Studentenwerk versinkt in Bafög-Anträgen

Der nächste Monatserste kommt bestimmt. Und damit auch das Datum, an dem Miete, Handyrechnungen, Zeitschriftenabos und noch viel mehr vom Konto abgebucht werden. Monat für Monat verlassen sich viele Studenten darauf, dass rechtzeitig zu diesem Termin das Konto wieder prall gefüllt ist mit neuem BAFöG-Geld. Besonders die Studenten, die nur von der Unterstützung des Staats leben, sind darauf angewiesen, dass das Studentenwerk ihre BAFöG-Anträge zügig bearbeitet. Doch in der Abteilung für Ausbildungsförderung im Dortmunder Studentenwerk herrscht derzeit der Ausnahmezustand.

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"Wir wurden von diesem Ansturm überfahren." - Wilfried Blattgerste, Leiter der Abteilung für Ausbildungsförderung im Dortmunder Studentenwerk.

„Sie können die Situation in uneren Büros mit der Lage in den Hörsälen vergleichen“, klagt Wilfried Blattgerste, Abteilungsleiter der Dortmunder BAFöG-Stelle. „Wir haben damit genauso wenig gerechnet wie alle anderen auch.“ 15 bis 20 Prozent mehr Anträge als im letzten Jahr müsse seine Abteilung bearbeiten, berichtet Blattgerste. Es sind schon über 10.500 Anträge eingegangen und täglich kommt noch ein ganzer Korb dazu. „Viele Studenten merken offenbar erst jetzt, dass sie Geld brauchen“, meint Blattgerste ein wenig ironisch.

Mit Ausblick auf die nächsten Jahre wird dem Abteilungsleiter aber nicht Angst und Bange: „Wir brauchen natürlich unbedingt mehr Personal, da sich die Entwicklung der Studentenzahlen und damit auch der BAFöG-Anträge so fortsetzen wird. Das kriegen wir auch.“ Für dieses Semester war das allerdings nicht mehr möglich, da Neueinstellungen immer erst vom Studentenwerk genehmigt werden müssen. Solange wirbt Wilfried Blattgerste um das Verständnis der Studenten: „Wir arbeiten am Limit, aber wir sind schließlich auch nur Menschen.“

Momentan dauert nicht nur die Bearbeitung von Erst-, sondern auch von Folgeanträgen länger, da alle Anträge chronolgisch abgearbeitet werden. Und das kann dauern. Denn viele Studenten reichen die Anträge falsch ein, vergessen wichtige Unterlagen oder setzen ein Kreuz an der falschen Stelle. Dann muss der Antrag wieder zurückgeschickt und die fehlenden Unterlagen müssen angefordert und die Angaben korrigiert werden. Das kostet die Mitarbeiter viel Zeit. Solche Verzögerungen inbegriffen, könne es schon einmal drei Monate dauern, bis ein BAFöG-Antrag bewilligt sei und das Geld dann überwiesen wird. Wenn der Antrag dann endlich bewilligt ist, kommt das Geld zwar rückwirkend – aber so lange muss man sich erst einmal über Wasser halten.

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Konto leer? Viele Studenten warten sehnsüchtig auf ihr BAFöG.

Dieses Hin und Her können sich die Studenten in einigen Jahren vielleicht sparen. Denn in einigen Bundesländern wird zurzeit ein Online-BAFöG-Formular getestet, welches den Arbeitsablauf sehr vereinfacht. Es meldet dem Studenten sofort, wenn es in seinem Antrag Unstimmigkeiten gibt oder wenn bestimmte Unterlagen fehlen. Doch bis dahin müssen die Mitarbeiter des Studentenwerks noch jeden Datensatz einzeln in das EDV-System eingeben. Sie brauchen also , genau wie die Studenten, viel Geduld.

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