Karate-Kid: Kampfkunst-Kind gekonnt kopiert?

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1984 wurde „Karate Kid“ als Martial-Arts Meisterwerk gefeiert, das Story und Action in Einklang brachte wie Ying und Yang. Am 22. Juli startet in Deutschland das Remake. Die Stärken der Vorlage werden jedoch weitestgehend den Konventionen des Popkornkinos geopfert.

Dre stellt sich seinem Gegner. Foto: Sony Pictures

Dre stellt sich seinem Gegner. Foto: Sony Pictures

Der 12-jährige Dre (Jaden Smith) ist der coolste Junge an seiner Schule. Als seine Mutter nach China versetzt wird, gibt es für ihn jedoch nichts mehr zu lachen. Gleich am ersten Tag bekommt er Ärger mit einer Bande von Rowdys, die schwarze Gürtel lieber mögen als neue schwarze Mitschüler. Dass sich Dre in die Primarschul-Schönheit Mei Ying verliebt, macht ihn auch nicht beliebter. Ohne Freunde in einer fremden Kultur hat Dre niemanden, außer dem Hausmeister Mr. Han (Jackie Chan), der sich seiner annimmt. Als Mr. Han ihn in die Kunst der Martial Arts einführt, lernt Dre, dass nicht immer derjenige mit dem härtesten Schlag gewinnt. Kann das Training ihn für die finale Auseinandersetzung mit seinen Feinden wappnen?

Mr. Han trainiert Dre. Foto: Sony Pictures

Mr. Han trainiert Dre. Foto: Sony Pictures

Kein echtes Remake

Die von Will Smith produzierte Neuaflage von „Karate Kid“ mit dessen Sohn Jaden in der Hauptrolle, weicht entschieden von seinem berühmten Vorgänger ab und orientiert sich nur noch bisweilen an die Ursprungsgeschichte. Das neue Karate Kid ist mit 12 Jahren rund fünf Jahre jünger als sein Vorgänger – eindeutig zu jung. Das schadet der Liebesgeschichte, die den Mantel unschuldiger Naivität nicht ablegen kann. Popcornkino-gerechte Zeitlupen-Einstellungen der Kämpfe und ein allzu stilisierter Heroismus stehen der Authentizität im Weg. Klar ist Authentizität nicht zwangsweise ein Muss in einem Sommerfilm – doch waren die Kämpfe im Original gerade durch ihre unverfälschte Schonungslosigkeit ein großes Plus fürs Gesamtbild. Und warum wird im Remake eigentlich Kung Fu statt Karate praktiziert? Wegen des letztjährigen Erfolgs von „Kung Fu Panda“? Jackie Chan schlägt sich tapfer als neuer Hausmeister Mr. Han, hat aber keine Chance jemals der Zerrissenheit oder des trockenen Humors seines Vorgängers, Mr. Miyagi, nahe zu kommen.

Das Original wurde für viele zum Kultfilm

Mister Miyagi trainiert Daniel im Original von 1984. Foto: Columbia Pictures

Mister Miyagi trainiert Daniel im Original von 1984. Foto: Sony Pictures

Als klassische Außenseitergeschichte von Gut gegen Böse im Highschool-Milieu angesiedelt, wurde „Karate Kid“ 1984 zum Kultfilm für eine ganze Generation. Der Film zog drei Fortsetzungen nach sich, löste einen Karate-Boom aus, und Mister Miyagi wurde zur Ikone der Popkultur. Das Besondere war jedoch, dass dem Film mehr gelang als eine überzeugende Coming-of-Age Story mit Karate-Action zu kreuzen. „Karate Kid“ beleuchtete auch das schwierige, oftmals von Rassismus geprägte Verhältnis zwischen Japanern und Amerikanern und gab ein eindeutiges Statement ab zu Gewalt als allerletztes Mittel.

Solche Ebenen beitet das „Remake“ nur bedingt. Eindrucksvolle Bilder der chinesischen Landschaft sind die beste Überraschung an diesem Remake, das so wirklich gar keines ist. Dennoch kann man sich 140 Minuten solide unterhalten fühlen und einige coole Kampfszenen betrachten.

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