Frieden in Kolumbien – und was jetzt?

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Mehr als 50 Jahre tobte in Kolumbien ein unerbittlicher Bürgerkrieg zwischen der marxistischen Guerilla-Gruppe Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia (FARC) und der Regierung. Nach mehreren Jahren der Verhandlung konnten sich beide Parteien Mitte November auf einen Friedensvertrag einigen. Wie es in dem kriegsmüden Land nun aussieht, erzählt Cristian Cuta. Der Journalist und Moderator hat zwischen 2013 und 2014 an der TU Dortmund studiert.

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Cristian Cuta hat 2013 und 2014 in Dortmund studiert.

Der 26-Jährige aus der Hauptstadt Bogota bereist derzeit sein Heimatland. Vor wenigen Jahren war das noch undenkbar. Kolumbien gehörte zu den gefährlichsten Ländern der Welt, die Bevölkerung gefangen zwischen Bürgerkrieg, Korruption und Drogenhandel. Wer den Netflix-Hit „Narcos“ gesehen hat, kann die Lage einigermaßen bewerten. Doch es hat sich was getan im Norden Südamerikas. „Man hat die Angst verloren“, sagt Cristian. 

Einen maßgeblichen Anteil daran hat der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos, der die Einigung mit der FARC erreichen konnte. Für seine Bemühungen bekam er Anfang Oktober in Oslo den Friedensnobelpreis verliehen.

Eine große Überraschung, hatte sein Volk noch kurze Zeit vorher den Vertrag zwischen Regierung und der Guerilla-Gruppe mit einer hauchdünnen Mehrheit abgelehnt. Das Referendum war allerdings nicht bindend. Mittlerweile hat Santos das Friedensabkommen in knapp 500 Punkten überarbeiten lassen. Ex-Staatschef Alvaro Uribe von der rechten Partei Centro Democratico war einer der schärfsten Gegner des Abkommens. Ob das Volk erneut abstimmen darf, ist noch nicht bekannt.

Geteilte Bevölkerung

Jahrelang ist das Vertrauen der Bevölkerung in Regierung und FARC regelmäßig erschüttert worden. Auf Annäherung folgte Isolation, nach Hoffnung kam Aussichtslosigkeit. Insbesondere die Jugend hat davon genug. In den letzten Monaten gingen die Kolumbianer mehrmals auf die Straße, um für ein Ende des Bürgerkrieges zu demonstrieren. Cristian Cuta sieht die neue Politik der Regierung Santos‘ als große Chance. Er begleitet momentan einige Projekte in den ehemaligen Kriegsregionen, die das Vertrauen in die Politik zurückbringen soll. „Wir reden nur von Frieden“, erzählt der Journalist.

Den gab es in Kolumbien über 50 Jahre nicht mehr. Zwar setzten sich beide Parteien immer wieder an einen Tisch, eine dauerhafte, friedliche Lösung kam aber nie zu Stande.

Der lange Weg zur Einigung

 

 

Große Skepsis

Aus diesen Gründen fehlt das Vertrauen in die FARC. Denn niemand weiß: Was sind die eigentlichen Ziele der Gruppe? Wie lange hält der Frieden an? Skeptisch sind die Kolumbianer auch gegenüber den Medien. Vor allem die Landbevölkerung, die größtenteils die Opfer des Krieges ist, hat nur wenig Zugang zu Informationen, gehen nur wählen, weil sie dafür Sachleistungen bekommen.

Kolumbien steht vor weiteren großen Herausforderungen. Die stabile politische Lage bringt schon seit einigen Jahren neue Investoren ins Land. Große Firmen lassen sich in Kolumbien nieder. Probleme bekommen dadurch die Landwirte, weil die Konzerne sie ausnutzen. Wirkliche Gegenleistungen erhalten sie nicht. Weiterhin muss Präsident Santos nach dem Friedensschluss versuchen, den illegalen Bergbau, der jährlich Millionen bringt, einzudämmen.

Und dann ist da noch Trump

Kolumbien ist der größte Exporteur von Gütern in Lateinamerika. Mit 40 Prozent davon sind die USA der wichtigste Absatzmarkt. Der designierte Präsident Donald Trump will die amerikanische Landwirtschaft mit seiner „America First“-Politik stärken und Schutzzölle auf importiere Waren erheben. Während Hillary Clinton den Kolumbianern Hilfe zugesichert hat, äußerte sich Trump noch nicht explizit. Cristian Cuta nimmt es mit Humor.

Egal welcher Präsident: Kolumbien ist am Ende der Verlierer.

Der 26-Jährige wird sich währenddessen weiter für den Frieden in seinem Land einsetzen. Denn wirtschaftlich profitiert Kolumbien stark von Touristen. Die kommen aber nur, wenn es sicher ist.

Beitragsbild: flickr.com/Gabriel Britto unter Verwendung der Creative Commons Lizenz.

Artikelbild: Cristian Cuta (privat).

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