Fußball-EM: So sicher will Paris feiern

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Im Juni beginnt in Frankreich die größte Fußball-EM jemals. Zum ersten Mal werden 24 Mannschaften um den Europameister-Titel kämpfen. Auch in den Austragungsstädten wird alles etwas größer. In Paris können Fans die Spiele auf einer riesigen Fanmeile verfolgen – trotz Terrorangst und Ausnahmezustand. Wie die Stadt der Liebe die Sicherheit seiner Gäste gewährleisten will. 

Paris wird zur EM eine riesige Fanmeile am Eiffelturm eröffnen. Bürgermeisterin Anne Hidalgo stellte vor Kurzem das Konzept vor: „Die Party hat begonnen“, sagte Hidalgo ohne ihre Vorfreude zu verstecken. Ab dem 10. Juni werden die besten Mannschaften Europas um den Titel spielen. Fans können in der Fanzone auf den Champs de Mars dabei sein. Auf dem Areal am Fuße des Pariser Wahrzeichens sollen bis zu 92.000 Menschen Platz haben.

Die Fanmeile wird eine Fläche von 130.000 Quadratmetern haben, das entspricht 30 Fußballfeldern. Damit jeder der tausenden Fans jede Sekunde des Spiels mitbekommt, wird die Stadt acht Bildschirme aufstellen. Einer von ihnen wird 420 Quadratmeter messen – der größte Bildschirm, den es in Frankreich je gab. Außerdem wird am Eiffelturm ein Fußballfeld und eine große Bühne stehen. An spielfreien Tagen werden dort zum Beispiel David Guetta und die Band Muse auftreten. Sollte das Handynetz überlastet sein, können die Fans auf das neueingerichtete WLAN ausweichen.

Teure Maßnahmen gegen die Terrorangst

Paris nimmt sich einiges vor zur EM. Nicht nur, was das Event angeht. Nach den Anschlägen des „Islamischen Staats“ im Januar und November 2015 sind viele Pariser verunsichert. Das Turnier und das Angebot für die Fans sollen das angekratzte Image der Hauptstadt verbessern. Die Sicherheit spielt daher eine herausragende Rolle. „Es macht mehr Sinn, die Menschen an einem einzelnen Ort zu versammeln“, erklärte Anne Hidalgo. Es sei schwierig für die Polizei, viele kleine Menschengruppen zu sichern. 

Auch auf der Fanmeile selbst setzt die Stadt auf verschiedene Sicherheitsmaßnahmen: Der komplette Bereich wird von einem Zaun umgeben sein. Um reinzukommen, müssen die Fans durch zwei Sicherheitskontrollen. Wie am Flughafen werden sie mit Metalldetektoren nach Waffen und Sprengstoff durchsucht. Zusätzlich überwachen 40 Kameras jeden Winkel der Fanzone. Neben der Polizei sind auf den Champs de Mars rund 400 private Sicherheitskräfte im Einsatz. Je nach Bedarf kann ihre Zahl auf bis zu 1000 aufgestockt werden. „Wir haben die höchsten Sicherheitsstandards“, betonte Hidalgo. Das kostet. Im April verdoppelte das Innenministerium das Budget von zwölf auf 24 Millionen Dollar. Davon fließen allein 16 Millionen Euro in den Schutz der französischen Hauptstadt und seiner Bürger und Gäste.

„Ich habe das natürlich schon im Hinterkopf“

Die Anschläge des IS haben Paris getroffen. Viele Menschen sind verunsichert. Manche meiden Straßenbars am Abend, manche trauen sich immer noch nicht auf große Konzerte. Doch es geht auch anders: Viele Pariser lassen sich nicht einschüchtern und genießen die Vorzüge der Großstadt. Vor der Fußball-EM werden nun aber die Stimmen laut, die sich um die Sicherheit der Fans aus ganz Europa sorgen. Wie sehr verängstigt die EM junge Leute in Frankreich? Wir haben mit jungen Europäern darüber gesprochen.

Baptiste Galmiche, 23 Jahre, aus Rennes (Frankreich)
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Quelle: privat

Frankreich sollte die EM nicht ausrichten.

Baptiste Galmiche ist 23 Jahre alt und studiert Politikwissenschaft. Fußball interessiert ihn nicht, daher wird er höchstens die Spiele der französischen Mannschaft schauen. Diese Partien wird der Franzose nicht in großen Fanmeilen verfolgen, sondern im kleinen Kreis. Seit den Anschlägen ist Baptiste etwas besorgter: „Ich denke ziemlich oft daran, wenn ich zu belebten Plätzen komme.“ Als Beispiel nennt der 23-Jährige Haupteinkaufsviertel in Paris. Dennoch möchte er seine Gewohnheiten nicht umstellen. Baptiste denkt, dass Anschläge zur EM noch wahrscheinlicher werden. Frankreich sollte das Turnier nicht veranstalten: „Manche sagen, man solle so leben, als wäre nichts passiert, aber das ist einfacher gesagt, als getan.“

Carolin Grammetbauer, 19 Jahre, aus Reutlingen
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Quelle: privat

Sicherheitskontrollen sind so stark verschärft worden, dass ich mich sicherer fühle.

Die 19-jährige Carolin Grammetbauer wohnt seit letztem September in einem Pariser Vorort. Dort arbeitet sie als Freiwillige in einem Altenpflegeheim. Nach den Anschlägen habe sie sich Sorgen gemacht, auch mit Blick auf die EM im Sommer, erzählt Carolin. Seitdem es in Paris strengere Sicherheitskontrollen gibt, fühle sie sich sicherer. „Verhindern kann man einen Anschlag aber letztendlich nicht“, sagt die Reutlingerin. Sie möchte sich nicht von den Terroristen einschüchtern lassen: „Ich lebe normal weiter und genieße die Vielfalt und die Schönheit der Stadt.“ Trotzdem sei sie vorsichtiger und achtsamer.

Janika Groß, 19 Jahre, aus Freiburg
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Quelle: privat

Dadurch, dass schon mit Anschlägen gerechnet wird, ist es eher unwahrscheinlich, dass Terroristen dort ‚zuschlagen‘.

Janika Groß ist Carolins Kollegin und arbeitet ebenfalls in einem Altenheim in der Nähe von Paris. Die 19-jährige wird sich das Spiel Deutschland gegen Polen im Stade de France ansehen, dem Fußballstadion in Paris, in dem die IS-Attentäter im November einen Anschlag verüben wollten: „Ich hab eigentlich nicht so große Angst vor Anschlägen.“ Die Kontrollen seien verstärkt worden. Andererseits sagt sie: „Ich habe das natürlich schon im Hinterkopf, man sollte also aufpassen.“

Ana Valiente, 25 Jahre, aus Madrid (Spanien)
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Quelle: privat

Tatsächlich vergisst man irgendwann, dass etwas Schreckliches wie ein Anschlag passieren könnte.

Ana ist Freiwillige aus Spanien und arbeitet bei einem Onlinemagazin in Paris. Sie sagt, dass sie große Menschenmengen generell meidet. Das habe nicht mit der Angst vor Anschlägen zutun: „Ich mag ruhigere Plätze lieber.“ Es sei sehr anstrengen, die ganze Zeit über mögliche Anschläge nachzudenken: „Ich versuche mein normales Leben weiterzuführen.“ Die Spiele der EM wird sie in Bars oder bei Freunden schauen und eher nicht in der Pariser Fanmeile.

Titelbild: flickr.com/Ministry of Foreign Affairs of the Republic of Poland

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