Schluss mit lustig

Am Aschermittwoch endet für die Karnevalisten der Republik die fünfte Jahreszeit. Eine Zeit des Frohsinns, der Ausgelassenheit, aber auch der Schandtaten. Im Rheinland, einer Hochburg des Karnevals, will man seine jecken Sünden an Aschermittwoch hinter sich lassen und schiebt sie deshalb einfach jemand anderem in die Schuhe. Egal ob Vollrausch oder Fremdknutscherei – an allem ist nur einer Schuld: der Nubbel. Deswegen wird er in der Nacht auf Aschermittwoch verbrannt.

Nubbel vor Kneipe

Während der Karnevalszeit hängt der Nubbel über der Kneipe. Foto: russell.bride/flickr.com

Der Nubbel ist kein Mensch aus Fleisch und Blut, sondern eine angekleidete Strohpuppe, die während der Karnevalszeit über vielen Kölner Kneipen hängt. Der Nubbel ist „irgendwer“, eine genaue Übersetzung ins Hochdeutsche gibt es nicht. Sein Name kommt aus der kölschen Mundart und wurde schon im 18. Jahrhundert verwendet, wenn man zu einer Person keine näheren Angaben machen konnte oder wollte.

„Lasst die Sau brennen“

An Karneval wird der Nubbel zum Sündenbock. Wer in den närrischen Tagen sein ganzes Geld an der Theke gelassen hat oder fremdgegangen ist – der ist laut Tradition nicht selbst Schuld, sondern der Nubbel. Am Dienstagabend vor Aschermittwoch wird er deshalb in vielen Stadtteilen Kölns verbrannt. Das Prozedere ist von Kneipe zu Kneipe verschieden. Auf der Schaafenstraße in der Innenstadt wird der Nubbel in einem Sarg um den Block getragen und von einem Fackelzug begleitet. Wie eine Militärparade ziehen die Fackel- und Sargträger durch die Straße und stimmen kölsche Karnevalslieder an. Die Leute strömen aus den Kneipen. Anschließend verliest einer der Jecken die Anklageschrift gegen den Sündenbock. „Wer hat dem Barkeeper über die Hose gekotzt?“, fragt der Redner. Er erzählt von den Sünden der Karnevalstage und will immer wieder hören, wer daran Schuld sei. „Der Nubbel hat Schuld. Er soll brennen!“, johlt die Menge im Chor. Pünktlich um Mitternacht steht der Nubbel in Flammen. Die Jecken singen wehleidig: „Am Aschermittwoch ist alles vorbei“. 

Ein paar Eindrücke der Nubbelverbrennung in der Kölner Schaafenstraße gibt es hier:

Übrigens: Auch bei den Düsseldorfer Narren muss am Aschermittwoch eine Strohpuppe ihr Leben lassen. Der Hoppeditz verkörpert im Gegensatz zum Nubbel jedoch nicht den Sündenbock des Karnevals. Er ist der Pate der Karnevalszeit, der am Vormittag eingeäschert und beerdigt wird. Anders als bei seinem Kölner Pendant wird der Tod des Hoppeditz nicht gefeiert und bejubelt, sondern betrauert. Die Beerdigungsgäste kommen traditionell in Trauerkleidung und beklagen das Ende der jecken Zeit.

Ein weiterer Unterschied zum Nubbel: Der Hoppeditz ist während der Karnevalszeit auch einmal kurz lebendig. Am 11.11. um 11.11 Uhr erwacht er und steigt aus einem Senftopf vor dem Düsseldorfer Rathaus, verkörpert durch einen bekannten Karnevalisten. Dieser eröffnet mit einer sarkastischen Rede auf die (Lokal-)Politik die Karnevalszeit.

Teaserbild: Martin Terber/flickr.com

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert