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Ja, wir feiern auch an Karfreitag. Es ist langes Wochenende, die Sonne brennt vom Himmel und die Frühlingsgefühle sind bereits hellwach – allein schon die Umstände des studentischen Lebens versprechen eine verdammt wilde Sause. xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
Relikt aus verblassten Zeiten Aber wie so oft hat die Sache einen Haken: Der Gesetzgeber macht da nicht mit. Karfreitag ist ein „stiller Feiertag“, es herrscht „Tanzverbot“. Mit anderen Worten: Nicht bewegen, nicht den Mund aufmachen, am besten an den Stuhl fesseln und die Wand anstarren. Karfreitag ist ja schließlich ein besinnlicher Tag und ein Tag der Trauer – Pustekuchen! Der stille Tag ist ein Relikt aus verblassten Zeiten kirchlichen Gehorsams, nicht zeitgemäß, überholt, ja, überflüssig. Denn: Wer geht heute denn noch in die Kirche? Und wer hält sich strikt an kirchliche Richtlinien oder auch nur an die zehn Gebote? Wird bald auch Sex ohne Kondom gesetzlich vorgeschrieben, weil es den Grundsätzen des christlichen – oder besser päpstlichen – Glaubens entspricht? Und schließlich ist Karfreitag nur für Christen ein hoher Feiertag. Und doch haben sich Nichtgläubige, Juden und Moslems daran zu halten. Die viel gepriesene Glaubensfreiheit verpufft im Angesicht des aufgezwungenen Verbots. Notfalls in die Niederlande Dazu kommt das Schicksal zahlreicher bemitleidenswerter Persönlichkeiten. Ein Freund hat an Karfreitag Geburtstag, er hat drei Möglichkeiten: Er feiert rein und macht um Mitternacht die Musik aus. Oder er feiert raus und lässt bis Mitternacht die Musik aus. Oder er zieht in die Niederlande, wo Karfreitag kein gesetzlicher Feiertag ist. Mal ehrlich: In NRW sind am Karfreitag sogar unterhaltsame Theateraufführungen gesetzlich verboten. Geht das nicht zu weit? So gesehen: viel Theater um nichts! Party-Freunde aller Welt, vereinigt euch, kämpft für euer Recht, zu feiern – auch an Karfreitag! Alles andere wäre paradox. Schon aus der Definition heraus ist Karfreitag doch ein Feiertag. |
Wohl oder übel nur bis Mitternacht. An 364 Tagen pro Jahr ist feiern täglich spätestens nach 18 Uhr erlaubt – ob Trauertag oder nicht. Eine einzige Pause an einem Tag im Jahr sollte da doch nicht zu viel verlangt sein.“Wer trauern will kann doch einfach zuhause bleiben“, wird sich da so mancher Partyhengst verärgert echauffieren. Aber weit gefehlt.xxx xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx Ruhetag ein gesetzliches Recht Hat ein Club geöffnet, geht das leider weit mehr Leute an, als ein paar freigeistige Tanzwütige. Anwohnern im Umkreis Religiöse Feiertage? Ganz oder garnicht Sowieso sollte sich jeder zweimal überlegen, ob er religiöse Feiertage derart angreifen möchte. „Wer die Aufhebung der Die Solidarität mit Christen ist überraschend groß an Ostermontag, Christi Himmelfahrt und all den anderen religiösen Feiertagen. Nun aber passt einigen an einem einzigen Tag im Jahr ein kleines Detail nicht und sofort schleudern einige die kräftige Keule „Religionsfreiheit“ oder pochen auf ihr Recht auf Selbstbestimmung. Diese Doppelmoral scheint nicht bloß respektlos, sondern scheinheilig zugleich. Wer an allen übrigen religiösen Feiertagen Christ spielt und nicht zur Arbeit geht, sollte das zum Ausgleich auch an einem Karfreitag tun. Der Rest möchte wohl auch auf die Vorteile anderer Feiertage verzichten. |

Foto: stockxchng/ bizior, Montage: Falk Steinborn, Teaserfoto: flickr.com / secretlondon123
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