Der Traum von einer grüneren Welt

Im Schutz der Dunkelheit gärtnern sie. Damit sie niemand erkennen kann, haben sie sich vermummt. Schwarze Kleider, dunkle Tücher, Sonnenbrillen – eine Maskerade, die dem Titel Guerilla alle Ehre macht.

Guerilla-Gärtner pflanzen auch bei hellem Tageslicht. Foto: Jana Hoffmann

Farbtupfer für die Graue Unilandschaft: Guerilla-Gärtner pflanzen auch bei hellem Tageslicht. Foto: Jana Hoffmann

Doch nur selten ist an diesem Klischee etwas dran. Guerilla Gardening – das klingt spannend, aufregend, kämpferisch. Nach hohen Idealen und großen Träumen. Guerilla-Gärtner träumen tatsächlich von einer grüneren Welt. Aber nur sehr selten verstecken sie sich vor der Polizei und möglichen Augenzeugen.

Patrick und Jana gärtnern auch bei hellstem Tageslicht. Heute bepflanzen die beiden Absolventen der TU Dortmund eine kahle Baumscheibe auf dem Campus. Es ist kurz vor 18 Uhr, der Pförtner vor der Emil-Figge-Straße 50 dreht seine abendliche Runde durch das Gebäude. Trotzdem sitzen noch einige Studenten draußen auf den Bänken. Unter ihren argwöhnischen Blicken packen Patrick und Jana ihre große, graue Kiste aus: Blumen, Spaten, Harke und Gießkanne. Dann geht es los.

Kein bloßer Nervenkitzel

Guerilla Gardening lebt nicht nur von dem Nervenkitzel, etwas Verbotenes zu machen. Patrick und Jana haben andere Ziele. Sie wollen ihre Umgebung verschönern. „Gärtnern ist eigentlich nicht so mein Hobby“, erzählt Jana. Dennoch gärtnert sie schon seit einigen Monaten mit ihrem Kumpel Patrick. Denn sie hat ein Ziel: Vor allem in Dortmund sei ihr aufgefallen, wie viele Pflanzenbeete leer stehen und wie viele brachliegende Flächen es gibt. „Das möchte ich ein bisschen verschönern und lebensfroher gestalten, damit ich mich hier wohlfühle“, erklärt die 25-Jährige.

Viele Pflanzenbeete stehen leer: "Das möchte ich verschönern, damit ich ich mich hier wohlfühle", sagt Guerilla-Gärtnerin Jana. Foto: Jana Hofmann

Viele Pflanzenbeete stehen leer: Guerilla-Gärtnerin Jana will das ändern. Foto: Jana Hofmann

Die Natur soll ihren Platz in der Stadt zurückerobern. Sie wird oft zerstört und ignoriert, doch die Guerilla Gärtner wollen ihr ihre Bedeutung zurückholen. Sich fremde Flächen anzueignen, ist jedoch nicht Patricks Absicht. „Die Lust am Gärtnern steht im Vordergrund. Man möchte sich selbst erden, in seiner Stadt. Und deshalb wird man überhaupt aktiv“, erklärt der Duisburger.

Die Uni weist den Weg

Patrick und Jana haben Raumplanung studiert. Auf der Suche nach einem interessanten Thema für seine Diplomarbeit stieß Patrick auf Guerilla Gardening. Seitdem verschwimmen Hobby und wissenschaftliche Arbeit ineinander. Von der grünen Bewegung hat sich Patrick sofort persönlich angesprochen gefühlt: „Ich kann so meinen eigenen Raum mitgestalten, und das ohne den langen Weg über die Bürokratie.“ Er ist sich sicher: Jeder, der eine fremde Fläche bepflanzt, vermittelt eine politische Botschaft. „Ich sage damit: Stadt, ich mache hier eine Aufgabe, die eigentlich deine wäre“, erklärt Patrick. Aber nicht jeder Gärtner habe eine politische Motivation: Manche Menschen hätten ganz einfach nur Lust am Gärtnern.

Mission vollendet: Patrick schießt nach getaner Arbeit Fotos für seinen Blog. Foto: Jana Hofmann

Mission vollendet: Patrick schießt nach getaner Arbeit Fotos für seinen Blog. Foto: Jana Hofmann

Ist Blumenpflanzen Vandalismus?

Rechtlich gesehen ist Guerilla Gardening illegal. Patrick kennt sich wegen seiner Diplomarbeit ganz genau damit aus: „Das Gärtnern selbst ist nicht das Illegale, sondern der Fakt der Besitzstörung. Erst wenn mich jemand verklagt, entweder für Besitzstörung oder Vandalismus, dann mache ich mich strafbar.“ Eigentlich werde das Gärtnern geduldet. In der Praxis habe er noch nie Probleme mit dem Gesetz gehabt. Und gerade bei öffentlichen Flächen hätte die Stadt keine Einwände. „Oftmals ist es so, dass die Stadt sich freut, dass wir mehr Grün in die Stadt bringen, als sie es könnte“, erzählt Patrick.

Gießen, Müll einsammeln, Fotos machen

Jana setzt behutsam die letzte Pflanze in die Erde, während Patrick schon mal Wasser holt. Blumen gießen, die Blumenschalen einsammeln und alle Geräte einpacken. Fertig! In einer knappen halben Stunde haben sie den Platz vor der Emil-Figge-Straße 50 bunter und schöner gemacht. Patrick knipst noch ein paar Fotos von dem gemeinsamen Werk – für seinen Blog. Dort berichtet er von seinen Streifzügen im Ruhrgebiet. Gärtnern? Das ist gar nicht schwer, erzählt Patrick: „Gartenschaufel einpacken, Gießkanne, ein paar Blumen und los geht’s! Mehr muss man nicht können!“

von Jana Hofmann

4 Comments

  • Klaus sagt:

    Kurz gesagt: macht langfristige Projekte, in zwei drei Tagen kümmert sich keiner mehr um sie Pflanzen… ODER?

  • Klaus sagt:

    Was soll den der Mist! Feiert euch weil ihr ein paar Pflanzen gesetzt habt… In ein paar Wochen sind die vertrocknet… Macht doch lieber Partnerschaften, haltet die Plätze sauber!!!
    Wenn schon Pflanzen….warum hab ihr nicht das ganze Unkraut raus gemacht, vernünftige Arbeit, darüber könnt ihr schreiben!!!!

  • Hallo Blumenfreund,

    erstmal danke! Zu deiner Frage ein klares „Nein“!

    cheers

  • Der Blumenfreund sagt:

    Schön, dass es Studenten mit grünem Daumen gibt! Aber sind die Jana aus dem Artikel und die Autorin Jana Hofmann etwa dieselbe Person? Das wäre journalistisch eher uncool.

    Ansonsten finde ich Blümchen auf dem Campus eine feine Sache!

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