Gewichtheben: Traum vom Bundeskader

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Anfang August ist es soweit – die Olympischen Spiele in Rio starten. Aber olympische Sportarten gibt’s auch im Pott. Wir stellen euch fünf davon vor. Heute geht’s zum Gewichtheben beim SuS Derne.

Wie in einem Fitnessstudio sieht es beim SuS Derne aus. In dem eher kleinen Raum finden sich überall Hanteln und Hantelscheiben. Der 18-jährige Mahmoud Hoblos trainiert hier viermal in der Woche. Er greift die Hantel, die vor ihm auf dem Boden liegt, und reißt sie in einer Bewegung über seinen Kopf. Dann verbleibt er kurz in der Position und lässt die Hantel schließlich kontrolliert fallen. Nach einer kurzen Pause geht es wieder los.

Gewichtheber*innen gibt es viele in Deutschland. Mehr als 20.000 Mitglieder sind beim Bundesverband Deutscher Gewichtheber gemeldet. Noch aktiv sind davon schätzungsweise 15.000. Dabei teilen sich die Mitglieder auf die fast 200 Vereine in Deutschland auf. Beim SuS Derne gibt es ungefähr 30 Aktive. Auch Mahmouds Bruder Mohammed trainiert dort. Durch ihn ist Mahmoud erst auf das Gewichtheben gekommen. „Ich habe meinem Bruder immer beim Gewichtheben zugesehen. Dann wollte ich das auch machen“, erklärt Mahmoud.

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Viermal in der Woche trainiert Mahmoud beim SuS Derne.

Ziel? Bundeskader!

Mit 10 Jahren hat Mahmoud angefangen. Mittlerweile ist er zum Aushängeschild des Vereins geworden. 2012 war er deutscher Meister, wurde schon mehrfach Vizemeister und auch auf Landesebene war er schon erfolgreich. Zusätzlich hebt er noch in der ersten Mannschaft des Vereins, die im letzten Jahr den Aufstieg in die zweite Bundesliga geschafft hat. „Die Leute, die besser sind als wir, sind in der Nationalmannschaft“, stellt Mohammed fest. Sein momentanes Ziel ist der Einzug in den Bundeskadar. Dafür muss er allerdings bestimmte Normen heben.

Reißen und Stoßen?
Beim Gewichtheben wird in zwei Disziplinen unterschieden – dem Reißen und dem Stoßen. Beim Reißen wird die Hantel in einem Schwung über den Kopf gehoben, beim Stoßen wird die Bewegung in zwei Teilbewegungen unterteilt: Zunächst wird die Hantel auf die Schulter umgesetzt und dann über den Kopf ausgestoßen.

Aktuell reißt Mahmoud 131 Kilogramm, und stößt 155 Kilogramm. Macht zusammen also 286 Kilogramm. „Für die Bundeskader-Norm muss ich auf 303 oder 313 Kilogramm kommen. Je nachdem, wie viel Körpermasse ich bis dahin noch aufbauen kann“, erklärt Mahmoud. Im Vergleich: Matthias Steiner, der Olympiasieger von 2008, hat in seiner aktiven Zeit 203 Kilogramm reißen und 258 Kilogramm stoßen können. „Das sind unglaubliche Werte, die Matthias Steiner da gehoben hat“, so Mahmoud weiter.

Falsches Verständnis vom Sport

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Mahmoud am Anfang des Trainings – zunächst mit niedrigeren Gewichten.

Trainiert wird beim Gewichtheben aber nicht nur das Reißen und Stoßen, sondern auch besonders die Einzelbewegungen. Dafür hat Mahmoud seinen Trainingsplan, den er in dem drei- bis vierstündigen Training abarbeitet. Trainiert wird zum Beispiel auch der Weitsprung oder der Rückenstrecker, um die Flexibilität zu erhöhen. Verletzt hat er sich bisher noch nie ernsthaft. Auch von dem Vorurteil, dass Gewichtheber Rückenprobleme bekommen würden, halten die beiden Brüder nichts: „Gewichtheber haben mit die stärksten Rücken überhaupt. Man darf die Übungen einfach nicht falsch machen“, erklärt Mohammed.

Obwohl das Gewichtheben die schnellkräftigste und explosivste Sportart ist, wird es selten im deutschen Fernsehen gezeigt. Grund dafür sieht Mohammed darin, dass Deutschland nicht so gut im Gewichtheben ist: „In Russland, Kasachstan oder China ist Gewichtheben viel populärer, weil die einfach erfolgreicher sind.“ Bei den Olympischen Spielen werden sich die beiden das Gewichtheben nicht entgehen lassen. „Wenn man die Spiele sieht, träumt man davon, auch einmal mit dabei zu sein“, schwärmt Mahmoud.

Beitragsbilder: Christina Teupen; Teaserbild: Leonie Rottmann

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