Für Bildungsgleichheit im Ruhrgebiet

15,3 Millionen Euro werden in den nächsten fünf Jahren in die Bildung von Kindern und Jugendlichen investiert. Ziel der Bildungsinitiative „RuhrFutur“ ist es, die Bildungsungleichheit im Ruhrgebiet zu verringern. Überspitzt heißt das: Ob ein Kind in den Villen Dortmund-Lücklembergs oder in der tendenziell ärmeren Nordstadt aufwächst, soll für seine Ausbildung in Zukunft keine Rolle mehr spielen.

Zumindest, wenn das Projekt „RuhrFutur“ wirklich so erfolgreich ist, wie geplant. Eineinhalb Jahre hat ein Komitee aller Beteiligten an der Entwicklung einer Grundkonzeption für die Bildungsinitiative gearbeitet. Herausgekommen sind dabei fünf zentrale Themenfelder, die im Mittelpunkt des Projekts stehen und verbessert werden sollen:

Jeder Partner von "RuhrFutur" schickte einen Vertreter zur Unterzeichnung des Abkommens.

Jeder Partner von "RuhrFutur" schickte einen Vertreter zur Unterzeichnung des Abkommens. Fotos & Teaserbild: Larissa Pluschke

1. Individuelle Förderung: Die Initiative will neue Systeme zur Persönlichkeitsentwicklung gestalten, die besonders auf die Stärken der Kinder und Jugendlichen eingehen und auch neu entdeckte Interessen fördern.

2. Die Etablierung einer durchgängigen Sprach- und Ausdrucksbildung: Darunter fallen besonders Sprachkurse für Kinder mit Migrationshintergrund, die in ihren Familien nicht ausreichend gefördert werden können. Allerdings sollen auch mehr kreative Aktionen wie Lese- und Schreibwettbewerbe etabliert werden.

3. Die Entwicklung eines Modells für gelingende inter- und intrakommunale, die Hochschulen einschließende Kooperation: Das gesamte Ruhrgebiet soll im Bildungssektor durch „RuhrFutur“ noch enger vernetzt werden. Gute und erfolgreiche Bildungsangebote sollen an verschiedenen Schulen im Ruhrgebiet übernommen werden.

4. Die Gestaltung einer gelingenden Kooperation von Schulen und Hochschulen zur Motivation von mehr Studienberechtigten zum Studium: Die Kommunikation zwischen Schulen und Hochschulen soll sich verbessern. Es könnte mehr Informationsveranstaltungen, aber auch mehr direkte Besuche in den Hochschulen geben, die Kinder und Jugendlichen die Chancen eines Studiums vor Augen führen.

5. Das Erreichen einer Angleichung der Studienerfolgsquote von Studierenden mit bildungsfernem und bildungsnahem Hintergrund. Das heißt, dass die „soziale Herkunft“ eines Studenten seine Erfolge beim Studium möglichst nicht mehr beeinflussen sollte.

Die Schirmherrschaft für das Projekt hat Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft übernommen. Die ursprüngliche Idee für den Zusammenschluss stammt von der Stiftung Mercator, die die Initiative von Essen aus koordiniert. Neben der Stiftung Mercator und dem Land NRW, beteiligen sich aber auch noch die Kommunen Dortmund, Essen, Gelsenkirchen, Herten und Mühlheim an der Ruhr an dem Projekt.

Fünf Hochschulen – unter anderem die Technische Universität und die Fachhochschule Dortmund – nehmen zusätzlich auch an „RuhrFutur“ teil. „Die Selbstverpflichtung unserer Partner ist dabei besonders wichtig“, erklärt Prof. Dr. Bernhard Lorentz aus der Geschäftsführung der Stiftung Mercator. „Für den Erfolg ist es maßgeblich, dass jeder einzelne Partner hinter der Initiative steht und die Umsetzung auf seinem Gebiet beobachtet und fördert.“

Anders soll an der Umsetzung dabei sein, dass nicht nur NEU ERDACHTE Projektideen zur Verbesserung der Bildungsgleichheit gefördert werden, sondern auch altbewährte, erfolgreiche Konzepte verbreitet werden. Die Stadt Dortmund veranstaltet beispielsweise schon zum 18. Mal einen Literaturwettbewerb für Grundschüler und Schüler weiterführender Schulen. Solche Ereignisse, die Bildung und Spaß gleichzeitig fördern und seit Jahren erfolgreich sind, sollen daher auch in anderen Städten etabliert werden. So profitiert jede Kommune, die Teil der Bildungsinitiative „RuhrFutur“ ist, auch von den Erfolgen der Partnerkommunen. „Neue Projektideen sind natürlich genauso gern gesehen“, sagt Prof. Dr. Bernhard Lorentz. „Sie müssen dann nur auf das Ruhrgebiet bezogen sein und über einen Antrag bewilligt werden.“


„RuhrFutur“ will nachhaltig fördern. Das heißt, dass von den Fördergeldern keine neuen Laptops gekauft oder ein Sozialpädagoge an der Schule eingestellt werden. Laptops seien häufig schnell defekt und repariert würden diese dann selten, beziehungsweise stelle sich auch die Frage, wer dann die Kosten dafür trage, wie die Stiftung Mercator anmerkt. Nachhaltig investieren will die Initiative daher eher in die Weiterbildung von Lehrkräften, so dass diese die Schüler möglichst gut fördern und in ihrer Entwicklung stärken. Die Verbreitung von Kompetenzen steht bei der Bildungsinitiative  im Vordergrund.

Sylvia Löhrmann, die stellvertretende Ministerpräsidentin des Landes NRW, unterzeichnete das Abkommen über die Bildungsinitiative im Mai. Fotos&Teaserbild: Larissa Pluschke

Sylvia Löhrmann, die stellvertretende Ministerpräsidentin des Landes NRW, unterzeichnete das Abkommen über die Bildungsinitiative im Mai.

Wenn die neue Bildungsinitiative in den nächsten fünf Jahren Erfolge zeigt, soll sie eventuell noch auf andere Kommunen erweitert werden. Die Brennpunkte in Dortmund sehen die Beteiligten von „RuhrFutur“ solange noch im Norden. Dort schickt die FH Dortmund zurzeit schon „Studi-Scouts“ – das sind  Studierende mit Migrations- oder eher bildungsfernem Hintergrund – in die Schulen. Sie motivieren die Schüler zu einem Studium und erklären ihnen, warum es wichtig ist, jede Chance im Leben zu nutzen. Über ein Kunstprojekt für den Dortmunder Norden wird aktuell auch diskutiert.

„Ich hoffe, dass wir vielen Kindern und Jugendlichen im Ruhrgebiet neue Chancen eröffnen können und in dieser besonderen Kooperation für sie einstehen“, sagte auch die stellvertretende Ministerpräsidentin Sylvia Löhrmann, die das Projekt im Mai eröffnete. Dass sich die neue Initiative gerade für das Ruhrgebiet einsetzt, freue sie besonders, denn sie sei ja schließlich auch ein Kind des Ruhrgebiets.


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