„Deutsch wichtiger als meine Kompetenzen“

 

Bewerbung_abgehlehnt

Für internationale Studenten mit Interesse an Technologie ist Deutschland mit vielen attraktiven Unternehmen fast so etwas wie das Paradies. Aber der Traum dieser Studenten endet für viele, wenn sie wegen ihrer Sprachkenntnisse abgelehnt werden.

Arash Shabaninejad aus dem Iran steht auf der „Konaktiva“-Messe in Dortmund am Stand des Technologie-Betriebes Benteler. Er hört konzentriert zu, als der Mitarbeiter über Produkte und Möglichkeiten im Unternehmen spricht. Arash ist danach dennoch frustriert.

“Obwohl sie mir erzählt haben, dass es Möglichkeiten für mich als internationalen Studenten gibt, weiß ich, dass mein Deutsch ausschlaggebend für meine Chance ist, eine Stelle zu bekommen,” sagt Arash Shabaninejad, der schon mehr als ein Jahr in Deutschland lebt. Er schreibt seine Masterarbeit in „Automation and Robotics“ und sucht Stellen und Praktikumsplätze. Und er ist nicht allein: Insgesamt gab es 2014 im Sommersemester 934 internationale Masterstudierende an der TU Dortmund und 196 von ihnen studierten „Automation and Robotics“.

Traum vom Job in der Auto-Industrie

Arash Shabaninejad ist 31 und stammt aus dem Iran. Er sucht in Deutschland verzweifelt ein Praktikum - Ausreise ist jedoch keine Option für ihn. Foto: Sine Thomsen

Arash Shabaninejad ist 31 und stammt aus dem Iran. Er sucht in Deutschland verzweifelt ein Praktikum – Ausreise ist jedoch keine Option für ihn. Foto: Sine Thomsen

„Ein Studium in Deutschland hat mich immer motiviert, weil es so viele Arbeitsplätze bei großen Unternehmen der Automobil-Branche gibt. Aber ich habe festgestellt, dass es sehr schwierig ist, Arbeit zu finden, wenn meine Sprachkenntnisse nicht gut genug sind,”, erzählt Arash. Im Moment nimmt er an vier verschiedenen Sprachkursen teil, um seine Sprache zu verbessern. Er hat aber nicht genug Zeit, um noch mehr Kurse zu belegen, weil ihn auch sein Masterstudium sehr fordert.

Sein Plan-B ist es, erst eine Stelle zu finden, bei der er Englisch sprechen und gleichzeitig sein Deutsch verbessern kann. “Ich habe aber sogar erlebt, dass die Unternehmen, die sich als internationale Unternehmen mit Englisch als Unternehmenssprache verkaufen, erwarten, dass wir das Einstellungsgespräch auf Deutsch führen”, sagt Arash.

Unternehmen: Sprache schon immer wichtig

Bei der Firma Benteler sind internationale Studenten grundsätzlich willkommen. Am Stand betonen die Mitarbeiter aber auch, wie wichtig die Sprachkenntnisse sind. “Ein wichtiger Teil der Arbeit bei uns ist es, die Konferenzen und Besprechungen zu verstehen. Man muss seine Meinung sagen und Fragen stellen, um engagiert zu sein”, erzählt Axelle Winkelmann von der Benteler AG. Sie kam selbst vor zwanzig Jahren aus Frankreich nach Deutschland, um zu arbeiten. Damals konnte sie die Sprache auch nicht perfekt sprechen.

“Am Anfang war es sehr schwierig, aber nach zwei Jahren konnte ich die Sprache. Es war ein langer Prozess, aber ganz einfach eine zwingende Notwendigkeit für mich. Es ist auch ein Schritt, sich zu integrieren”, sagt Axelle Winkelmann.

Tipps für Deine Bewerbung

Klingt selbstverständlich, wird aber immer wieder falsch gemacht:

  • Mache Dir einen gut strukturierten Lebenslauf mit genauen Angaben und lesbarer Schrift
  • Betone die Projekt deiner Studienzeit, um deine Erfahrung zu dokumentieren
  • Sammele Empfehlungen von Professoren und ehemaligen Arbeitgebern

Tipp: Studierende sollten ihre Erfahrungen teilen

Theodoros Markakidis, die Kontaktperson für internationale Studierende an der Ruhr-Universität Bochum, weiß, dass die Suche nach einem Praktikum sich für viele internationale Studierende schwierig gestaltet. „Praktika werden hier nur in den seltensten Fällen von der Universität vermittelt. Im Prinzip ist hier jeder auf sich gestellt und muss sich in geeigneten Branchen umsehen oder in entsprechenden Job- oder Praktikumsbörsen umschauen,“ sagt Markakidis. Studierende sollten sich untereinander vernetzen und von den Erfahrungen der Kommilitonen profitieren.

„Sie kennen die Situation der Ratsuchenden selbst sehr gut und können von Ihren Erfahrungen berichten und Lösungen vorschlagen,“ sagt Theodoros Markakidis. Doch auch Unternehmen seien häufig unsicher, wie sie mit ausländischen Bewerbern umgehen sollen: „Es kommt vor, dass sich Unternehmen bei uns melden und fragen, was sie nun machen sollen und wir sagen Ihnen, dass es ganz normale Studierende sind, die sie dann als Praktikanten anmelden müssen.“

Info: Praktika-Regelungen für Ausländer

Wenn es sich um kein studienverpflichtendes, sondern um ein freiwilliges Praktikum handelt, kann es arbeitsrechtliche Hindernisse geben. Studierende aus Nicht-EU-Ländern dürfen nämlich nur 120 volle Tage im Jahr oder 240 halbe Tage im Jahr neben dem Studium arbeiten. Bei freiwilligen Praktika wird die Arbeitszeit darauf angerechnet.

Darüber hinaus gibt es seit dem 1. Januar 2015 den Mindestlohn flächendeckend in ganz Deutschland. Er muss auch bei Praktika, die über drei Monate dauern, angewendet werden. Das kann bedeuten, dass viele Unternehmen aus Kostengründen weniger Praktikanten aufnehmen und auch Praktika generell kürzer, also nur noch bis zu drei Monate dauern werden.

Die Sprache ist wichtiger als Kompetenzen

Nach zwei Tagen auf der „Konaktiva“ hatte Arash immer noch kein Erfolg bei seiner Praktikumssuche. Das frustriert ihn. “Obwohl die Unternehmen sagen, dass sie nach Qualifikation auswählen: Ich habe das Gefühl, dass meine Sprachkenntnisse wichtiger sind als meine fachlichen Kompetenzen”, sagt Arash, der trotzdem noch nicht den Mut verloren hat.

Er will weitersuchen: “Es ist zu früh um pessimistisch zu sein. Auch weil die Alternative ist, Deutschland zu verlassen – und das möchte ich nicht.”

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