Was bringt das Studium Fundamentale?

Für die einen ist es Bestandteil der Studienordnung, die anderen kennen es nur vage als Begriff aus dem Vorlesungsverzeichnis – das Studium Fundamentale. In extra freigegebenen Vorlesungen können Studierenden über den Tellerrand ihres eigenen Fachbereichs hinausschauen. Wie das funktioniert und was man dabei lernen kann, hat eine Geisteswissenschaftlerin für euch ausprobiert.

Die "Roter Oktober" im Modellversuch

Physik veranschaulicht: Die "Roter Oktober" im Modellversuch

Mittwochmorgen, viertel nach acht. Ohne eine Ahnung von Physik zu haben, sitze ich gespannt im Hörsaal und warte darauf, dass die Vorlesung Physik II beginnt.

Gegen halb neun geht es los und ich erfahre, dass es um magnetohydrodynamischen Antrieb geht. Das sagt den meisten von euch jetzt wahrscheinlich genauso wenig wie mir, aber Prof. Dr. Shaukat Khan zeigt einen Ausschnitt aus dem zwanzig Jahre alten Film „Jagd auf Roter Oktober“, der mich aufklärt: Es handelt sich um eine Technik, mit der man Dinge lautlos vorwärts bewegen kann, zum Beispiel ein Düsenantrieb im Wasser.

Das ganze veranschaulicht er an einem kleinen Versuch – fast so anschaulich wie in der Schule. Er legt ein kleines Styroporschiffchen, das mit zwei Vierteldollarmünzen, einer Batterie und ein paar Kabeln ausgestattet ist, in eine Wasserschüssel. Und tatsächlich, es schwimmt vorwärts, und nach Umpolen des Elektromagneten sogar rückwärts. Ich bin beeindruckt. Physik ist ja gar nicht so langweilig, wie ich immer dachte.

Viele Formeln auf der Tafel – und düstere Erinnerungen an Physikstunden

Doch ganz so aufschlussreich geht es leider nicht weiter. Jetzt kommen die berüchtigten Tafelanschriebe, die ich schon während der Schulzeit gefürchtet habe: Viele Buchtaben, dazwischen ein paar Zahlen, und schon verstehe ich so gut wie nichts mehr. Allein das Stichwort „Ohmsches Gesetz“ weckt bei mir düstere Erinnerungen.

Mehrere Tafeln voller Formeln

Tafeln voller physikalischer Formeln

Spannender wird es erst wieder, als wir einen Ausschnitt aus James Bond ansehen, in dem „007“ eine Rolex mit eingebautem extra starken Elektromagneten vorführt. Die stellt der Professor dann im Modellversuch nach, aber auch das ist nicht ganz so putzig wie der Versuch mit dem rot beflaggten Schiffchen.

Nicht alle Veranstaltungen sind auf die Fremdhörer zugeschnitten

Mein Fazit zu Physik II: Die Versuche waren interessant, aber von den eigentlichen physikalischen Vorgängen habe ich nicht viel verstanden. „Die Studium Fundamentale-Studenten müssen ja am Ende keine Klausur mitschreiben“, beruhigt mich Professor Jan Kierfeld, der die Vorlesung mit Professor Khan leitet. Er selbst hält diese Vorlesung für das Studium Fundamentale nicht besonders geeignet und gesteht, dass „der Arbeitsaufwand ist einfach zu groß“ ist. Fachfremde Studierende seien „bei extra auf dieses Modul zugeschnittenen Veranstaltungen besser aufgehoben“.  Bei dem Durcheinander, das die langen Formeln in meinem Kopf verursacht haben, kann ich ihm nur zustimmen.

Zum Schluss ein Ausflug in die Techniksoziologie

Physikstudenten in Aktion

Physikstudenten in Aktion

Professor Johannes Weyer öffnet seine Veranstaltungen sehr gern für Studierende anderer Fachrichtungen. Seine Vorlesung „Begriffliche Grundlagen der Innovations- und Techniksoziologie“ steht als nächstes auf meinem Plan. Eine Vorlesung aus dem Bereich Wirtschafts- und Sozialwissenschaften.

Heutiges Thema sind „Epochen der Technikgeschichte“. Dabei geht es um Fragen wie „Von wem stammen wir ab?“, „Wie lange haben wir gebraucht, bis wir bestimmte Dinge gelernt haben?“ und „Wie lernen wir eigentlich“. Selbst die Tierwelt kommt nicht zu kurz, denn nicht nur Menschen sind in der Lage, Werkzeuge herzustellen und zu benutzen und zu lernen.

So schlimm war es gar nicht, aber…

Am Ende meines Exkurses frage ich mich natürlich: Was hat mir das Ganze eigentlich gebracht? Die Physikvorlesung war gar nicht so abschreckend wie erwartet. Trotzdem könnte ich mir nicht vorstellen, sie ein ganzes Semester lang zu besuchen. Die WiSo-Veranstaltung dagegen fand ich sehr  aufschlussreich. Da könnte ich mir schon eher vorstellen, regelmäßig hinzugehen. Das mag auch daran liegen, dass sie inhaltlich deutlich näher an den Kulturwissenschaften liegt als Physik. Der Schuster sollte sich also vielleicht doch nicht allzu weit von seinen Leisten fortbewegen.

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