Protestmarsch gegen WR-Schließung

Von Jonas Fehling und Christiane Reinert

Am Dienstag, 15. Januar, um punkt elf Uhr, erfuhren die Mitarbeiter der Westfälischen Rundschau von der Schließung ihrer Redaktionen. Die Nachricht verbreitete sich im Internet wie ein Lauffeuer. 96 Stunden und unzählige solidarische Bekundungen später, startete am Samstag eine Demonstration gegen die Entscheidung der Geschäftsführung.

Mehr als 1.000 Menschen kamen zur Demonstration zum Erhalt der WR. Teaserfoto/Fotos: Christiane Reinert

Mehr als 1000 Menschen kamen zur Demonstration zum Erhalt der WR. Teaserfoto/Fotos: Christiane Reinert

Vor dem Rundschau-Haus im Dortmunder Brüderweg versammelten sich Leser und Leserinnen. Redakteure und freie Mitarbeiter. Politiker und Vertreter der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Sie demonstrierten für den Erhalt der Redaktionen und Arbeitsplätze der Mitarbeiter. Im sozialen Netzwerk Facebook hatten bis kurz vor der ersten Megafon-Durchsage 325 Menschen ihr Kommen zugesagt.

Normalerweise bestätigt sich die Anzahl der Zusagen in der digitalen Welt nicht in der realen Welt. Oft partizipiert nur ein Bruchteil der vermeintlichen Unterstützer auch tatsächlich an der angekündigten Veranstaltung. Nicht so an diesem Samstag. Die Teilnehmerzahl des Demo-Zugs vom Brüderweg zum Alten Markt überstieg die 300er Marke deutlich: „Zur Stunde demonstrieren rund 1.000 Menschen in Dortmund“, hieß es auf der Facebook-Seite „WR Muss Bleiben“.

Solidarität – Öffentlichkeit – Meinungsvielfalt

Ihr Antrieb: Solidarität bekunden. Öffentlichkeit schaffen. Meinungsvielfalt bewahren. Vereinzelt auch den letzten Funken Hoffnung auf ein Umdenken der Geschäftsführung auflodern lassen.

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Weitere Stimmen und Fotos von der Demo findet ihr hier in unserer AudioSlideShow:

Die WAZ-Gruppe will ihren Titel "WR" weiterhin verkaufen. Foto: Christiane Reinert

Die WAZ-Gruppe will ihren Titel "WR" weiterhin verkaufen.

Ihre Botschaft: „Rundschau retten: Kein Mensch will eine Zeitung ohne Redaktion“, war rot-weiß gedruckt auf schwarzen Aufklebern zu lesen – und eine Anspielung auf die Planungen der Verleger.

Die wollen aus dem Mantel der Westfälischen Rundschau eine Ummantelung formen. So erzielen sie einen Zusatzgewinn – von genau fünf Buchstaben.

Es soll eine Ummantelung, zum einen für die verlagseigene Westfalenpost, zum anderen für die Lokalteile eigentlich konkurrierender Verlage, wie Lensing-Wolff in Dortmund, werden. „Westfälische Ruhrnachrichten“, nennt ein Nutzer bei Facebook diese Mischform. pflichtlektüre-Autor Johannes Hoffmann spricht in einem Kommentar von einem Hybrid.

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Eine halbe Stunde lang marschierten die Protestler durch die Innenstadt. Beklebt und beschildert, mit Trommeln und Trillerpfeifen lärmend und gehüllt in Verdi-Leibchen verteilten sie auf dem Weg zur Abschlusskundgebung orangefarbene Infozettel.

„Es geht nicht nur um den Profit“

"Wir wollen Zeitungs- und Meinungsvielfalt" - NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider.

"Wir wollen Zeitungs- und Meinungsvielfalt" - NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider.

Angekommen auf dem Alten Markt erklärte NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider: „Wir wollen Zeitungs- und Meinungsvielfalt in Dortmund und in Nordrhein-Westfalen“.

Medienministerin Angelica Schwall-Düren trommelte gegen die Einsparung von Redaktionen: „Wir brauchen eine starke gemeinsame Initiative, um diesen Prozess aufzuhalten. Ich lade alle ein, mitzumachen. Die Leser und Leserinnen, die Journalisten und Redakteure. Aber eben auch die Verleger. Sie müssen sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sein. Es geht hier nicht nur um den Profit. Es geht um unsere gemeinsame Gesellschaft. Um unseren Zusammenhalt und unsere Vielfalt – um unsere Demokratie“.

Insbesondere im lokalen Raum brauche diese Demokratie die Meinungsvielfalt durch Zeitungsvielfalt. Denn dort gebe es keine anderen Strukturen, die diese Vielfalt erhalten könnten.

NRW-Medienministerin Angelica Schwall-Düren erinnerte die Verleger an ihre Verantwortung für die Gesellschaft.

NRW-Medienministerin Angelica Schwall-Düren erinnerte die Verleger an ihre Verantwortung für die Gesellschaft.

„Deshalb ist die Schließung der Westfälischen Rundschau nicht nur eine unternehmerische Entscheidung“, sagte Schwall-Düren. Jetzt müsse die Solidarität den Redakteuren, den Mitarbeitern und deren Familien gelten.

Man müsse darum kämpfen, dass ihre Arbeitsplätze erhalten blieben und sie eine Chance für die Zukunft hätten, so Schwall-Düren.

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