Dortmund, Sonntagabend, Signal Iduna Park – aber Fußball gibt es heute leider nicht. Stattdessen öffnet das BVB-Stadion seine Tore für die dritte Ausgabe des Kino- und Konzertfestivals „Kino im Stadion“. Bis zum 4. Juli wird noch ein buntes Programm mit Kino, Konzerten und einer großen Abschlussparty geboten. pflichtlektüre online-Reporter Matti Hesse hat getestet, ob das Kino bei Fußballfans Entzugserscheinungen mildern kann.

"Hier regiert der BVB"- statt "Fuppes" gibt´s bei "Kino im Stadion" aber Kino und Konzerte. Fotos (3): Matti Hesse
Das Saisonfinale ist noch nicht lange vorbei. Die erste Enttäuschung über den sechsten Platz des BVB ist überwunden und so wage ich mich wieder ins Stadion, denn trotz Sommerpause gibt es hier auch heute ganz großes Kino. Um 19 Uhr ist Einlass bei „Kino im Stadion“. Wir kommen relativ pünktlich und bereuen es sofort: An der Bar wird uns mitgeteilt, dass der Film so gegen zehn losgehe – eben wie angekündigt bei Einbruch der Dunkelheit. Ich befinde „Einbruch der Dunkelheit“ weiter für eine Auslegungssache und hätte eine etwas genauere Richtzeit im Vorhinein gut gefunden. Na ja, was soll’s. So bleibt halt noch „ein wenig“ Zeit, die wir in der großflächigen Strandbar unter der Westtribüne relaxen können. Neben Bänken und Sofas sorgen eine Hängematte und Sonnenschirme für die richtige Atmosphäre. Natürlich gibt es im Stadion statt Sand Kunstrasen als Bodenbelag.
Kickern bis der Film losgeht
Für die, die es mit der deutschen Pünktlichkeit ähnlich genau genommen haben, wurden ABM-Maßnahmen getroffen: Mit einem kleinen Fußballplatz und Kickern lässt sich die Zeit vertreiben. Kurz überlegen wir zaghaft, die Uni-Bücher auszupacken – „man könnte ja jetzt eigentlich noch was lernen“- schieben den Gedanken aber schnell beiseite und holen uns erst mal ein Bier. Die Preise sind nicht gerade billig, aber in Ordnung (2,80 Euro für ein 0,33 Pils, 2,50 Euro für eine Bratwurst). Gestärkt machen wir uns an die Kicker – und wer sonst kann schon behaupten, mal ein Spiel im Signal Iduna Park gewonnen zu haben.
Gucken von den teuren Plätzen
Dann kommt ein Gong – endlich geht’s los. Die beeindruckende Kinoleinwand hängt vom Dach über der Westtribüne. Geguckt wird auf gemütlichen Ledersesseln im Block 27, der wegen der teuren Preise in der Saison eher den „Besserverdienern“ überlassen ist. Gegen zehn Euro Pfand kann man sich eine Decke leihen, so dass man auch bei niedrigeren Temperaturen „Kino im Stadion“ schauen kann. Regen kann einem unter dem Dach ohnehin nichts anhaben.
Vorsicht: Nicht in übliche Stadion-Verhaltensmuster verfallen
Natürlich wird standesgemäß die „offizielle Zuschauerzahl“ verkündet: 362 Zuschauer haben sich eingefunden, um den Film „Der seltsame Fall des Benjamin Button“ zu gucken – kein Vergleich zu den sonst 80.000 Fans. Kurze Werbung, dann geht’s los. Trotz „Open Air“ ist die Akustik wirklich sehr gut, auch die Bildqualität auf der Riesenleinwand beeindruckt. Das leere Stadion im Hintergrund sorgt für eine besondere und intime Atmosphäre. In den bequemen Sesseln und bei milder Abendtemperatur muss ich mir während des Films mehrmals in Erinnerung rufen, dass ich nicht in einem Kinosaal, sondern auf der Tribüne des BVB-Stadions sitze.
Als der von Brad Pitt verkörperte Benjamin Button und seine „Jugendliebe“ endlich zusammengefunden haben, widerstehe ich dem kurzen Drang vom Sitz aufzuspringen und „Tor, Tor, Tooor“ zu brüllen –wäre ja auch albern. Auch dem Drang ein Fangesang anzustimmen unterdrücke ich nur mühsam. Aber die etwas andere Stadionatmosphäre, die Leinwand und die Akustik machen „Kino im Stadion“ wirklich zu einem tollen Erlebnis.
