„Ich habe keine Star-Allüren“

Statistik-Professor Walter Krämer erinnert sich noch genau an die Situation, in der ihm sein Doktorand zum ersten Mal auffiel. Es war in der S1. Ein junger Student erklärte einigen Doktoranden Übungsaufgaben und Krämer dachte sich: „Den muss ich im Auge behalten“. Wenige Jahre später ist aus dem Diplomstudenten Dominik Wied der jüngste Doktor des Bundeslandes geworden – mit gerade einmal 23 Jahren.

Der Statistiker Dominik Wied ist der jüngste Doktor in NRW. Foto: Martina Vogt

Der Statistiker Dominik Wied ist der jüngste Doktor in NRW. Foto: Martina Vogt

Du hast dein Zimmer im Institut schon hunderte Male betreten. Aber noch nie als Doktor. Was wird sich ändern?

Im Wesentlichen wird sich nicht viel ändern. Konkret könnte ich jetzt eigene Vorlesungen halten. Ich betreue auch schon eine Übungsgruppe zu einer Vorlesung. Ich konzipiere die Übungen, erkläre den Studenten die Aufgaben und helfe ihnen, wo es Schwierigkeiten gibt.
Im Moment habe ich noch meinen Vertrag als wissenschaftlicher Angestellter. Den will ich bis auf weiteres erfüllen. Ich fühle mich hier am Lehrstuhl sehr wohl.

Eine Promotion ist eine außergewöhnliche Ehrung in einem so jungen Alter.

Es ist mir nicht so wichtig, ich habe keine Starallüren, im Gegenteil. Ich bin auf dem Boden geblieben und da möchte ich auch bleiben. (Lacht) Ich bin froh, dass ich meinen Doktortitel jetzt in der Tasche habe. Dass ich noch so jung bin, ist ein Nebenprodukt.

Innerhalb von drei Jahren hast du dein Statistik-Diplom gemacht und direkt danach die Doktorarbeit begonnen. Musstest Du dafür sehr viel tun?

Ich habe schon darauf hingearbeitet. Zum Beispiel habe ich die Prüfungen wenn möglich immer sofort gemacht, oder auch mal ein Fach aus einem späteren Semester vorgezogen, mich also nicht immer strikt an den Studienplan gehalten. In erster Linie habe ich beim Lernen viel Spaß gehabt. Natürlich gab es auch stressige Momente und nicht alles lief problemlos ab, aber das ist doch normal im Studium. Außerdem herrscht an unserem Institut eine angenehme Atmosphäre zwischen Studierenden, Professoren und Mitarbeitern. Mit der Promotion ging es dann schnell. Besonders wegen der guten Betreuung durch meine Doktorväter Walter Krämer und Herold Dehling.

Was ist das Thema deiner Doktorarbeit?

Der Ausgangspunkt meiner Doktorarbeit ist ein Phänomen, das man am Aktienmarkt häufig beobachtet: Renditen von verschiedenen Aktienkursen verhalten sich in wirtschaftlichen Krisenzeiten anscheinend viel ähnlicher als in guten Zeiten. Parallele Kursabstürze, wie zum Beispiel während der Wirtschaftskrise, sind also kein Zufall, sondern System. Gerade in einer Krise bräuchte man aber eigentlich zwischen den fallenden Kursen einige Ausreißer, die trotzdem einen positiven Verlauf haben.

In meiner Arbeit habe ich einen statistischen Test entwickelt, mit dem man testen kann, ob die Korrelationen von Renditen tatsächlich deutlich im Zeitablauf schwanken, oder ob die Schwankungen nur zufällig sind.Ich habe die Eigenschaften dieses Tests untersucht und ihn auch auf echte Daten angewandt, zum Beispiel auf Aktienkurse von BASF oder BMW.

Dominik Wied mit seinem Doktorvater Walter Krämer. Foto: Martina Vogt

Dominik Wied mit seinem Doktorvater Walter Krämer. Foto: Martina Vogt

Jetzt fragen sich alle Nicht-Statistiker, was eine “Korrelation“ ist.

Die Korrelation beschreibt den Zusammenhang zwischen zwei Zufallsvariablen. Das sind zwei verschiedene Sorten von Daten, von denen man wissen will, ob die eine etwas mit der anderen zu tun hat. Wenn zum Beispiel der Wert einer der beiden Variablen steigt, wenn auch der andere ansteigt, spricht man von einer positiven Korrelation. Wenn der Wert der ersten Variablen aber im Schnitt sinkt, während der andere wächst, ist die Korrelation negativ. Falls es eine Korrelation gibt, heißt das aber noch nicht, dass es die beiden Variablen sind, die sich gegenseitig beeinflussen, sondern es kann auch ein anderer Faktor der Grund dafür sein.

Was interessiert dich privat, abseits der Statistik?

In meiner Freizeit spiele ich Akkordeon und ich bin mit meinem Instrument auch in zwei Akkordeon-Orchestern aktiv. Ich spiele auch gern Gesellschaftsspiele mit meinen Freunden. Ich finde es sehr wichtig in der Freizeit einen Ausgleich zum Leben an der Uni zu haben. Die Zeit dafür nehme ich mir auch. Wie genau könnte ich gar nicht mal sagen, es klappt einfach.

Wie könnte deine Zukunft aussehen?

Im Moment habe ich noch meinen Vertrag als wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialstatistik. Den will ich bis auf weiteres erfüllen. Ich fühle mich hier sehr wohl und möchte erst einmal bei meinem Doktorvater Herrn Krämer bleiben. Was danach kommt, wird sich zeigen.

Das Gespräch führten Martina Vogt und Robert Zapp.

4 Comments

  • Malina Opitz sagt:

    Danke für den Hinweis. Das Alter des jungen Mannes stand im Teaser, wurde im Interview jetzt aber noch ergänzt. Einen schönen Tag! Malina Opitz, Ressortleiterin Ruhrblick

  • Maria ihm schmeckts nicht sagt:

    Interessant wäre doch in der Tat bei einem Artikel über den jüngsten Dok zu erfahren, wie alt der jünste Dok denn nun ist…??? Da fehlt doch was…

  • Anja Willner sagt:

    Danke für den Hinweis, die Bildunterschrift wurde geändert.

    Viele Grüße
    Anja (Redaktion)

  • Patrick L. sagt:

    Die Bildunterschrift kann so nicht richtig sein:
    „Der Statistiker Dominik Wied ist der jüngste Professor in NRW.“

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