Wissenswert: das Ebolavirus

Seit Dezember 2013 sind in Westafrika mehr Menschen an Ebola erkrankt und gestorben, als bei allen früheren Ausbrüchen zusammen. Zwischen März und September dieses Jahres hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) 4507 bestätigte Erkrankungen und Verdachtsfälle registriert. Mehr als die Hälfte der Betroffenen starb. Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich weit höher.

Zu Beginn leiden die Erkrankten an Fieber, Muskel- und Kopfschmerzen, Halsentzündungen, Durchfall und Übelkeit mit Erbrechen, begleitet von allgemeinem Schwächegefühl. Diese unspezifischen Symptome treten jedoch auch bei Krankheiten wie beispielsweise einer Grippe, Malaria oder Typhus auf. Deshalb ist Ebola schwierig zu diagnostizieren.

Starke innere und äußere Blutungen

Etwa ab dem fünften Krankheitstag hat über die Hälfte der Erkrankten innere und äußere Blutungen. Es bilden sich Blutergüsse unter der Haut und die Betroffenen bluten aus Nase und Zahnfleisch. Hinzu kommen Blutungen in den inneren Organen wie Magen, Darm und Lunge. Als Folgen der inneren Blutungen leiden die Erkrankten unter Schluckbeschwerden und Atemnot. Außerdem können Symptome einer Gehirnentzündung auftreten.

Frühstens zwei Tage bis spätestens drei Wochen nach der Ansteckung mit dem Ebola-Erreger treten die ersten Symptome auf. Laut Robert-Koch-Institut zeigen sie sich meist nach acht bis zehn Tagen. Bis dahin ist der Infizierte nicht ansteckend, obwohl er das Virus bereits in sich trägt.

Funktionsweise des Ebolavirus

Komplett erforscht ist das Ebolavirus noch nicht. Wissenschaftler vermuten, dass das Virus in infizierten Zellen des Immunsystems die übermäßige Ausschüttung von Zytokinen auslöst. Das sind Eiweißstoffe, die die Durchlässigkeit der Blutgefäße erhöhen. Außerdem scheint das Virus auch die Zellen der Blutgefäßwände direkt zu befallen und dafür zu sorgen, dass diese sich auflösen. Beides könnte verantwortlich für die Blutungen sein. Man geht zudem davon aus, dass das Virus Köderstoffe ausschüttet, die wichtige Bestandteile des Immunsystems binden. Dadurch wird die körpereigene Abwehr geschwächt. Die Ebolakranken sind also zusätzlich anfällig für andere Infektionen.

Angefärbtes Ebolavirus unter dem Elektronenmikroskop  Foto: CDC/ Cynthia Goldsmith

Angefärbtes Ebolavirus unter dem Elektronenmikroskop
Foto: CDC/ Cynthia Goldsmith

Durchschnittlich starb bei vergangenen Ausbrüchen jeder zweite Infizierte an den Folgen der Krankheit. Doch die Sterblichkeitsrate variiert stark. Beobachtungen der vergangenen Jahre zeigen, dass je nach Ausbruch zwischen 25 bis 90 Prozent der Erkrankten sterben – an Atemnot, Nierenversagen, Blutarmut und multiplem Organversagen.

Verstorbene weiterhin hoch ansteckend

Die WHO betont, beim Umgang mit Verstorbenen sei weiterhin äußerste Vorsicht geboten. Beerdigungszeremonien, bei denen Trauernde den Toten berühren, würden ein hohes Ansteckungsrisiko bergen.

Übertragen wird das Ebolavirus nämlich durch den direkten Kontakt von Wunden oder Schleimhäuten mit den Körperflüssigkeiten von Infizierten. Solange noch Ebolavieren in Blut, Ausscheidungen, Samenflüssigkeit, Muttermilch, Tränen, Speichel oder andere Körperflüssigkeiten, sowie Organen enthalten sind, kann man sich bei Kontakt infizieren. Auch die Berührung von verunreinigtem Material wie beispielsweise blutiger Kleidung führt in einigen Fällen zur Ansteckung.

Die Krankheit ist jedoch nicht durch Aerosole übertragbar. Die Menge dieser kleinen Speicheltröpfchen, die beim Husten ausgestoßen wird, reicht in der Regel nicht für eine Infektion aus. Gerüchte über veränderte Ebolaviren, die sich über die Luft übertragen dementiert die Weltgesundheitsorganisation. Dennoch ist bei der Behandlung von Ebolapatienten äußerste Vorsicht geboten. Das behandelnde Personal muss bestimmte Schutzkleidung tragen, um das Risiko einer Ansteckung zu minimieren. Dazu gehören auch Gesichtsmasken und Schutzbrillen.

Diagnose und Behandlung schwierig

Die unspezifischen Symptome der Ebola-Erkrankung machen eine Diagnose schwierig: In der Regel sind molekulargenetische Untersuchungen im Labor nötig. Diese durchzuführen ist wegen der unzureichenden Infrastruktur in Westafrika schwierig. Außerdem stellt die Lagerung von Blutproben mit Ebolaverdacht ein hohes biologisches Risiko dar, da das Blut weiterhin ansteckend ist. Die Untersuchungen dürfen deshalb nur in speziellen Hochsicherheitslabors durchgeführt werden. Ein Nachweis der Ebolaviren ist erst nach Einsetzen der Symptome möglich; teilweise sogar erst bis zu 72 Stunden nach dem Auftreten der ersten Krankheitserscheinungen.

Einen lizenzierten Impfstoff gegen Ebola gibt es bisher nicht. Es sind auch keine Behandlungsverfahren bekannt, die das Virus neutralisieren. Dennoch erhöht eine rechtzeitige Behandlung der Erkrankung die Überlebenschancen. Dabei werden bislang jedoch nur die Symptome behandelt, also beispielsweise fiebersenkende Medikamente verabreicht. Werden die Erkrankten nicht behandelt, führt Ebola fast immer zu Tod.

Eine Reihe von Behandlungsverfahren befindet sich momentan noch in der Entwicklungsphase. Darunter zwei potenzielle Impfstoffe, die aber vor ihrem Einsatz noch am Menschen getestet werden müssen.

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