Der verborgene Tunnel unter der TU

TUnnel

Langsam fährt über unseren Köpfen eine Klappe auf. Direkt daneben befindet sich das Maschinenbaugebäude der TU. Über eine Treppe steigen wir nach oben aus der Erde. Denn wir haben mal einen etwas anderen Weg zum Hörsaal genommen – und zwar einen unterirdischen.  

Genauso wie die Wege auf dem Campus die einzelnen Gebäude verbinden, macht das ein insgesamt vier Kilometer langes Labyrinth aus Gängen unter dem Campus. So gelangen Wasser, Strom und Daten zu den Hörsälen und Seminarräumen unserer Uni – und ausnahmsweise auch mal wir. Die Klappe im Boden neben dem Maschinenbaugebäude ist nur einer von insgesamt 32 Notausgängen. Einen Eingang zum Tunnel gibt es nur einmal und der befindet sich in der Emil-Figge-Straße 71. Dort starten wir unseren Weg unter die Erde, zur Hauptschlagader des Versorgungssystems der TU Dortmund.

Unseren Weg durch den Tunnel könnt ihr anhand der Bilder auf der Karte nachverfolgen.


Daten, Strom und Wasser

Dicke rote Kabel schlängeln sich hier auf dem Boden entlang. 10.000 Volt laufen da neben unseren Füßen her. „Das sind die Kabel für die Hauptstromzufuhr der Gebäude“, erklärt Leiter und Maschinenbaumeister Fredy Schad. Rechts fließen Daten und Strom, links Wasser. Dazwischen haben Mitarbeiter*innen und Besucher*innen genug Platz. Die Gänge des Tunnels sind alle zweigeteilt. Auf der einen Seite liegen die Rohre für das Kaltwasser, sowie die Daten- und Stromkabel. Parallel dazu fließt auf der anderen Seite das Heißwasser durch dicke Rohre, das zum Heizen benötigt wird. Auch die Heizkessel haben schon einige Jahre auf dem Buckel. Seit diese 1974 eingebaut wurden, wurden sie allerdings in Abständen von 3 Jahren gewechselt.

Rechts fließen Daten und Strom, links Wasser. Dazwischen haben Mitarbeiter und Besucher genug Platz.

Rechts fließen Daten und Strom, links Wasser. Dazwischen haben Mitarbeiter und Besucher genug Platz.

Die Heizkessel halten im Regelfall circa 25 bis 30 Jahre „dann ist allerdings auch Schicht im Schacht“, so Fredy Schad. Alle paar Meter leuchtet eins der 32 Notausstiegsschilder über unseren Köpfen auf. Bei Gefahr müsste man nur einen Schalter betätigen und auf dem Boden des Campus öffnet sich eine Klappe. „Klettert man da hoch, kommt man immer auf einer grünen Wiese irgendwo auf dem Campus raus“. Von außen kann man so allerdings nicht in den Tunnel steigen, außer natürlich man ist im Besitz des Schlüssels.

 

Einige Gebäude brauchen mehr Aufmerksamkeit als andere

Die Rohre führen von der Zentrale direkt in die Räume im Chemiegebäude.

Die Rohre führen von der Zentrale direkt in die Räume im Chemiegebäude.

Vom Tunnel aus führen die Rohre und Kabel in die einzelnen Gebäude auf dem Campus. Jedes Gebäude hat eine Zentrale. Von dort werden Wasser und Co. in die Seminarräume und Hörsäle geleitet. Das Chemiegebäude genießt dabei besondere Aufmerksamkeit. Dort befindet sich zusätzlich zu Strom- und Gasregulierern noch eine Lüftungsanlage. Wegen der giftigen Dämpfe muss die Luft nämlich regelmäßig komplett ausgetauscht werden.

„Das betreuungsintensivste Gebäude wird die neue Informatik“, meint Schad, der mittlerweile seit über 19 Jahren für den den Tunnel verantwortlich ist. Überall wo Rechner laufen, wird sehr viel Wärme produziert. Dementsprechend müsse also Kälte in das Gebäude. „Generell sind die technischen Gebäude immer am aufwändigsten zu betreuen“. Die Emil-Figge-Straße 50 ist dagegen sehr dankbar. Dort befinden sich fast nur Hörsäle und wenig Technik.

