Die Wissenschaft des Flirtens

Flirten gehört zum Sommer wie Strand zum Meer. Ist das alles Gefühlssache oder gibt es wissenschaftlich fundierte Fakten ? Und vor allem: Ist Flirten erlernbar? Das fragte sich auch unsere Autorin Anjoulih Pawelka und hat sich mit dem Verhaltensforscher und Flirtcoach Andreas Schöne unterhalten. In seiner Doktorarbeit dreht sich alles rund um das Thema Kontaktaufnahme.  

pflichtlektüre: Herr Schöne, die Frage, die uns wohl alle am meisten interessiert: Kann man flirten lernen? 

Andreas Schöne: „Studien sagen ganz klar, dass man soziale Kompetenz erlernen kann und flirten hat damit ja sehr viel zu tun. Ich persönlich denke, dass perfektes Flirten auch mit Arbeit zu tun hat. Wer ein Profi werden möchte, muss an sich arbeiten und vor allem realistische Ziele haben.“

Das  heißt?

„Flirten hat ganz viel mit Persönlichkeit zu tun. Es muss zu der Person passen. Nicht jeder ist gleich kommunikativ und wird den Mut aufbringen und die Chance haben, mit Heidi Klum zu flirten. Es gibt nicht das eine Erfolgsrezept. Für mich ist flirten wie Musik, da gibt es ganz viele unterschiedliche Richtungen. Aber grundsätzlich gilt auch hier der Satz: Übung macht den Meister.“ 

Andreas Schöne Bild

Verhaltenstherapeut und Flirtcoach Andreas Schöne: „Flirten kann man lernen“ Foto: Andreas Schöne

Flirten Männer und Frauen unterschiedlich?

„Auf jeden Fall! Der Mann übernimmt immer den aktiven Part. Die Frau ist da viel defensiver. Die Evolutionspsychologie geht davon aus, das es in der Genetik der Frau liegt, dass sie Männer zurückweist und sich zunächst einige Zeit umwerben lässt. Die Frau muss viel genauer abwägen, auf wen sie sich einlässt und selektieren, denn sie trägt das Risiko einer Schwangerschaft. Der Mann möchte einfach nur sein Erbgut weitergeben.“

Also brauchen Frauen weniger Hilfe beim Flirten?

„Ganz genau. Für Frauen ist die neueste „Vogue“-Ausgabe viel hilfreicher als die Zusammenarbeit mit einem Coach. Für Männer ist ja äußere Attraktivität mit das wichtigste Auswahlkriterium für eine Partnerin und dazu findet man in Modezeitschriften jede Menge Inspirationen.“

Oft gelten Männer als Draufgänger. Deckt sich das mit Ihren Erfahrungen?

„Das würde ich so nicht unterschreiben. Viele Männer sind eher schüchtern beim Flirten. Das lässt sich ebenfalls gut mit evolutions-psychologischen Theorien erklären: Das Lebensmodell Großstadt ist ja erst 150 Jahre alt. Früher lebten die Menschen in kleinen Gemeinschaften, da mussten Männer schon darauf achten, dass ihr Ruf in der Dorfgemeinschaft nicht gleich ruiniert ist. Körbe haben sich in kleinen Verbänden schnell rumgesprochen. Das haben viele Männer unbewusst bis heute verinnerlicht. Daher kommen zu meinen Coachings fast nur Männer. Raten Sie mal was das meist getragenste Kleidungsstück ist, bei unseren ersten Treffen?“

Vielleicht eine Jeans?

„Falsch! 80 % meiner Klienten kommen zum ersten Treffen mit einer Lederjacke. Daran sieht man, finde ich, ganz schön wie Männer gerne rüberkommen möchten. Nämlich cool und selbstbewusst.“  

 Haben Sie eigentlich Stoßzeiten, zu denen besonders viele Männer ihre Flirtkompetenz aufbessern möchten?

„Nein. Interessant ist allerdings, dass im Frühjahr vor allem Männer die schon relativ fit sind im Flirten, ihren Fähigkeiten den letzten Schliff geben möchten. Im Herbst kommen dann eher Männer, die im Sommer nicht ganz so erfolgreich waren in Sachen Liebe.“

Können Sie die Theorie unterstützen, dass Frauen auf durchtrainierte Typen mit breitem Kreuz stehen und Männer eher auf Körbchengröße D?

„Wissenschaftliche Studien sind sich hier weitgehend einig: Für Männer spielt die Attraktivität der Frau eine große Rolle. Grundsätzlich kann man sagen, dass reine Haut und vor allem jugendliches Aussehen von Vorteil sind. Frauen achten da weniger darauf. Männer sollten gesund wirken und ein gepflegtes Äußeres haben. Da ist der kleine Bauchansatz kein so großes Hindernis.“ 

In Ihrer Doktorarbeit beschäftigen Sie sich damit, welche Faktoren beim Flirten eine Rolle spielen. Was ist das größte No-Go in Sachen Kontaktaufnahme?

„Es gibt da echt wenige Studien speziell zu diesem Thema. Das größte No-Go ist für mich ganz klar eine billige Anmache. Das geht gar nicht! Liebe Männer: Bitte, bitte, bitte macht das nicht mehr. Auch eher schwierig ist flirten, wenn man in einer Beziehung ist. Das kann schnell mal ganz schön heiß werden.“ 

Und was kommt beim Flirten besonders gut an? 

„Das kann man schlecht pauschalisieren. Am wichtigsten ist auf jeden Fall, dass man sich in der Situation wohl fühlt. Da ist man viel entspannter und kann lockerer agieren. Flirten soll ja auch Spaß machen. Man darf ja nicht vergessen, dass das Kennenlernen immer über unser erogenstes und sensibelstes Organ abläuft: Das Gehirn. Da kann man nicht mit ein paar einstudierten Sprüchen zum Erfolg kommen.“ 

Gibt es einen besonders geeigneten Platz zum Flirten?

„Ach, es gibt eigentlich keinen ungeeigneten Platz. Frauen bevorzugen oft Cafés, Männer eher den Club am Abend. Grundsätzlich ist das aber alles Typsache. Ein Mann, der auf der Suche nach einer intelligenten Frau ist, sollte eher in Buchhandlungen Ausschau halten und wer mehr auf Optik steht, ist mit Schicki-Micki-Lounges gut beraten.“

Und das sagen TU-Studenten zum Thema Flirten:

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Teaserfoto: Radka Schöne  / pixelio.de 

 

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