Makówki, Moczka und Co.

In fünf Tagen gibt es endlich das lang ersehnte Festmahl zu Weihnachten. In Deutschland denkt man an einen leckeren Braten oder es gibt wie jedes Jahr Kartoffelsalat mit Bockwurst. Das kommt für einen Polen aber nicht in Frage! Zu Weihnachten muss die Tradition weitergelebt werden und die ist bei Polen sehr groß.

Der 24. Dezember richtet sich eigentlich nur auf das große Festmahl am Abend. Deshalb wird in vielen Familien den ganzen Tag gefastet. Das heißt, dass bis abends in der Regel nichts gegessen wird. Radikale trinken sogar bis zum Abend keinen Tropfen Wasser. Doch die Versuchung ist groß. Schließlich gibt es am Abend zwölf Speisen, die den ganzen Tag zubereitet werden müssen. Die Zahl ist entscheidend, weil sie sich auf die zwölf Apostel bezieht. Viele polnische Familien begründen die Anzahl aber in einem anderen Zusammenhang, die besagt, dass die zwölf für die Anzahl der Monate in einem Jahr steht. Denn der 24. Dezember wird sehr abergläubisch gelebt. So heißt es in Polen, dass der Tag entscheidend für das kommende Jahr sei. Deshalb sollten Streit und Stress in Familien vermieden werden. Der Tag soll sehr harmonisch sein – was er meistens nicht ist.

So sieht die Zubereitung von Karpfen aus.

So sieht die Zubereitung von Karpfen aus. Teaserbild: Rike / pixelio.de. Foto: Karsten Kaminski.

Kein Fleisch an Heiligabend

Während die Kinder morgens den Tannenbaum schmücken, stehen die Eltern den ganzen Tag am Herd. Abends gibt es auf keinen Fall Fleisch. Zu Weihnachten kommt nur Fisch auf den Tisch und zwar traditionell Karpfen. Dazu werden Kartoffeln und Kraut in verschiedenen Varianten gereicht. Die meisten essen es mit trockenen Erbsen oder mit Pilzen. Zuvor gibt es jedoch noch eine Vorspeise: Ein bis zwei Suppen sind üblich. Fischkopfsuppe, Pilzsuppe oder Rote-Beete-Suppe gehören zu den Klassikern. Dazu gibt es Piroggen – mit Sauerkraut, Kartoffeln oder Pilzen gefüllte Teigtaschen.

Bei der Nachspeise ist die Tradition in jeder Region in Polen verschieden. Aber ein Dessert muss auf jeden Fall Mohn beinhalten, denn die Tradition sagt, dass Mohn für Geld im kommenden Jahr sorgt. Die meisten Polen essen „Makówki“, eine Mohnspeise, bei der abwechselnd Baguette und Mohn geschichtet werden. Oben drauf kommen dann Kokosflocken- et voilà der Nachtisch ist fertig und sehr lecker. In Schlesien gibt es auch noch „Moczka“. Das ist eine Lebkuchensuppe mit getrockneten Früchten und Nüssen. Der Name sagt eigentlich schon wie es aussieht: Es ist sehr matschig und braun, aber es schmeckt wirklich sehr lecker.

Fischgräten kommen als Glücksbringer ins Portemonnaie

Aber Weihnachten ist nicht nur schön wegen der vielen leckeren Speisen, sondern auch wegen der Tradition. Die verspricht einem eigentlich nur Gutes für das kommende Jahr. Die Fischschuppen oder die Gräten werden aufbewahrt

Eine von vielen Mohnspeisen zu Weihnachten in Polen

Eine von vielen Mohnspeisen zu Weihnachten in Polen. Foto: Marianne J. / pixelio.de

und in das Portemonnaie versteckt, denn diese Dinge sollen das Geld schützen. Und auch der Tisch wird symbolisch gedeckt. Unter jeden Teller kommt Geld. Dieses Geld soll sich dann im kommenden Jahr vermehren. Besonders ist außerdem, dass immer für eine Person mehr gedeckt wird. Es sollte immer ein Platz für einen Bedürftigen frei sein. Weihnachten muss schließlich keiner alleine feiern. Schade, dass das nur Aberglaube ist…

Wenn der erste Stern am Himmel leuchtet, das ist meistens gegen 18 Uhr, gibt es endlich das Essen. Vor dem Essen wird dann natürlich gebetet, die Polen sind ja sehr katholisch, und im Anschluss danach teilt man sich eine geweihte Oblate und wünscht dem anderen frohe Weihnachten. Endlich darf gegessen werden und oben drauf gibt es auch noch die Bescherung. Um Mitternacht geht es dann mit einem vollen Bauch in die „pasterka“, das ist die traditionelle Weihnachtsmesse, die auch hier in vielen Kirchen gefeiert wird.

1 Comment

  • Hubert sagt:

    Ja, genauso ist es. Es ist jedem zu empfehlen mindestens einmal in seinem Leben, so ein typisches schlesisches(polnisches), Weihnachten mit den Essensgerichten zu erleben.
    Die Mohnspeise Makowki ist oberaffentittengeil.

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