Ramadan vorbei – Endlich Essen!

Baklava - eine von vielen traditionellen Süßspeisen an Bayram. Foto: Feyza Bicakci

Weltweit feierten die Muslime am Wochenende drei Tage lang das sogenannte Zuckerfest. Für sie ist es die familiärste Zeit des Jahres, ähnlich wie bei den Christen das Weihnachtsfest. Dass Zuckerfest eigentlich nicht einmal der exakt richtige Begriff ist, erklären Feyza und Riem im dritten und letzten Teil unserer Ramadan-Reihe.

Im Arabischen heißt es „Eid“, im Türkischen nennt man es „Bayram“: das „Fest der Muslime“, besser bekannt als Zuckerfest. Im Islam gibt es allerdings gleich zwei verschiedene Feste, die im allgemeinen Sprachgebrauch so bezeichnet werden, was zu Verwechselungen führt.

Das erste Fest, ist das Fastenbrechensfest, welches am vergangenen Wochenende im Anschluss an den Ramadan stattfand. Wie der Name schon sagt, feiern die Muslime hier das Ende des Fastens.

Das andere ist das Opferfest. Dieses findet rund 80 Tage nach dem Ramadan statt. Das Opferfest soll die Muslime daran erinnern, auf Allah zu vertrauen. Sowohl im Judentum, im Christentum als auch im Islam kennt man die Geschichte von Abraham, der seinen Sohn Ismail opfern sollte. Als Abraham so weit war, rief Gott ihn auf er möge einhalten und sandte Abraham stattdessen ein Lamm, um dieses zu opfern.

In Erinnerung an diese Geschichte schlachten viele Muslime, die finanziell dazu in der Lage sind, zum Opferfest noch heute ein Tier. Das Fleisch, das sie so erhalten, wird an Freunde, Familie und auch Nachbarn verteilt. Oft lässt man auch ein Tier in einem Land schlachten, in dem es den Menschen nicht gut geht, und spendet es ihnen so das Fleisch.

Aber zurück zum Fastenbrechensfest. Bei unseren Autorinnen läuft das unterschiedlich ab.

Bayram bei Feyza

Der Tagesablauf sieht in meiner Familie bei beiden Festen ähnlich aus. Früh morgens machen sich die Männer auf den Weg in die Moschee. Sowohl beim Opferfest, als auch beim Fastenbrechensfest gibt es am Morgen an diesen Tag ein Extragebet. Dieses Jahr findet das Gebet beim Fastenbrechensfest bereits um 6.30 Uhr statt.

Bräuche an Bayram

An Bayram ist es üblich, dass sich alle bei dem Ältesten der Familie treffen. Auf dem Rückweg aus der Moschee werden Brötchen für die ganze Familie gekauft, was bei uns – mit sieben Erwachsenen und drei Kindern – nicht gerade wenige sind. Gemeinsam mit meinen Geschwistern, deren Partnern und Kindern treffen wir uns dann, um nach 30 Tagen Fasten das erste Frühstück gemeinsam zu verspeisen. Dabei nehmen wir uns viel Zeit, denn nach einem Monat mit viel Verzicht möchte man an diesem besonderen Tag gut frühstücken.

Als Kind hat man an Bayram besonders viel Grund zur Freude, da man von den Älteren entweder Geld oder Geschenke bekommt. Meine Mutter hat dieses Jahr für meine Nichten und die Nachbarskinder, die im Laufe des Tages an der Tür klingeln und ein schönes Fest wünschen, Pakete vorbereitet, in denen Klamotten, Barbies und andere Spielzeuge für die Kleinen stecken. Den Kindern diese Traditionen und Bräuche nahe zu bringen ist meiner Familie besonders wichtig, da es uns an Bayram vor allem darum geht, anderen eine Freude zu bereiten.