Das Herz der TU

Gesteuert wird das ganze System in der Leitwarte der TU, dem Herzstück des Versorgungssystems in der Emil-Figge-Straße 71. Hier überwachen und lenken 13 Mitarbeiter*innen die Prozesse von der Stromerzeugung und Wassererhitzung in der Leitwarte bis zu ihrem Ankommen in den Hörsälen. „Unser Team arbeitet rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr“, erzählt Fredy Schad. Ihr könntet also auch am Wochenende oder in den Ferien aus feststeckenden Fahrstühlen gerettet werden. An der Leitwarte gehen nämlich auch die Störmeldungen der knapp 70 Aufzüge auf dem Campus Nord und Süd ein. Außerdem können die Mitarbeiter*innen von der Leitwarte aus auch jeden Raum der TU einsehen und dort zum Beispiel die Heizung höher oder niedriger stellen.

Aber nicht nur Aufzüge, Türen oder Heizungen werden von hier aus gesteuert, alles, was mit der Technik der H-Bahn zusammenhängt, wird von der Leitwarte aus geregelt. Auch die Lautsprecheransagen. Wenn ihr also das nächste Mal gebeten werdet die Türen bitte freizumachen, dann wisst ihr jetzt, dass die Stimme aus der Emil-Figge-Straße 71 kommt.

Hier wird die Wassertemperatur reguliert.

Hier wird die Wassertemperatur reguliert.

Angeschlossen an die Leitwarte ist eine riesige Halle. Hier beginnt die Reise des Wassers, dass im Winter alle Heizungen der Uni auf Hochtouren bringt. Zwei riesige Pumpen erhitzen im Winter das Wasser und können im Sommer aus aus der Wärme Kälte für die Klimaanlagen erzeugen. Außerdem wird hier der Strom für alle Gebäude auf dem Campus Nord auf den Weg geschickt.

Damit kann sich unsere Uni fast selbst versorgen. Etwa 35 Prozent des Stroms und 50 Prozent der Wärme bzw. Kälte die Studierende Mitarbeiter und Co. brauchen, produziert die Uni selbst. Mit rund 7,7 Megawatt verbraucht sie etwa genauso viel Energie wie eine Kleinstadt. „Insgesamt brauchen wir ungefähr 100 Millionen Kilowattstunden Gas – zum Vergleich: Ein Einfamilienhaus verbraucht ungefähr 15.000 bis 18.000 Kilowattstunden im Jahr“, erklärt Fredy Schad.

Vorteile eines unterirdischen Versorgungstunnels

Zur Orientierung sind die einzelnen Rohre im Tunnel beschriftet

Zur Orientierung sind die einzelnen Rohre im Tunnel beschriftet

Die Universität ist in den letzten Jahren deutlich gewachsen und mit ihr auch der Versorgungskanal. Mittlerweile reicht er bis zur Otto-Hahn-Straße 14 und versorgt neben unserer Universität auch die Mensa, sowie das Max-Planck und Fraunhofer Institut. Der Kanal wurde parallel zur Entstehung der Uni gebaut und ist damit mittlerweile schon 42 Jahre alt.

Und es zahlt sich aus: Sollte die Universität noch weiter wachsen, können ohne große Erdbewegungsarbeiten neue Kabel und Rohre nachinstalliert werden. „Das ist ein großer Vorteil. Wäre die Uni durch unterirdische Kabel versorgt, müsste man jedes Mal den Boden aufmachen, wenn etwas ist“, erläutert Schad.  Außerdem können kleine Probleme oder undichte Stellen sofort registriert und behoben werden. Liegen die Rohre unter der Erde, macht sich das Problem erst bemerkbar, wenn es größer wird. Der einzige Nachteil eines solchen Versorgungskanals ist, dass er relativ teuer ist, „aber auch das zahlt sich auf die Dauer in jedem Fall aus“, erklärt Fredy Schad.

Wer selbst einmal in den Tunnel steigen möchte, kann das jederzeit tun. Offiziell bieten Fredy Schad und sein Team die Führung einmal im Jahr für Mitarbeiter*innen der TU Dortmund an. Für Studierende auf Anfrage jederzeit.

Beitragsbilder: Hanna Heine

Ein Beitrag von Mara Desgranges und Hanna Heine

1 Comment

  • Angelika sagt:

    Toller Beitrag! Da wird mir als Studi wieder bewusst, was alles so „nebenbei“ läuft und Arbeit macht, während man auf dem Campus studiert.

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