Jeder kennt sie, jeder nutzt sie: Eigentlich sollte die Webseite der TU Dortmund der erste Weg sein, um sich über Campus und Co. zu informieren. Eine eigene Online-Redaktion kümmert sich um die Pflege der Webseite, bestückt sie mit Informationen. Aber: Wie gut ist das Design der Webseite der TU Dortmund?
Und: Wie benutzerfreundlich und wie übersichtlich ist sie? Stephan Rüschenbaum arbeitet neben dem Studium der Angewandten Informatik an der TU selbst als Webdesigner – für uns hat er die Webseite der TU nach drei Kriterien bewertet. Er sagt: „Ein anderes Design würde das Leben Vieler erleichtern.“
1. Die Übersichtlichkeit.
„Als ich das erste Mal auf der Seite war, wusste ich nicht, ob oben oder links die Hauptnavigation sitzt“, erinnert sich Stephan. Oben allgemeinere Kategorien wie „Universität“ oder „Einstieg“, links Kategorien wie „Familien an der TU Dortmund“: Die Aufteilung auf zwei Navigationen sei verwirrend. „Weil die Webseite so viel Informationen beinhaltet, wäre eine Schnellstartseite besser“, so Stephan, diese würde dann nur die Kategorien anzeigen, die oft gesucht werden – zum Beispiel wichtige Anlaufstellen für Studierende.
Auf einen weiteren Kritikpunkt wird der 20-Jährige schon auf der Startseite aufmerksam: Der Kopf der Seite zeigt „Aktuelles“, also Neuigkeiten. „Erst beim Weiterscrollen kommt man zu den Links zu den Fakultäten – wahrscheinlich Links, die viele Seitenbesucher suchen“, sagt Stephan weiter. Gut sei dagegen, dass die TU Dortmund ein „Studi-Wiki“ mit vielen Informationen zu allen Bereichen habe, „aber das ist sehr, sehr schwer zu finden.“
Grundsätzlich fehlt es Stephan bei der TU-Webseite vor allem an erkennbarem System – beispielsweise bei Verlinkungen. Hilfreich für die Orientierung: „Breadcrumbs“, die anzeigen, wo man sich auf der Seite genau befindet, „zum Beispiel so: ‚Start – Wirtschaft – Aktuelles‘.“.
2. Die Barrierefreiheit.
Und wie steht es mit der Barrierefreiheit? „Die Webseite der TU Dortmund muss natürlich auch Menschen mit Behinderung zugänglich sein“, sagt Stephan. Dabei hilft ein Screenreader, „der liest Menschen mit Sehbehinderung die einzelnen Elemente der Navigation oder die Links vor. Die Informationen dazu müssen schon beim Programmieren der Seite vermerkt werden.“ Der Test zeigt: Das Programm arbeitet fehlerhaft. Wenn Benutzer mit Behinderung mit der Maus über die linke Navigation gehen, erkennt der Screenreader nicht das Menü, sondern nur die Links. So genannte „ARIA-Elemente“, die beim Programmieren eingebaut werden und dem Screenreader anzeigen, dass es sich bei den Links um das Menü handelt, würden Abhilfe schaffen – ebenso ein anderes Tool, um die Seite zu programmieren, sagt Stephan. „Das eröffnet nicht nur mehr Möglichkeiten in Sachen Barrierefreiheit, sondern auch beim Design“, sagt der 20-Jährige.
3. Das Design.
„Ziemlich altmodisch“, findet Stephan. Die Teilung der Seite in Links, Mitte und Rechts sei nicht nicht schön – eher alt, unmodern und starr. „Man hat sich bei der Gestaltung der Webseite für eine einfache Form für viel Inhalt entschieden – erstmal verständlich“, sagt Stephan. Denn: Die TU-Webseite muss alle Fakultäten unter einen Hut bringen. „Ein anderes Design birgt natürlich die Gefahr, das Ganze noch unübersichtlicher zu machen“, aber das würden andere Universitäten schließlich auch meistern – Köln zum Beispiel, „ein schönes Beispiel für viel Inhalt und trotzdem ein gelungenes Design.“
Grundsätzlich sei ein solches Design nicht schlimm, aber: Ein altes Design sehe auch immer nach alter Uni aus, findet Stephan. Ebenfalls wichtig: Responsives Webdesign, also ein Design, das sich dem Computer, dem Handy und allen anderen Geräten anpasst. Stephan macht den Test – das Ergebnis: Die Seite passt sich an, aber die Bilder verschwinden. „Sie ist zwar responsiv, die Inhalte werden aber nicht für mobile Endgeräte wie das Handy oder das Tablet aufbereitet“, sagt Stephan, „es sieht jetzt aus wie: ‚Komm, wir lassen die Bilder weg!‘“ Die Suchmaschinenoptimierung hingegen sei gelungen.
Das Fazit.
Zum Schluss macht Stephan die Probe aufs Exempel. „Mal sehen, wie lange ich brauche, um eine zufällige Information zu finden“, sagt Stephan. Sein Ziel: Die Adresse der Archeteria auf dem Süd-Campus. Stephan macht sich auf die Suche – und entdeckt kaputte Links. „Das ist gar nicht gut für Google“, sagt Stephan und versucht es über das „Studi-Wiki“. Die Suche bleibt erfolglos. Nächster Versuch: Stephan gibt die Archeteria im Suchfeld am Kopf der Seite ein und endet auf der Seite des Studierendenwerks. Auch hier: Keine Adresse. Erst drei Minuten Suche auf der Seite des Studierendenwerkes führen zum Ziel. „Das ist kein wirklich gutes Ergebnis – gerade, wenn man so grundlegende Informationen sucht“, sagt Stephan.
Das Fazit des Webdesigners: „Ausbaufähig. Auf der einen Seite sind die Inhalte auch auf dem Handy oder dem Tablet gut zu lesen – das responsive Design ist also ok“, sagt Stephan. Bei der Barrierefreiheit müsste mehr kommen, genauso wie beim Design. „Es würde schon sehr helfen, wenn man tote Links ausbauen würde, vernünftig verlinkt und eine bessere Struktur in die Seite bringt“, außerdem müssten wichtige Inhalte hervorgehoben werden. „Dann wäre es schon viel besser – das würde das Leben von vielen Seitenbesuchern ein Stück erleichtern.“
Beitragsbild: Silas Schefers
Der ‚Masse an Informationen‘ könnte man auch damit entgegenwirken, redundante Informationen mal auszumerzen. Die Inhalte der beiden Menüpunkte „Studierende“ und „Einstieg“ sind fast 1:1 dieselben.
Ein bisschen das Image fördern könnte man auch, indem die Fakultäten nachhaltig bei ihrem Webauftritt unterstützt werden. Diverse Subseiten sind noch auf einem Stand von 2011 und früher.
Der Internetauftritt ist die Visitenkarte, gerade für junge Menschen, und so pralle ist der Ruf nicht, dass man dies einfach ignorieren könnte.