Kampagne gegen Übergriffe an US-Unis

Beitragsbild_Sexuelle-Uebergriffe

In den USA prangert eine Kampagne Vergewaltigungen und sexuelle Übergriffe an Universitäten an. „Don’t Accept Rape“ reagiert damit auf eine Umfrage, laut der jede fünfte Frau und jeder zwanzigste Mann an amerikanischen Universitäten Opfer von sexualisierter Gewalt auf dem Campus wird.

In deinem Schlafraum wird dich dein Zimmernachbar vergewaltigen. Du wirst sein drittes Opfer sein.

Das liest ein junger Mann aus einem fiktiven Brief von seiner Universität vor. Das Video hat „Don’t Accept Rape“ online gestellt. Mit solchen Kunstaktionen will die Initiative darauf aufmerksam machen, dass eine Einschreibung an einer Universität laut einer Umfrage auch sexuelle Übergriffe für die Studierenden bedeuten kann.

Die Kampagne fordert mit einer Petition die Universitäten dazu auf, Ansprechpersonen für Opfer von Übergriffen bereitzustellen. Das hält auch Erika Hiby-Schael von der Dortmunder Koordinierungsstelle „Hilfen bei sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche“ für wichtig. „Gerade an einer so großen Institution wie einer Universität sollten alle Studierenden wissen, an wen sie sich wenden können. Es braucht Beauftragte, die wissen, was sexualisierte Gewalt ist und welche Hilfsangebote es gibt.“ Sie empfiehlt Universitäten, ähnlich wie Kinder- und Jugendeinrichtungen, Schutzkonzepte gegen sexualisierte Gewalt zu entwickeln. Dazu könnten auch Schulungen für Dozenten gehören, sagt die Expertin. 

Laut Hiby-Schael sollte für Opfer von Übergriffen sozusagen ein Schutzraum geschaffen werden. Das bedeute, dass die Betroffenen selbst entscheiden sollten, ob sie Anzeige erstatten oder wie mit dem Täter umgegangen werden soll.

20 Prozent aller Frauen an US-amerikanischen Unis erleben sexuelle Übergriffe. Unter Männern gibt es weitaus weniger Opfer: Jeder zwanzigste wird Opfer von sexualisierter Gewalt. Doch auch diese Zahl ist der Initiative zu hoch. Schließlich gebe es bei Männern eine noch höhere Hemmschwelle, eine Tat zu melden. Die Angst, nicht ernstgenommen zu werden, sei gerade bei Männern oft groß. „Durch die Sozialisation haben gerade männliche Opfer häufig Angst, schwach zu wirken, wenn sie von einer Tat erzählen“, sagt Erika Hiby-Schael.

Anlaufstellen an der TU Dortmund
An der TU Dortmund hat noch nie jemand einen sexuellen Übergriff gemeldet. Opfer können sich an das Gleichstellungsbüro, den Personalrat oder die Frauenberatung des AStA wenden.

Wenn du Zeuge einer Vergewaltigung wirst, melde die Tat nicht. Gute Freunde petzen nicht.

Das rät eine andere fiktive Universität einem jungen Mann in einem der Kunst-Videos. Denn „Don’t Accept Rape“ prangert auch an, dass immer wieder Universitäten Fälle ignorierten oder verheimlichten. Die Kampagne empfiehlt eine anonyme Online-Meldestelle für Übergriffe, die öffentlich einsehbar ist.

Einer Studie der RUB von 2011 zufolge wurde in Deutschland jede zweite Studentin schon einmal sexuell belästigt, jede vierte auf dem Campus. Meist werde den Betroffenen nachgepfiffen, zeigt die Studie. Jede zehnte Studentin aber wurde begrapscht oder unfreiwillig geküsst. Jede fünfte sei Opfer von Stalking geworden, so die Studie. Insgesamt seien 3,3 Prozent der Frauen auf dem Campus Opfer von sexualisierter Gewalt geworden.

Weitere Infos zu Übergriffen an deutschen Unis
 In dieser Erhebung von 2011 findet ihr mehr Informationen über sexualisierte Gewalt an Hochschulen in Deutschland, wie zu Stalking oder Furchträumen auf dem Campus.

Beitragsbild: flickr.com/weaverphoto

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