Integratives Café: Die Brücke ins Leben der Anderen

Natalie Engels (27 Jahre): Gruppenleiterin

Natalie Engels (Foto:Julia Schindler)

Gruppenleiterin Natalie Engels (Foto:Julia Schindler)

Das Café Ziegenpeter ist nicht nur für die behinderten Mitarbeiter eine große Herausforderung, sondern auch für die Betreuer. Natalie Engels sorgt im Café  dafür, dass alles reibungslos funktioniert. Sie ist gelernte Gastronomin und engagiert sich gerne sozial. Im Ziegenpeter kann sie beide Aspekte verbinden.

Gastronomie und Betreuung – wie bekommt man das unter einen Hut? „Der Anteil meiner eigentlichen Tätigkeit im Gastronomiebereich ist nicht hoch. Es geht viel mehr Zeit für Helfen und Kontrollieren drauf“. Das integrative Café  ist aus der Frage entstanden, wie gezeigt werden kann, wie leistungsstark Menschen mit Behinderungen sind. Der Ziegenpeter gibt, laut Lindner, die Antwort auf diese Frage.

Das Café bietet den Beschäftigen viele Freiheiten. Natalie bestätigt: „Am Anfang können viele behinderte Mitarbeiter kaum etwas eigenständig erreichen. Aber nach einiger Zeit backen sie ihr erstes eigenes Brot oder bedienen ohne unsere Hilfe die Gäste.“ Apropos Helfen: Nicht nur die gelernten Gastronomen und Betreuer stehen den behinderten Menschen zur Seite. Es wird sich auch viel untereinander geholfen. „Die Stimmung im Team ist einfach gut. Und wenn der Ton mal rauer wird, dann verstehen das die Mitarbeiter“, erzählt sie.

Am Ende des Tages weiß Natalie, was sie getan hat. „Die Mitarbeiter sind sehr offen, herzlich und emotional. Ein Danke ist wirklich so gemeint. Ich kann viel von den behinderten Menschen lernen, zum Beispiel die Ruhe, die sie ausstrahlen und ihre Ehrlichkeit. Die Mitarbeiter haben im Gegensatz zu vielen gesunden Menschen keine Berührungsängste. Sie machen sich einfach nicht so viele Gedanken.“

Für Natalie ist die Arbeit im Ziegenpeter ein ständiges Geben und Nehmen. Alle Menschen  sind im Ziegenpeter auf einer Augenhöhe, egal ob gesund oder behindert.

Und was sagen die Gäste?

Gäste im Café (Foto:Julia Schindler)

Gäste im Café (Foto:Julia Schindler)

Birgit Haugg gönnt sich mit zwei Freundinnen ein zweites Frühstück im Café Ziegenpeter. Orangensaft, Cappuccino, frisches Brot, Obst und verschiedene Aufschnitte. Das Konzept scheint gut anzukommen. Die drei Damen sind mit dem Angebot und dem Service der Mitarbeiter sehr zufrieden. „Die Idee ist einfach klasse. Behinderte Menschen bekommen die Chance, in einen normalen Arbeitsalltag integriert zu werden. Das unterstützen wir gerne“, sagt Birgit Haugg.

Das Publikum setzt sich völlig unterschiedlich zusammen. Von alt bis jung ist alles dabei. Die am Café angrenzende Skater-Anlage lädt viele junge Leute zum Verweilen in den Ziegenpeter ein. Manche Gäste kommen alleine, viele mit Familien und oft kommen Gruppen, um Geburtstag zu feiern.

Foto:Julia Schindler

Im Ziegenpeter geht es nicht um Mitleid. (Foto:Julia Schindler)

Mit oder ohne Behinderung: Der Arbeitsalltag bleibt für alle gleich. Wie jeder Arbeitnehmer arbeiten die behinderten Menschen fünf Tage die Woche, jeweils 7 ½ Stunden inklusive einer halben Stunde Pause.

Der Ziegenpeter ist anders als herkömmliche Cafés oder Restaurants. Dennoch wird nicht mit dem Anderssein, dem Außergewöhnlichem geworben. „Der Gastronomiebetrieb soll als normales Café angesehen werden und nicht als Mitleid-Betrieb“, so Michaela Brühl. Daher kommt es leider auch oft vor, dass das Verständnis der Gäste fehlt. Ihnen geht es zum Beispiel nicht schnell genug, das häufige Nachfragen nervt oder sie fahren aus der Haut, wenn man etwas Kaffee überschwappt.

Glück kann auch ganz klein sein

Manuela und Florian sind Vorbilder, nicht nur für Natalie Engels. Sie zeigen, wie leicht Gück sein kann. Lob und zufriedene Kunden sind für sie die schönsten Erlebnisse. Was Glück für solche Menschen bedeutet, zeigt dass man sich auf das Wesentliche im Leben fokussieren sollte. In diesem Sinne: Eine besinnliche Weihnachtszeit.

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