Kreuzviertel-Kneipen durchleben harten Winter

Die Wirtschaftskrise im vergangenen Jahr machte auch vor beliebten Kneipen im Kreuzviertel keinen Halt. Einige musste ihre Türen für immer schließen, andere müssen den Gürtel im neuen Jahr deutlicher enger schnallen.

Am 31.12 musste auch das Cafe Ferdinand seine Türen dicht machen. Foto: Liuns Petrusch

Am 31.12 musste auch das Cafe Ferdinand seine Türen dicht machen. Foto: Liuns Petrusch

Ein ganz normaler Samstag, ein gewohntes Bild. Um 15.30 Uhr ist das „Café Ferdinand“ im Dortmund Kreuzviertel rappelvoll. Obwohl alle Stühle belegt sind, strömen immer mehr Leute in den Laden am Neuen Graben. Alle auf der Suche nach einem Platz. Zur Not stehen die Fußballbegeisterten. Die glücklichen Besitzer einer Sitzgelegenheit blicken gebannt auf die beiden Leinwände. An diesem Samstag spielt der BVB spielt gegen Freiburg und gewinnt 1:0.

Doch das Bild täuscht. Die Gäste strömen nur zu den Spielen der Borussia so zahlreich in das Café, das erst vor 18 Monaten eröffnete. An den restlichen Tage ist das Ferdinand nur spärlich besucht. In dem großen Laden mit seinen dunklen Möbeln herrscht dann gähnende Leere. „Ein gutes Fußball-Wochenende kann nicht die Defizite der ganzen Woche auffangen“, sagt „Café Ferdinand“-Küchenchef Marcel Ziegler.

Das Kreuzviertel ist für viele Dortmunder der Anlaufpunkt schlechthin um abends gemütlich etwas zu essen und zu trinken. In keinem anderen Viertel der Ruhrgebietsstadt gibt es so viele verschiedene Gastronomie-Angebote. Italienisch, arabisch, indisch oder einfach nur ein kühles Blondes am Tresen – zwischen Hoher Straße und Lindemannstraße ist für jeden Geschmack etwas dabei.

Treue Stammkundschaft reicht nicht aus

Im Sommer schloss bereits das legendäre „UFO“ in der Arneckestraße. Foto: Linus Petrusch

Im Sommer schloss bereits das legendäre „UFO“ in der Arneckestraße. Foto: Linus Petrusch

Doch die Wirtschaftskrise und die Angst vor dem Arbeitsplatzverlust machen auch vor dem Kreuzviertel keinen Halt. So musste bereits im Sommer das legendäre „UFO“ in der Arneckestraße schließen. In dem kleinen Laden mit seiner spacigen Einrichtung floss auch mitten in der Woche das Bier noch zu später Stunde durch den Zapfhahn. Noch schwerer haben es neue Konzepte. So musste auch das „Comeinski“ an der Lindemannstraße bereits nach einem halben Jahr wieder schließen.

Etablierte Kneipen wie das „Barrock“ oder „El Mundo“ leben vor allem von ihrer treuen Stammkundschaft. Die Spätfolgen der Krise bekommen aber auch sie zu spüren. Das „Barrock“ musste trotz treuer Kundschaft reagieren und schaffte den günstigen Mittagstisch ab. Direkt gegenüber vom „Cafe Ferdinand“ liegt das „El Mundo“. Die Gäste schätzen bereits seit zehn Jahren das gute Essen und die Atmosphäre. „Irgendwann haben im Kreuzviertel zu viele Kneipen aufgemacht. Die Leute wollen aber keine schicken Läden, sondern eine Kneipe in der Alt und Jung zusammensitzen“, sagt „El Mundo“-Chefin Heidi Wolf.

Rauchverbot und falsches Konzept

"Der Bürger entscheidet viel bewusster, wo er was isst oder trinkt“, weiß Ferdinand-Küchenchef Marcel Ziegler. Foto: Linus Petrusch

"Der Bürger entscheidet viel bewusster, wo er was isst oder trinkt“, weiß Ferdinand-Küchenchef Marcel Ziegler. Foto: Linus Petrusch

„Die Wirtschaftskrise hat bei uns böse eingeschlagen. Der Bürger entscheidet sich viel bewusster, wo er was isst oder trinkt“, sagt Marcel Ziegler. Auch das Rauchverbot macht den Wirten zu schaffen. Beim „Cafe Ferdinand“ kommt hinzu, dass das Konzept German Tapas anzubieten zwar ein Trend ist, es jedoch bei den Dortmundern nicht wie erwartet angekommen ist.

Am 31.12 musste das „Cafe Ferdinand“ seine Türen dicht machen. Die Fußball-Fans werden in die nächste Kneipe ziehen und dort für ein gutes Wochenende sorgen. Einen Nachmieter am „Neuen Graben“ gibt es noch nicht. Bleibt zu hoffen, dass im neuen Jahr nicht noch mehr Kneipen für immer ihre Türenschließen.

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