Familientreffen bei den Ältesten

Den Tag über bekommen wir viel Besuch, von Verwandten, Bekannten und Nachbarn. Da es üblich ist, dass die Jüngeren die Älteren besuchen, ist es bei uns besonders am ersten Tag des Festes rappelvoll, weil meine Eltern in unserer Gegend zu den Ältesten gehören. Das bedeutet für uns, schon Tage vorher mit dem Hausputz anzufangen und verschiedene Speisen vorzubereiten – von gefüllten Weinblättern, allen möglichen Blätterteigvariationen bis Süßspeisen. Tagsüber bekommt dann jeder Gast einen gefüllten Teller und Tee.

Meistens endet das damit, dass man bei jeder Familie, die man besucht, etwas essen muss, wa nach dem Ramadan schon etwas schwer fällt, da man sich noch umgewöhnen muss tagsüber so viel zu essen. Am ersten Tag herrscht bei uns Zuhause bis spät in den Abend meistens volles Haus. Aus diesem Grund besuchen wir unseren Ältesten dann in den darauf folgenden zwei Tagen des Festes.

Insgesamt geht es bei uns an Bayram also vor allem darum, die Tage mit Familie und Freunden zu verbringen und gemeinsam zu feiern.

Eid bei Riem

Religiös betrachtet ist so gut wie jeder Tagesablauf an Eid gleich: Am frühen Morgen, um 9 Uhr, beginnt das Fastenbrechens-Gebet in unserer Moschee. Bei mir in der Familie ist es Tradition, dass wir alle gemeinsam zum Gebet gehen. Anschließend werden erst einmal Brötchen für das gemeinsame Frühstück gekauft. Ihr glaubt gar nicht, wie schön es ist, nach vier Wochen Fasten endlich mal wieder frische Brötchen zu essen!

Gemeinsames Frühstück

Bei unserem Frühstück dürfen auch keine frisch gemachten Falafel fehlen: Sobald wir zu Hause sind, stellt sich mein Papa meistens an den Herd und beginnt mit den Vorbereitungen. Normalerweise versammelt sich die ganze Familie bei dem ältesten Bruder meiner Mutter. Bei schönem Wetter kommen allerdings meistens alle zu uns: Denn der zweitälteste Bruder meiner Mutter wohnt über uns und gemeinsam teilen wir uns einen Garten, der genügend Platz für eine solche Familienfeier bietet.

Traditionelles Familienfest

Dann geht es so weiter: Alle versammeln sich und jeder bringt etwas zu Essen mit. Am Ramadan hat man meist gegen 15 bis 16 Uhr keinen Hunger verspürt, aber jetzt kann man um diese Uhrzeit wieder ganz normal essen, als hätte man nicht gefastet. Die jüngeren Kinder bekommen von allen Verwandten Geld oder Geschenke. Alle freuen sich über jeden Schein, den sie in die Hand gedrückt bekommen. Am Ende zählen alle noch ihr Geld und erzählen stolz, wie viel sie geschenkt bekommen haben. Nach dem Essen wird wie immer erst einmal abgeräumt.

Festliche Stimmung

Meine Mama hat insgesamt sieben Geschwister, die alle bei mir in der Umgebung leben. Demnach habe ich auch sehr viele Cousinen und Cousins. Es wird sich viel unterhalten, geredet und gelacht. Nebenbei macht der Mann meiner Tante meistens Musik mit seiner Trommel. Die Stimmung ist einfach wunderschön. Jeder hat Spaß, alle lachen und sind glücklich.

Zum Abend hin gehen wir Mädels meistens in ein Café oder fahren irgendwo hin, um noch eine Runde zu spazieren. Meistens lassen wir dann den Abend so ausklingen, dass wir alle bei irgendwem übernachten und dabei bis in die frühen Morgenstunden gemeinsam etwas spielen.

Der erste Tag des Fastenbrechensfestes ist bei uns nur für die Familie bestimmt. An den darauffolgenden Tagen bekommen wir jede Menge Besuch oder gehen zu Freunden der Familie. Insgesamt kommt es eben darauf an, die Festtage mit seinen Liebsten zu verbringen.

Teaserfoto: Feyza Bicakci

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