Duell am Donnerstag: Brauchen wir Ampelfrauen?

Duell Bild Ampelfrauen

An den Dortmunder Ampeln leuchten bisher nur Ampelmänner. Im Namen der Gleichberechtigung wollen SPD und Grüne das ändern, 50 Prozent Ampelfrauen sollen her: ein Beitrag zur Gleichberechtigung oder  reine Geldverschwendung?

„Ampelfrauen und Haushaltslöcher haben nichts miteinander zu tun“ 
meint Anne Kliem

„Und für diese Gender-Kacke wird mein Schwimmbad dicht gemacht?“ Ich gebe es ja zu, diese unemanzipierten Gedanken hatte ich auch, als mich zwei Nachrichten, scheinbar zusammenhängend erreicht haben: 1. Grüne und SPD fordern 50 Prozent Ampelfrauen im Namen der Gleichberechtigung. 2. Die Schließung eines Hallenbades im Westen Dortmunds steht bevor. Die Schließung meines Hallenbades! ‚Tschuldigung, liebe Freunde des Genderns, aber in so einer Debatte darf man doch mal emotional werden, gerade wenn es um Geldverschwendung geht! Aber: Tut es das überhaupt?

 Ein offensiver Schritt

„Durch die Gleichstellung von Frau und Mann ist eine teilweise Umrüstung von regulären Ampelmännchen zu ‚Ampelfrauen‘ folgerichtig.“ So begründen SPD und Grüne im Dortmunder Westen ihren Vorschlag. Der Schritt zu 50 Prozent Ampelfrauen ist ein offensiver. Mir ist er aber trotzdem sympathischer als beispielsweise unlesbare Broschüren, in denen es nur so wimmelt von -en und -innnen und Unterstrichen für die, die sich den -en und -innen nicht zuordnen wollen oder können.

Ampelfrauen aber lassen niemanden über Sätze stolpern. Im Gegenteil: Sie sollen sogar die Sicherheit im Straßenverkehr erhöhen, denn mit Rock und Zopf haben die Ampelfrauen eine größere Leuchtfläche als ihr schlacksiges Herren-Pendant.

 Heller als männliches Pendant

„Leuchtfläche? Deswegen kannst du bald nicht mehr schwimmen“, schalten sich meine unemanzipierten Gedanken wieder ein. In dieser emotionsgeladenen Debatte vergessen viele und auch ich, dass 50 Prozent der Ampelmänner nicht zeitnah und „auf Teufel komm raus“ einer Geschlechtsumwandlung unterliegen sollen. Sie sollen ausschließlich bei notwendigen Reparaturen oder bei Neueinrichtungen von Ampeln durch Ampelfrauen ersetzt werden. Der Aufschrei über „Geldverschwendung“ und das Stricken kausaler Zusammenhänge zwischen den Ampelfrauen und fehlenden Euros für mein Schwimmbad oder andere Haushaltslöcher erscheinen mir konstruiert. Zumindest, wenn ich von der Emotions- auf die Faktenebene umschalte.

Und vor diesem Hintergrund freue ich mich sogar darauf, bald von grünen Ampelmännern und -frauen über die Straße geschickt zu werden – genau wie in Köln, Bremen, Dresden und anderen vorwiegend ostdeutschen Städten. Hier gibt es die Emanzipation an der Ampel nämlich schon.

„Die Ampelfrauen repräsentieren nicht die heutigen Frauen“
sagt Ben Schröder

Die Frauenquote kommt! Zumindest für Ampelfiguren und zumindest wenn es nach den Fraktionen von SPD und Grünen in der Dortmunder Bezirksvertretung Innenstadt-West geht. Die fordern nämlich, dass in der Stadt künftig mindestens die Hälfte der bisher ausschließlich männlichen Ampelfiguren weiblich sein muss.

Größere Leuchtfläche bedeutet mehr Sicherheit                          

Viele der alteingesessenen Dortmunder Ampelherren leiden an Altersschwäche, leuchten also zum Beispiel nicht mehr so hell wie einst. Ausgetauscht werden müssen die maroden Ampellichter also ohnehin. Warum dann nicht gleich eine Frauenquote für Ampelfiguren einführen, so der Gedankengang der Politiker.

Die argumentieren, dass durch den Rock der Ampelfrauen außerdem die Leuchtfläche größer und für Fußgänger damit besser sichtbar und sicherer sei. Gut, das leuchtet mir im wahrsten Sinne des Wortes ein. Aber die Diskussion um die Ampelfrau ist keine Diskussion um Sicherheit – leider. Ginge es um Sicherheit, wäre die beste Lösung nach Politikerlogik, sich um möglichst große Strahlflächen zu bemühen und sich somit sowohl vom Ampelmann als auch von der Ampelfrau zu trennen.

Vom veralteten Bild der Frau

Hier geht es vielmehr um das Streben nach maximaler Gleichberechtigung von Mann und Frau. „Durch die Gleichstellung von Frau und Mann ist eine teilweise Umrüstung von Ampelmännchen zu ‚Ampelfrauen‘ folgerichtig“, heißt es in dem Antrag der beiden Fraktionen. Gleichstellung, da habe ich absolut nichts dagegen. Nur denke ich nicht, dass die Ampelfrau mit Rock und langen Haaren die moderne Frau von heute angemessen repräsentiert. Die Frau von heute trägt Jeans, Kurzhaarfrisuren werden immer beliebter. Wenn man Gleichberechtigung also in letzter Konsequenz mit Ampelfiguren repräsentieren möchte, bräuchte es viele verschiedene Ampelfiguren – und nicht nur den Mann mit Hut und das veraltete Bild der Frau mit Rock und langen Haaren. Das ist finanziell und logistisch für eine Stadt wie Dortmund natürlich nicht zu stemmen. Mein Vorschlag sind deshalb neutrale Ampelanlagen: nicht Frau und nicht Mann, dafür aber sicherer.

 

das-duell-feeder 

Foto: stockxchng/bizior, Teaserfoto: S. Hofschlaeger / pixelio.de, Montage: Steinborn/Schweigmann 

Teaserfoto: Ich-und-Du /pixelio.de

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