Freude über Glühwein – Ärger über XXL-Tanne

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Die Vorfreude auf die Eröffnung des Dortmunder Weihnachtsmarkts am Donnerstagabend (17. November) war bei Händlern und Kunden riesig. Dennoch wurde heftig diskutiert. Der Zankapfel ist der XXL-Weihnachtsbaum.

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Konrad Bachmann stellt jedes Jahr seine Krippen auf dem Weihnachtsmarkt aus. Foto: Janis Beenen

Rund um die Glühweinstände drängen sich die Passanten. Crêpes, Bratwürste und Reibekuchen gehen in rauen Mengen über die Theke. Bereits zur Eröffnung sind die Dortmunder in Weihnachts-Stimmung. Dieses Mal ist der Markt sogar noch ein bisschen größer als in den vergangenen Jahren. Es gibt über 300 Stände, darunter 28 neue. Zum Beispiel steht jetzt auf dem Hansaplatz eine Bude mit Leckereien für Vegetarier und Veganer. Dennoch laufen die Besucher am ersten Tag vor allem zu den Ständen, die sie aus der Vergangenheit kennen. Besonders gefragt ist der Holzbildhauer Konrad Bachmann. Sein Stand wurde 2009 zum schönsten auf dem gesamten Weihnachtsmarkt gewählt. Im Minutentakt öffnen Kunden die Tür seiner Hütte. Die Regale stehen voll mit eng aneinander gereihten Krippen. Bachmann und seine Frau stellen den Besuchern ihre Kunstwerke vor. „Wir kommen seit zwölf oder dreizehn Jahren zum Weihnachtsmarkt“, sagt Bachmann: „Eigentlich leben wir in Südtirol.“ Besonders die Menschen im Ruhrgebiet haben es dem Handwerker angetan: „Ich dachte erst die Menschen in der großen Stadt sind zurückhaltend. Doch die Leute hier sind freundlich und herzlich.“ Er komme jedes Jahr gerne nach Dortmund. Auch wenn das bedeutet, dass er Heiligabend nie in der Heimat verbringen kann. Doch daran hat sich Bachmann gewöhnt: „Wir gehen an Heiligabend mit den Mitarbeitern zum Italiener. Da können wir ein bisschen entspannen.“

Holzfiguren werfen keine Gewinne mehr ab

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Schon Peter Frahms Eltern hatten einen Stand auf dem Weihnachtsmarkt. Foto: Janis Beenen

Ein ähnliches Handwerk wie Bachmann betreibt auch Peter Frahm. Er steht mit seinen Holzfiguren an der Reinoldikirche. Dort sind die kleineren Buden aneinander gereiht. Der Wind zieht durch die schmalen Gassen zwischen den Ständen. Vor Frahms Theke halten dennoch viele an. Er ist schon seit den 70-er Jahren auf dem Weihnachtsmarkt. „Meine Eltern hatten ein kleines Ponyreiten. Schon damals war die Atmosphäre klasse“, sagt Frahm. Aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten dürfe er seinen Stand jedoch gar nicht mehr betreiben. Die Verkaufszahlen seien zurück gegangen, erklärt Frahm. Das Geschäft werfe keinen Gewinn ab. Dennoch kommt der Handwerker jedes Jahr wieder. Schließlich sei er gebürtiger Dortmunder und habe zahlreiche Stammkunden: „Eine junge Bäckersfrau kommt jedes Jahr aus Holland, um bei mir einen kleinen Holzbäcker zu kaufen.“ Gleiches gelte für einen Seemann aus Hamburg. Neben diesen schönen Begegnungen gebe es auch bewegende Erlebnisse: „Ein langjähriger Kunde hat sich einmal auf dem Weihnachtsmarkt von mir verabschiedet,“ sagt Frahm. Der Kunde habe gewusst, dass er bald sterben werde. Während Frahm erzählt, kommt gleich der nächste Bekannte winkend an den Stand. Auf diese Momente habe er sich gefreut, meint Frahm.

Nicht alle sind begeistert von der Riesentanne

Das Wahrzeichen des Dortmunder Weihnachtsmarkt ist der große Weihnachtsbaum. Fotos: Christian Kleber

Das Wahrzeichen des Dortmunder Weihnachtsmarkts ist der große Weihnachtsbaum. Foto: Christian Kleber

Die große Freude ist nicht nur den Händlern sondern auch den ausgelassenen Passanten anzumerken. Dennoch ist die Stimmung nicht ganz harmonisch. Ein Diskussionsthema dominiert am Eröffnungsabend die Gespräche der Weihnachtsmarkt-Besucher: der riesige Weihnachtsbaum auf dem Hansaplatz. Die Dortmunderin Renate Detering und ihr Mann schlürfen ihren Glühwein deshalb extra auf dem Alten Markt: „Damit wir den Baum nicht sehen müssen.“ Detering versteht nicht, welchen Sinn die große Tanne, zusammengesetzt aus vielen kleinen, hat. Der Baum gilt als Aushängeschild des Weihnachtsmarkts. In einem Gerüst sind 1700 kleine Tannen auf 45 Meter Höhe gestapelt und mit 48.000 Lichtern geschmückt.  Aufbau und Beleuchtung seien Geldverschwendung, sagt Detering. Die Lichter im Baum werden im Übrigen erst am Montag (21. November) eingeschaltet. Der Totensonntag wird abgewartet.

Die Dortmunderin Detering ist mit ihrer Kritik nicht allein. Ein paar Schritte weiter von ihr steht Stefan Kamarek mit mehreren Freunden am Glühweinstand. Alle sind ausgestattet mit kleinen Weihnachtsmann-Mützen. Kamarek freut sich über die Eröffnung: „Ich war schon als Kind hier und erinnere mich noch an das viele Spielzeug und die Süßigkeiten, die ich immer haben wollte.“ Doch auch er kritisiert den Baum: „Eine Tanne hat doch in der Regel keine Sprinkleranlage! Die hier schon“, empört sich Kamarek. Dieser Aufwand sei für ihn unnötig.

Fans des Riesenbaums sind natürlich auch da. Silvia Köhler und Gudrun Reschke haben sich mit mehren Freundinnen am Glühweinstand vor der Reinoldikirche verabredet. „Endlich ist es wieder so weit“, meint Köhler. Sie habe sich auf viele Stände gefreut und natürlich auf den Baum. Reschke gerät angesprochen auf die Tanne ins Schwärmen: „Am schönsten waren die Jahre nach der Meisterschaft des BVB. Dann hing die Schale im Baum.“ Eigentlich sei es mal wieder Zeit für den exklusiven Christbaumschmuck.

Beitragsbild: Janis Beenen

Der Weihnachtsmarkt hat von Montag bis Donnerstag zwischen zehn und 21 Uhr geöffnet. Freitags und samstags bleiben die Buden eine Stunde länger offen. Sonntags ist von 12 bis 21 Uhr geöffnet.

Alle weiteren Informationen könnt ihr im „Ultimativen Weihnachtsmarkt-Quiz“ entdecken. Wie gut kennt ihr euch auf dem Dortmunder Weihnachtsmarkt aus? Testet euer Wissen und findet heraus, ob ihr Tannenbaum-Experten seid oder Nachhilfe am Glühweinstand braucht!

 

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