ist es also unmöglich, Daten über die Identität des Studenten zu sammeln.

Das sagen die Studenten
 

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„Es ist mir zu umständlich jedes Mal auf meine UniCard Geld aufzuladen. An den Aufladeautomaten gibt es auch manchmal Schlangen und ich muss immer im Auge behalten, dass auf der Karte noch genug Geld ist. Es wäre viel einfacher, wenn ich zum Beispiel mit meinem Smartphone bezahlen könnte. Das habe ich immer dabei und es sind sowieso Bezahldaten hinterlegt. Digital zu bezahlen fände ich deutlich besser als mit der UniCard.“ 

 

Nese, studiert Mathe und Statistik

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„Ich zahle fast immer mit meiner UniCard, das geht viel schneller, als bar zu zahlen. Das Aufladen ist schnell und geht ganz einfach. In der Mensa ist es an den Expresskassen leer, da wird das Essen nicht so schnell kalt, wenn ich mit der UniCard zahle. Ich finde es viel bequemer, als immer das Bargeld passend bei mir haben zu müssen.“ 

 

Wie sieht also die Zukunft aus?

Die Geldkarte scheint auf dem Rückzug, Google und PayPal konnten sich mit ihren Bezahlsystemen nicht etablieren. Jetzt versucht es Apple mit einem System, das es dem Kunden mit dem iPhone besonders einfach machen soll.

Auch wenn die Deutschen eher konservativ sind und am Liebsten bar zahlen: Langfristig verliert das Bargeld wohl an Bedeutung. Im September sagte der ehemalige Finanzminister Hans Eichel in der taz, dass „Banknoten und Münzen ein Auslaufmodell“ seien. Er persönlich fände das schade, aber „technisch gesehen brauchen wir kein Bargeld mehr“.

In Schweden ist man schon einen Schritt weiter: Bargeldloses Zahlen ist auf dem Vormarsch, kaum jemand nutzt noch Scheine und Münzen. Jede vierte Bankfiliale zahlt keine Banknoten mehr aus und nimmt auch keine Scheine mehr an. Und selbst in einer schwedischen Kirche wird die Kollekte schon per Kreditkarte bezahlt. Langsam kommen allerdings erste Zweifel: Was passiert, wenn die Elektronik zusammenbricht? Auch dann muss die Notenbank ein Konzept haben. Dann gilt wieder: Nur Bares ist Wahres!

 

 

1 Comment

  • Wenn das wirklich Studenten meinen, was Studieren diese Typen dann eigentlich. Das Wort Student steht für akademische Ausbildungen Weiterbildung, und nicht für hypoxischen Hirnschaden.

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