Von der Grafton Street um die Welt

Im kleinen eldoradio*-Studio auf dem Campus der TU Dortmund sitzen, stehen und knien rund 20 Leute, während die irische Band The Riptide Movement das letzte Lied ihres Livekonzerts anstimmt. Das Spielen vor einem kleinen Publikum ist die Band gewohnt, wenn auch nicht unbedingt in einem Radiostudio. Noch vor fünf Jahren spielten die Jungs auf Dublins Straßen, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Diese Zeiten sind vorbei. Mittlerweile hat die Band ein Nummer eins Album in Irland und geht in Amerika und Europa auf Tour. Im November kommen The Riptide Movement als Support-Act von Rea Garvey auch nach Deutschland. Julian Beyer und Gian-Luca Delbach haben mit ihnen über ihr neues Album „Getting Through“, Auftritte auf Billardtischen und russische Behörden gesprochen.

Erst einmal danke für das super Konzert.
Ihr seid hier, weil ihr vom 17.-19. Juli und im November in Deutschland spielt. Am 8. November spielt ihr dann auch in Dortmund beziehungsweise in Lügendortmund.
Ist das ne coole Location?

Ja das ist das Musiktheater Piano. Sehr bekannt für die Rockkonzerte, die da stattfinden. Dort spielen ausschließlich Rock- und Bluesbands. Müsste euch eigentlich gefallen. Das ist ja auch das, was ihr so macht.
Auf jeden Fall. Wir freuen uns total. Das wird unser erstes Konzert in Dortmund.

Euer neues Album „Getting Through“ habt ihr diesmal auch außerhalb von Irland veröffentlicht. Das ist verrückt, oder?
Ja total, das ist ja schon unser drittes Album und das neue Album wird erstmals international veröffentlicht. Natürlich auch in Deutschland. Wir sind echt gespannt, wie es hier ankommt. In Irland war das Album ja auf der Eins. Wir hoffen, dass wir das Gleiche hier schaffen.

Vor fünf Jahren habt ihr ja auch noch auf Dublins Straßen gespielt.
Genau, wir haben häufig auf der Grafton Street in Dublin gespielt, um unser Album zu verkaufen. Das war hart für uns alle (Bandmitglieder stimmen zu).

Vermisst ihr das manchmal?
Nein! (alle lachen)

Ich hab auf eurer Website gelesen, dass ihr mal einen Gig in Deutschland auf einem Billardtisch gespielt habt. Wie kam’s dazu?
In der Kneipe gab es nur den Tisch als Bühne, damit wir höher als das Publikum stehen konnten und wir haben halt alle drauf gepasst. Ich bin zweimal fast runtergefallen.

Wo war das?
Das war in einer kleinen Stadt namens Beckdorf. Wir wurden von einer Freundin unserer Promoterin gefragt, ob wir Lust haben, dort zu spielen.


Also mögt ihr neben den großen Stages auch die kleinen Bühnen?
Wir mögen alle, solange ein Publikum da ist, das uns zuhört. Besonders groß wird’s aber natürlich mit Rea Garvey auf der Tour. Wir haben auch schon mit den Rolling Stones im Hyde Park gespielt oder auch mit Bon Jovi in einem Stadion. Aber auch in so einem kleinen Tonstudio wie hier ist das was Besonderes. Ziemlich heiß übrigens hier.

Sorry. Wir haben die Klimaanlage voll aufgedreht. Kühler wird’s leider nicht.
Um noch mal darauf zurück zu kommen: Ihr seid also schon einige Jahre auf Tour. Sind da außer, dass ihr auf einem Billardtisch gespielt habt, irgendwelche lustigen Geschichten passiert?
Oh ja. John (Gitarre) hat seinen Personalausweis bei einem Gig in Russland vergessen. Wir waren gerade auf dem Weg zurück und haben eine Pinkelpause gemacht, irgendwo im Nirgendwo. John hat wirklich überall gesucht und es hat sich dann rausgestellt, dass er den Perso wahrscheinlich irgendwo im Schnee verloren hat. Wir anderen drei sind dann zurück nach Dublin geflogen und John musste einen Monat in Russland bleiben.
John wirft ein: Das war doch kein Monat. Höchstens zwei Wochen Geschirr spülen.

So wie Tom Hanks in „Terminal“
(lachen) Ja genau so. Nur halt zwei Wochen.

Und wie haben dich die russischen Behörden behandelt?
John: Ich hab mich ganz unauffällig verhalten, weil die Behörden dort ja sehr berüchtigt sind. Nein das war nur ein Spaß. Die Russen sind wirklich nette Leute und haben mich gut behandelt.


Ich würde gerne noch ein bisschen über euer neues Album sprechen. Ihr werdet wahrscheinlich nicht mögen, was ich jetzt sage, aber ihr hört euch auf dem Album mehr britisch als irisch an, weil ihr mehr Indie-Elemente als in den anderen Alben habt.
Wir haben definitiv mehr Indie-Elemente im Album. Ich glaube, wenn du unsere drei Alben durchhörst, ist das erste Album sehr Blues-lastig. Das zweite war dann eher so in der Richtung Country und Folk. Das neue hat nicht nur Indie-Elemente, sondern ist auch insgesamt poppiger als die anderen beiden Alben. Aber trotzdem gibt’s einige Rock’n’Roll-Passagen. Ich glaube, sich mit jedem Album zu verändern ist einfach unser Stil. Das nächste Album wird wieder eine neue Richtung haben. Wir brauchen das einfach. Uns wird langweilig, wenn wir immer das Gleiche machen.

Wann seid ihr denn mit dem nächsten Album fertig?
Es kommt im Januar raus und es wird rockiger als die anderen. Es prescht mehr nach vorne.

Werdet ihr das wieder international veröffentlichen?
Ja, auf jeden Fall. Erst einmal wird „Getting Through“ noch in Australien veröffentlicht. Dann kommt im Januar das neue Album in Irland und im Juni 2016 dann auch in Europa. Aber wir freuen uns total erst mal im Oktober in Australien zu touren. Um diese Zeit kommt der Winter nämlich nach Irland und wir können uns in Australien schön sonnen. Wir waren noch nie dort (John ruft: Juhuu).

Ich hab gehört da gibt’s gutes Bier.
Haben wir auch gehört.

Bei der Rea Garvey Tour aber mit Sicherheit auch.
Kennt ihr irgendwelche Lieder von ihm?
Ehrlich gesagt habe ich mich erst seit ein paar Monaten mit seiner Musik beschäftigt. Aber klar, jetzt kenne ich einige.

Kennt ihr auch Lieder von den Mighty Oaks? Ihr erinnert mich ein bisschen an sie.
Ne, nie gehört von denen.

Das ist eine deutsche Folk-Rock Band. Ich zeig euch die mal nach dem Interview.
Ihr seid übrigens gleich noch bei unseren Kollegen von CT in Bochum. Spielt ihr da auch live on air?

Ja genau und danach geht’s nach Bielefeld und später nach Berlin.

Ihr seid extra aus München angereist, oder?
Stimmt, wir sind seit Dienstag knapp 2000 Kilometer mit dem Auto durch verschiedene Städte gefahren. Aber das ist nicht so schlimm. Es gibt nichts Schöneres, als aus dem Van zu kommen und in einem netten sehr heißen Studio zu spielen.

Interview: Julian Beyer, Gian-Luca Delbach
Kamera/Schnitt: Julian Rohr

Beitragsfoto: poolpromotion

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