Kino-Tipp: Harry Potter und die Heiligtümer des Todes

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Schluss mit lustig – ab sofort geht es für Harry, Ron und Hermine nicht mehr um Hauspunkte oder die Gunst von Professor Dumbledore, sondern ums nackte Überleben. Der erste Teil von Harry Potter und die Heiligtümer des Todes, der jetzt in die Kinos kommt, ist der bisher düsterste der Reihe – und wird die Fans wieder in zwei Lager spalten.

Foto: 2010 Warner Bros. Ent.

Filmplakat Harry Potter und die Heiligtümer des Todes. Foto: Warner Bros. Ent.

Es ist bei jedem Start eines Harry-Potter-Films die gleiche bange Frage. Haben es die Regisseure geschafft, die großen und vor allem unterschiedlichen Erwartungen zu erfüllen? Die Antwort ist jedes Mal die gleiche: Natürlich nicht. Harry-Potter-Teile sind schließlich ein schmaler Grat. Fans, die das Buch gelesen haben müssen genauso zufriedengestellt werden, wie solche, die sich nur auf die Filme freuen. Trotzdem kann der von Regisseur David Yates gefundene Kompromiss als gelungen bezeichnet werden.

Die Handlung setzt wie in den Filmen zuvor kurz vor Harrys Geburtstag ein. Doch nach dem Tod von Hogwarts-Schulleiter und Harry-Mentor Dumbledore geht es nicht an die Zaubererschule in Hogwarts, sondern in die Wälder von England. Harry muss zusammen mit Ron und Hermine die fünf fehlenden Horkruxe finden, die er laut Dumbledore benötigt, um Lord Voldemort zu besiegen. Das Problem: Weder Harry, noch sein bester Freund Ron und auch nicht die clevere Hermine wissen genau, wo sie anfangen sollen, zu suchen. Es beginnt das, was Regisseur Yates als „Road-Trip“ bezeichnet. Bloß ohne Straße und Auto. Dafür im Wald mit Zelt und Zauberstab.

Zwischen Ginny und Harry knistert es - abweichend vom Buch - noch einmal heftig. Foto: Warner Bros. Ent.

Zwischen Ginny und Harry knistert es - abweichend vom Buch - noch einmal heftig. Foto: Warner Bros. Ent.

Buch-Fanatiker werden sich darüber freuen, dass sich Yates für bestimmte Szenen sehr viel Zeit genommen hat, etwa um die Entwicklung der Beziehung der drei Freunde hervorzuheben. Zeit, die Yates natürlich nur hatte, weil sich die Produzenten dazu entschieden haben, das letzte Buch in zwei Filme aufzuteilen. Dahinter stecken auch finanzielle Gründe. Doch durch die im Verhältnis zu den anderen Filmen großzügig bemessene Zeit (der Film ist 147 Minuten lang) erhält der siebte Teil der Serie eine atmosphärische Tiefe, die mit dem dritten Teil zu vergleichen ist, der oft als der beste der Serie beschrieben wird.

Handlungsstränge fehlen

Ärgern werden sich die Leser des 767-Seiten-Wälzers über das Fehlen kompletter Handlungsstränge, wie dem, dass sich die im Krieg befindliche Zaubererwelt in Harry-Jünger, –Zweifler und -Verräter aufteilt. Auch Harrys eigenes Zweifeln an Dumbledore kommt extrem kurz. Und dass die „Greifer“, die Harry und Co. auch im Film zum Verhängnis werden, im Buch vom brutalsten Werwolf überhaupt angeführt werden, fällt komplett unter den Tisch.

Hermine und Ron trauern um einen Freund. Um wen genau, wird nicht verraten. Foto: Warner Bros. Ent.

Hermine und Ron trauern um einen Freund. Um wen genau, wird nicht verraten. Foto: Warner Bros. Ent.

Nicht-Buchleser werden das alles gar nicht merken. Und nur sehr Aufmerksamen wird auffallen, dass Harry Lord Voldemort nicht mehr beim Namen nennt, sondern stets „Du weißt schon wen“. Im Buch hat das einen Grund. Der Film dokumentiert es lediglich, um möglichst nah an der Vorlage zu bleiben.

Düstere Atmosphäre

Das gelingt – bis auf die angesprochenen Dinge – sonst auch sehr gut. Was spätestens seit Teil sechs auch heißt: Es geht mitunter brutal zu, offene Wunden werden gezeigt, Folterszenen auch. Überhaupt ist die Atmosphäre außerhalb des kleinen Wanderzeltes der drei Freunde sehr düster. Wenn das Zaubereiministerium von den dunklen Mächten übernommen wird, tragen die Mitarbeiter des Ministeriums plötzlich rote Armbinden und Zauberer werden nach genetischer Herkunft be- und verurteilt. Wenn man das Freunden erzählt, die die Potter-Bücher wegen ihrem Kinder-Stempel verkannt haben, klappt ihnen die Kinnlade so weit runter, dass man einen fliegenden Besen dazwischen bekäme.

Auch Ron muss im siebten Teil Prüfungen bestehen. Foto: Warner Bro. Ent.

Auch Ron muss im siebten Teil Prüfungen bestehen. Foto: Warner Bros. Ent.

Trotzdem – oder deswegen – macht der neue Potter Spaß, wenn auch sich manch einer nach Minute 147 ärgern dürfte. Denn ein richtiger Höhepunkt fehlt dem ersten Teil und somit bleibt nach dem Film das Gefühl, um das Ende betrogen worden zu sein. Nur Film-Gucker erfahren gerade noch, warum der letzte Teil überhaupt diesen Namen trägt. Auf den Rest müssen alle Fans bis zum 14. Juli 2011 warten. Erst dann ist wirklich Schluss mit lustig.

Geheimtipp an die, die warten können: Im Sommer kann man beide Teile im Double-Feature genießen, dann bleibt der Ärger am Ende mit ziemlicher Sicherheit aus.

Von unserem Mitarbeiter Daniel Otto

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