Wissenswert: Plagiate

Aber wie vermeide ich ein Plagiat?

Einmal ertappt, ziehen sich viele Plagiatoren damit aus der Affäre, dass sie behaupten, sie hätten vor lauter Quellen und Notizen den Überblick verloren. Sie hätten nicht mehr durchschaut, welche Aussagen von ihnen selbst und welche von anderen Autoren stammen. Tatsächlich kann man bei einer längeren Hausarbeit schnell die Übersicht verlieren. Doch die Menge an Quellen und Notizen entbindet nicht von der Pflicht, wissenschaftliche Sorgfalt walten zu lasen. Wichtig ist vor allem eine gute Organisation. Eine Hilfe für alle, die sich schnell verzetteln, kann das Computerprogramm „Citavi“ sein. Jede der drei großen Ruhrgebiets-Hochschulen bietet das Programm auf den Seiten der jeweiligen Unibibliothek zum Download an.

Überträgt man ein Zitat eins zu eins, muss es auf jeden Fall in Anführungszeichen gesetzt werden. Formuliert man ein Zitat oder eine fremde Argumentation um, setzt man eine Referenz (also beispielsweise eine Fußnote mit dem Hinweis „Vgl. XY“).

Besonders gefährlich ist das „Strukturplagiat“. Die Tücken dieser Variante: Hier übernimmt der Autor zum Beispiel die Gliederung einer bereits geschriebenen Arbeit oder sämtliche Quellen, die schon ein anderer Autor zum selben Thema benutzt hat. Peinlich und für Prüfer leicht entdeckbar wird es, wenn man die Quellen nicht selbst nachprüft und Zitier- oder Tippfehler aus der „Vorbild-Arbeit“ übernimmt. Also: Immer eine eigene Struktur entwerfen!

Bis zu 50.000 Euro werden für gefälschte Abschlussarbeiten an der TU Dortmund fällig. Foto: Martina Vogt

Bis zu 50.000 Euro werden für gefälschte Abschlussarbeiten an der TU Dortmund fällig. Foto: Martina Vogt

Häufig übersehen wird das „Eigenplagiat“. Wer seine Masterarbeit auf seiner Bachelorarbeit aufbaut, will die Gedanken aus dem ersten Aufsatz oft auch in die Masterarbeit übernehmen. Bloßes “Copy&Paste“ reicht aber auch hier nicht aus: Wörtlich übernommene Passagen müssen in Anführungszeichen gesetzt, Umschreibungen durch eine Referenz gekennzeichnet werden.

Trotz aller Sorgfalt kann es schon mal vorkommen, dass ein Zitat nicht gekennzeichnet wird oder fremde Gedanken umformuliert als die eigenen ausgegeben werden, ohne dass eine Täuschungsabsicht vorliegt. Ein, zwei solcher Fehler pro Arbeit werden wohl kaum zur Exmatrikulation führen – doch schon bei wenigen Fehlern kann die Arbeit als nicht bestanden gewertet werden. Zum Vergleich: Stefan Rorbacher, der Gutachter der Uni Düsseldorf, fand auf 60 von 351 Seiten in Annette Schavans Doktorarbeit nicht oder nicht ausreichend gekennzeichnete Quellen. In Karl-Theodor zu Guttenbergs Dissertation fanden die Plagiatsjäger von GuttenPlagWiki auf 94 Prozent der Seiten Urheberrechtsverletzungen.

Im Fall Guttenberg war klar: Der Verteidigungsminister hat gemogelt. Der Wissenschaftsbetrieb empörte sich. Seitdem werden Dissertationen und ähnliche Arbeiten deutlich genauer unter die Lupe genommen. Heute, ein paar Skandale später, sorgt  das Gutachten über die Doktorarbeit von Bildungsministerin Annette Schavan für Aufruhr: Die Erziehungswissenschaftler Heinz-Elmar Tenorth und Helmut Fend verteidigen die Politikerin auf ZEIT Online. Sie sagen: Vor 32 Jahren hätten noch andere wissenschaftliche Standards gegolten. Die Vorgehensweise der Plagiatsjäger im Netz, die Arbeiten Wort für Wort, Zeile für Zeile durchzugehen, sei falsch.

Genauso ist auch der Düsseldorfer Gutachter vorgegangen. Andere halten dagegen: Richtiges Zitieren und Respekt vor dem geistigen Eigentum anderer habe immer schon zur Wissenschaft gehört. Wer nicht sorgfältig genug arbeite, könne auch keine Dissertation verfassen, meint der Jurist Wolfgang Bittner.

Keine zentrale Überprüfung

In den letzten Jahren setzten beispielsweise deutsche Universitäten verstärkt auf Plagiatssoftware. Hausarbeiten müssen elektronisch abgegeben werden und werden dann in den „Plagiatsidentifizierungsprogrammen“ untersucht. Die Hochschulen im Ruhrgebiet setzen solche Software unterschiedlich ein. Die Ruhr-Uni Bochum etwa benutzt das Programm „Safe Assign“. Ob und wie das Programm eingesetzt wird, bleibt den Lehrstühlen überlassen. Manche prüfen gar nicht oder nur stichprobenartig, andere nur bei Verdacht oder grundsätzlich jede Arbeit. Den Bochumer Studenten steht die Software über das e-Learning-Portal Blackboard kostenlos zur Verfügung.

Auch die TU Dortmund überprüft Abschluss- und Seminarabeiten nicht zentral. Das ITMC (IT- und Medienzentrum der Dortmunder Uni) stellt für die Gutachter verschiedene Programme bereit. Auch einige Fakultäten setzen Programme ein. Gibt es einen Plagiatsverdacht, wird die „Kommission zur Sicherstellung guter wissenschaftlicher Praxis“ informiert.

Software kann in die Irre führen

Der Nutzen von Plagiatssoftware ist genauso umstritten wie die Definition eines Plagiats selbst: Kritiker sagen, nicht alles, was der Software verdächtig vorkäme, sei auch ein Plagiat. Wer sie einsetze, müsse das Ergebnis in jedem Fall nachprüfen und dürfe sich nicht in falscher Sicherheit wiegen. Und: Die Software würde die Professoren dazu verleiten, die Arbeiten nicht mehr aufmerksam zu lesen.

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