Wird doch mal wieder Zeit, dass die neue Saison losgeht.
Nur einige knutschende Pärchen bemerken das Ende des Films nicht sofort, die meisten Zuschauer machen sich recht schnell auf den Weg nach Hause – es ist kurz vor eins, in wenigen Stunden beginnt der Alltag. Der Weg zurück ist fast wie nach einem Spiel der Borussia, nur die angetrunkenen und grölenden Fans fehlen. Heiser bin ich auch nicht – gut, eigentlich doch nicht wie nach einem Spiel. Statt einer mit Fans überfüllten Bahn kommt heute leider gar keine mehr. „Ein nächtlicher Spaziergang ist ja auch mal ganz nett“ – oder auch nicht. Und während des mühseligen Heimwegs stelle ich fest, dass es trotz „Kino im Stadion“ doch langsam wieder Zeit für den Start der neuen Bundesliga-Saison wird.
Bis zum 4.Juli bietet das Kino- und Konzertfestival „Kino im Stadion“ noch täglich Programm. Wir haben für euch die Highlights rausgesucht:
Datum + Uhrzeit | Veranstaltung | Beschreibung | Eintrittspreis |
Freitag, 19. Juni Einlass: 18 Uhr Beginn: 20 Uhr | Konzert:A Tribute to Rock | Mit The Queen Kings, Dirty Deeds`79 und Reggatta`D Blanc spielen eine der besten Tribute-Bands die Songs von Queen, AC/DC und Police. | 19 Euro zzgl. Vorverkaufsgebühren bzw. 25 Euro AK |
Montag, 22. Juni Einlass: 19 Uhr | Kino: Der Vorleser | Oscarprämierte Kinoverfilmung von Bernhard Schlinks Bestseller | 6 Euro |
Donnerstag, 25. Juni Einlass: 19 Uhr | Kino: Star Trek | Der aktuell in allen Kinos laufende Steifen ist ein Muss für alle „Treckies“ | 6 Euro |
Freitag, 26. Juni Einlass: 18 Uhr Beginn: 20 Uhr | Konzert: GROBSCHNITT | Nach einer über 20-jährigen Pause hat sich die Hagener Kult-Rockband GROBSCHNITT 2009 wieder vereint und gibt ein Konzert im Signal Iduna Park. | 25 Euro zzgl. Vorverkaufsgebühren bzw. 30 Euro AK |
Dienstag, 30. Juni Einlass: 19.00 | Kino: Illuminati | Atemlose Jagd im Vatikan: Zweite Verflimung von Dan Browns-Bestsellerreihe mit Tom Hanks als Robert Langdon | 6 Euro |
Mittwoch, 1. Juli Borruseum bis 20 Uhr geöffnet20 Uhr: Treffpunkt der Teilnehmer | BVB Traditionsabend | Erster von drei Traditionsabenden rund um den Verein anlässlich Jubiläumsjahres „100 Jahre BVB“. Unter anderen wird das legendäre DFB-Pokalfinale von 1989 gezeigt. | 6 Euro inkl. Ticket für das Borruseum |
Donnerstag, 2. Juli Einlass: 19 Uhr | Kino: Filmpremiere von Salami Leikum | Komödie mit Wolfgang Stumph um das Aufeinanderprallen verschiedener Kulturen | 6 Euro |
Freitag, 3. Juli Beginn: 20 Uhr | Party: Dortmund rockt! | Dortmund rockt! Die größte Open Air-Party Dortmunds mit dem international renomierten DJ Firestarter | 10 Euro zzgl. Vorverkaufsgebühren |
Samstag, 4. Juli Einlass: 18 Uhr Beginn: 20 Uhr | Konzert/Comedy: Die Popolski Show -Live | Die Familie Popolski deckt auf: Alle Top-Hits der letzten Jahrzehnte sind geklaut, deren wahren Urheber die verarmte Musikerfamilie aus Polen ist. Die Popolski-Show ist eine skurrile Mischung aus Comedy und Live-Musik mit den „Originalversionen“ von Hits wie „We will rock you“. | 18 Euro zzgl. Vorverkaufsgebühren bzw. 23 Euro AK |