Und der Gewinner ist… die FIFA

Wo es Verlierer gibt, muss es auch Gewinner geben – und die sind handverlesen. Bauunternehmen und die Hotelbranche profitieren beispielsweise von den staatlichen Investitionen. Da aber auch viele ausländische Unternehmen an den Stadien und der Infrastruktur mitbauen, fließt ein Großteil des Geldes gleich wieder aus Brasilien ab. 2010 profitierte etwa die Siemens AG mit Aufträgen in Höhe von rund einer Milliarde Euro an der WM in Südafrika.

Zu Karneval werden mehr Touristen erwartet
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Die auslänischen Touristen strömen zum Karneval in Rio. Foto: T.Kristensen/flickr.com

Insbesondere vom Tourismus erhofft sich die brasilianische Regierung bei der WM große Einnahmen. Nach Schätzungen des Wirtschaftsministeriums sollen 500.000 Touristen 5,5 Milliarden Euro bringen. Nicht zu ermitteln ist allerdings, wie viele Touristen ohnehin nach Brasilien gekommen wären, oder wie viele durch die gestiegenen Flug- und Hotelkosten eben nicht kommen. Im Vergleich zum Karneval in Brasilien ist der Tourismus-Effekt der WM allerdings gering. Schätzungen zufolge zieht alleine die Sambaparade in Rio Jahr für Jahr 850.000 Touristen an.

Der größte Gewinner ist allerdings der Fußball-Weltverband, die FIFA. Als Alleininhaber der Austragungsrechte besitzt sie ein Monopol auf dem Markt. Dadurch kann sie den Ländern die Bedingungen für die Ausrichtung diktieren – der eigene Aufwand hält sich damit in Grenzen und das eigene Risiko ist minimal. Der Gewinn wird hingegen maximiert. Denn die FIFA lässt sich für sich und ihre Sponsoren Steuerfreiheit zusichern – vom Zeitpunkt der WM-Vergabe bis zum Abschluss des Turniers. Auf Nachfrage des ZDF-Magazins Frontal 21 verweist die FIFA auf ihre Besteuerung in der Schweiz: „Aufgrund der statuarischen Aufgabe wäre eine Besteuerung in jedem einzelnen Ausrichtungsland nicht darstellbar.“

Tatsächlich zahlte die FIFA laut aktuellem Finanzbericht 2013 Steuern in Höhe von rund 17 Millionen US-Dollar – bei einem Gesamtertrag von knapp 1,4 Milliarden US-Dollar. Auch an der WM in Südafrika verdiente die FIFA kräftig mit. Der Gewinn belief sich auf 2,3 Milliarden Euro.

Umdenken in der FIFA?

Foto: calciostreaming /flickr.com

Für die FIFA mit ihrem Präsidenten Sepp Blatter nimmt der Gegenwind zu. Foto: calciostreaming /flickr.com

Dass dieser Wahnsinn nicht ewig steigerbar ist, bemerkt die FIFA nun durch den Gegenwind in Brasilien. „Die FIFA hat einen immensen Reputationsschaden zu beklagen“, erklärt Henning Vöpel vom HWWI. „Bisher hatte man dort die Einstellung, man könne seine Vorstellungen durchdrücken. In Teilen der FIFA hat jetzt ein Umdenken eingesetzt.“ Arbeitsgruppen seien bei der FIFA gebildet worden, die Vergabepraxis und die Auflagen für die Gastgeberländer sollen überprüft werden. Das sportliche Mega-Event soll wieder eine sozial und ökologisch verträgliche Dimensionierung erhalten. „Man ist sich bei der FIFA intern über die Probleme bewusst“, weiß Vöpel.

Als Indikator, ob tatsächlich ein Umdenken stattfindet, dürfte gewertet werden, wie sich die FIFA im Falle der viel kritisierten WM-Vergabe nach Katar verhält. „Katar, das war die Wende“, glaubt Vöpel. „Nicht nur die Bestechungsvorwürfe, vor allem die Vorwürfe um die Menschenrechtsverletzungen waren katastrophal für das Image.“

Für Brasilien käme das Umdenken aber zu spät. Ohnehin werden erst die kommenden Jahre zeigen, ob sich die FIFA tatsächlich von ihrer von Gewinnmaximierung getriebenen Verbandspolitik abwendet. Vielleicht ist es auch zu verlockend, nach jeder WM freudig erneut festzustellen: Und der Gewinner ist… die FIFA.

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