Einsatz für die Umwelt

Wir Menschen sind die höchstentwickelten Säugetiere der Erde. Doch trotzdem – oder gerade deswegen – hat diese Spezies es geschafft, den Planeten so zu benutzen, dass die natürlichen Ressourcen nicht mehr nachkommen. Eine WWF-Studie macht es deutlich: Bis zum Jahr 2035 bräuchte man zwei Planeten, um den Bedarf an Nahrung, Energie und Fläche zu decken, wenn die Menschen nicht umdenken.

Einige Studenten und Absolventen der Universität Duisburg-Essen wollen nicht nur über das Thema Umweltschutz im Smalltalk reden, sondern packen die Sache tatkräftig an. Um Nachhaltigkeit „an den Mann zu bringen“ lassen sich die Mitglieder der Initiative für Nachhaltigkeit (IfN) immer wieder neue Projekte einfallen. Ob Postkartenaktionen, Podiumsdiskussionen oder Workshops: Das Ziel aller Aktionen ist, die Menschen für das Thema zu sensibilisieren.

Klimakiste

Die Klimakiste: Die IfN Postkarten und andere Giveaways auf dem Campus. Foto: Janna Cornelissen

Der Kampf um eine bessere Welt

„Sich das Problem bewusst machen, ist schon mal ein kleiner Anfang“, so Julia Reinermann, Mitglied der IfN. Hauptzielgruppe sind erst einmal die Studenten, aber auch Dozenten und interessierte Bürger aus dem Ruhrgebiet werden angesprochen.

Doch was genau macht so eine Initiative für Nachhaltigkeit und warum sollte man da mitmachen? Julia Reinermann ist seit 2006 dabei und weiß noch genau, was sie dazu bewegte:  Durch ihr Studium der Kommunikationswissenschaften an der UDE ist ihr die Ungerchtigkeit der weltpolitischen Situation, vor allem im Nord-Süd-Konflikt, immer stärker bewusst geworden.“Ich habe die internationale Klimakonferenz besucht und diese Machtsituation der gut gestellten Länder wurde wieder so deutlich, dass ich danach noch mehr Tatendrang verspürte etwas Sinnvolles zu tun. Debattieren alleine reicht eben nicht aus“.

Büro BENA

Blick in ein BENA Büro: Kreatives Chaos. Foto: Janna Cornelissen

Das BENA-Projekt

Ein großer Erfolg der IfN ist das 2010 vom Rektorat akquirierte Projekt „BENA“ (Bestandsaufnahme Nachhaltigkeit). „Mit BENA haben wir durch die Förderung mehr Möglichkeiten, unsere Ideen umzusetzen“, erklärt Julia Reinermann. Dadurch können vor allem langfristige Projekte mit angestellten wissenschaftlichen Mitarbeitern finanziert werden. BENA schaut sich an, was die Uni noch realisieren könnte, um Nachhaltigkeit handfest zu verankern. Es wird also eine Bestandsaufnahme der aktuellen „Nachhaltigkeitssituation“ an der Uni gemacht und daraufhin versucht, auf Misstände aufmerksam zu machen.

Professoren als Versuchskaninchen

Ein auffälliges Projekt: die Sustainability Labs, kurz „sustlabs“. Acht Büroräume der Uni wurden für vier Wochen als Versuchslabor benutzt. Professoren und Sekretärinnen dienen als Versuchskaninchen, um herauszufinden, wie die Leute mit nachhaltigen Produkten umgehen und wie diese benutzt und angenommen werden. „Die Idee dahinter ist, dass man Nutzer in den Produktentwicklungsprozess miteinbindet. Der Begriff Nachhaltigkeit sollte fühlbar werden“, so Julia Reinermann, die das Projekt BENA seit Beginn begleitet und koordiniert. Die Büros werden dank Produktsponsoren mit nachhaltigen Produkten ausgestattet.

Klimabaum

Der Klimabaum in den sustlabs: Hier tragen die Teilnehmer ein, was sie Klimafreundliches getan haben. Foto: Janna Cornelissen

Wiederauffüllbare Textmarker, Recyclingpapier, Trennkörbe für Papier und Sticker mit Hinweisen wie „Nutze dein Fahrrad!“ oder „Ist das Licht auch aus?“ sollen nachhaltiges Leben bewusster machen. „Demnächst wollen wir dieses Projekt auf Unternehmen ausweiten“, sagt Julia Reinermann. Dann könne eventuell auch eine Doktorandin den Versuch begleiten.

Der erste Durchgang verlief zufriedenstellend. Das Ziel, die Versuchspersonen zu sensibilisieren, sei gelungen, so Julia Reinermann. „Die Leute waren stolz, selbst aktiv werden zu können und haben sogar angefangen, eigene Ideen miteinzubringen.“ Das Einzige, was negativ aufgefallen ist: Vielen fehle noch die globale Perspektive, dass auch die Ausbeutung der armen Länder im Kreislauf miteinbezogen werden müsste. „Das man aber erst einmal an seine eigene Umwelt denkt, ist völlig normal.“

Speed-Dating für Visionäre

Leute mit grünen Zukunftsvisionen sind auch im „World Café“ genau richtig. Hier wird wie im Speed-Dating im Wechsel an Tischen diskutiert. Das Thema: Wie sieht eine Nachhaltige Uni für dich aus? „In diesem Workshop werden die unterschiedlichsten Uni-Zielgruppen zusammengebracht. Das macht die Sache spannender“, so Reinermann. Der „Green Urban Campus“ ist ein Modellprojekt, das viele umweltfreundliche Visionen schafft. Ernergieeffiziente Gebäudenutzung, Ressourceneinsparung, Photovoltaik und die Uni als Standort für Pilotprojekte: Das sind einige der vielen Ideen für einen zukünftig möglichst grünen Campus.

Mehr Resonanz durch aktuelle Atom-Debatte

BENA-Stand

BENA-Stand an der Uni: Durch Informationsstände und Plakate sind die meisten Mitglieder auf die IfN aufmerksam geworden. Foto: BENA

Die aktuelle Debatte um Atomenergie macht sich auch bei der Initiative für Nachhaltigkeit bemerkbar. „Anfragen von Unternehmen haben sich durch die aktuelle Situation vemehrt, zum Beispiel ob unsere Uni eigentlich Ökostrom bezieht“, erklärt Julia Reinermann. Die IfN versucht die Debatte mit Vorträgen und Podiumsdiskussionen voranzutreiben. Im verganenen Jahr brachte die Initiative zum Thema  „100 Prozent erneuerbare Energien – eine ökologistische Romantik?“ Unternehmen wie RWE und Verbände der Uni an einen Tisch. Gemeinsam sollen Lösungen für eine grünere Zukunft gefunden werden. Über das Ziel sind sich alle einig. Nur der Weg dorthin bietet immer wieder Diskussionsstoff.