
Foto: flickr.com/Karen Roe, Rafael Robles L, Lars Kasper, NASA Goddard Photo and Video; Montage: Marc Patzwald, Teaserfoto: NASA
500 Millionen Zuschauer saßen vor ihren Fernsehbildschirmen, als Neil Armstrong am 21. Juli 1969 um 02.56 Uhr als erster Mensch den Mond betrat und seinen berühmten Satz sagte: „That’s one small step for man, one giant leap for mankind.“ Heute, 43 Jahre später, gehört er zu den meistzitierten Aussprüchen. Ein Auslaufmodell ist hingegen die bemannte Raumfahrt.

Am 20. Juli ist die erste bemannte Raumfähre auf dem Mond gelandet, zweiter Mann auf dem Mond war Edwin Aldrin. Foto: NASA
Der 20. Juli, der Jahrestag der „Apollo 11“-Landung auf dem Mond, ist internationaler Weltraumforschungstag. Geforscht wird meistens mit Teleskopen, Sonden oder anderen Instrumenten – Menschen, die Experimente im All betreiben, findet man aktuell nur auf der internationalen Weltraumstation ISS. Auf knapp 400 Kilometern Höhe kreist die Station um die Erde und ist seit 12 Jahren permanent besetzt.
Momentan hat die ISS sechs Besatzungsmitglieder an Bord und soll als zusätzliches Labor außerhalb der Erde Erkenntnisse liefern. Bisher wurden etwa 1250 Experimente abgeschlossen, an denen auf der Erde mehr als 1300 Wissenschaftler aus 63 Ländern beteiligt sind. Der große Vorteil der Forschung im All ist die Schwerelosigkeit. Manche Prozesse, zum Beispiel in der Plasmaphysik, sind nur erkennbar, wenn es keine störende Gravitation gibt.
100 Milliarden Euro teuer
Aber der Außenposten im All hat auch seinen Preis: Stolze 100 Milliarden Euro haben Aufbau und Betrieb der ISS gekostet. Ein Kritikpunkt ist, dass diese Summen für Raumfahrt ausgegeben werden, obwohl es dringendere Probleme auf der Erde gibt.
Dagegen hält zum Beispiel der Astronom Florian Freistetter. „Verglichen mit dem Budget großer Länder und Organisationen und verglichen mit dem, was für andere Dinge ausgegeben wird, sind die Kosten für Wissenschaft und Raumfahrt fast schon vernachlässigbar“, schreibt er in seinem Wissenschaftsblog „Astrodicticum simplex“. Und ob Grundlagenforschung wichtige Anwendungen hervorbringe, könne man erst nach Jahrzehnten sagen.

Auf der internationalen Weltraumstation ISS wird in Schwerelosigkeit geforscht. Gekostet hat die ISS allerdings 100 Milliarden Euro. Foto: NASA
Aber nicht nur in Flüge zur ISS wird investiert, das nächste Ziel ist ein bemannter Flug zum Mars. Mit der heutigen Technik würden Hin- und Rückreise jeweils 250 Tage dauern – eine lange Zeit, die die Besatzung auf engem Raum verbringen müsste. Wie Menschen mit dieser psychischen Belastung umgehen, testeten russische und europäische Wissenschaftler im Projekt Mars 500. Sechs Freiwillige wurden dafür 520 Tage lang in einem simulierten Raumschiff eingeschlossen.
Im November 2011 wurden die Probanden wieder in die Freiheit entlassen. Endgültige Ergebnisse liegen zwar noch nicht vor, aber das Fazit ist positiv: „Wir haben eine erfreuliche und unerwartete Harmonie in der Crew festgestellt, das Beziehungsgefüge blieb die gesamte Zeit über relativ stabil“, so Bernd Johannes vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, der die Gruppendynamik untersucht hat.
Geplant ist die Marsexpidition noch für die erste Hälfte des 21. Jahrhunderts.
Die drei Weltraummächte
USA und UdSSR trugen den Kalten Krieg auch im All aus. Den Wettlauf um die erste bemannte Raumfahrt gewann die Sowjetunion: Am 12. April 1961 umkreiste der Russe Juri Gagarin einmal die Erde. Den Amerikanern gelang dafür 1969 die erste bemannte Mondlandung.
Erst nach dem Zusammenbruch des Kommunismus arbeiteten die beiden Nationen zusammen. Die ISS beispielsweise ist ein gemeinsames Projekt von NASA, Roskosmos und der europäischen Weltraumagentur ESA, sowie von der japanischen und der kanadischen Agentur.
Seit einiger Zeit gibt es noch eine dritte Raumfahrernation: Am 15. Oktober 2003 schickte China selbstständig Yang Liwei ins All. Weil die Chinesen sich nicht an der ISS beteiligen durften, nahmen sie im September 2011 eine eigene Weltraumstation in Betrieb, im Juni 2012 war „Tiangong 1“ das erste Mal bemannt.
Jede der drei Weltraummächte hat übrigens einen eigenen Begriff für ihre Raumfahrer: Astronauten kommen aus den USA, Kosmonauten aus Russland und in China heißen sie Taikonauten.
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Ein weiterer Kritikpunkt der bemannten Raumfahrt ist, dass sie nicht nur viel Geld verschlingt, sondern Risiken birgt. Insgesamt starben 23 Menschen im All, und über 100 am Boden. 1986 explodierte das Space Shuttle Challenger, 2003 zerbrach die Columbia. Bei beiden Unglücken kam die Besatzung ums Leben.
Eine Alternative bieten technische Instrumente, wie Teleskope oder Roboter, die immer besser funktionieren und ebenso bedeutende Entdeckungen liefern. Und sie sind um einiges billiger: Das bedeutende Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte in Chile kostete 200-mal weniger als die ISS.
Ende der Space Shuttles
Gerade in Zeiten von wirtschaftlichen Problemen wird die Forderung nach einem Ende der bemannten Raumfahrt lauter. Selbst die Raumfahrernation USA hat im letzten Jahr den Betrieb ihrer Space Shuttles eingestellt. Momentan ist sie auf die russischen Sojus-Kapseln angewiesen, wenn sie Astronauten zur ISS bringen will.
web: ISS – Infos und Webcam
web: ISS – Flugroute
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