Duell am Donnerstag: Die deutsche Nummer eins

Duell am Donnerstag, Teil II

Von Kerstin Börß

Was haben Italiens Giorgio Chiellini, Fabio Cannavaro und Torhüter Gianluigi Buffon gemeinsam? Und nein, es geht nicht darum, dass ihre Mamas die besten Spaghetti Napoli kochen oder alle drei am liebsten ohne Helm und mit offenem Hemd auf einer Vespa durch enge Gassen rasen.

Ihre größte Gemeinsamkeit ist ganz naheliegend: Sie spielen für einen Verein, für Juventus Turin. Wenn man einmal den Dreh raus hat, wird das Ratespiel jetzt schlagartig einfacher. Also, was haben Brasiliens Maicon, Lucio und Keeper Julio Cesar gemeinsam? Richtig, sie schnüren ihre Schuhe für Inter Mailand. Und wo liegt die Gemeinsamkeit des spanischen Manns im Tor Iker Casillas mit Sergio Ramos? Ihr Klub in der Heimat ist Real Madrid.  Aber was haben die Deutschen Philipp Lahm, Arne Friedrich, Per Mertesacker und Holger Badstuber gemeinsam? Keiner von ihnen spielt mit Manuel Neuer für Schalke 04.

Jörg Butt hat das Nachsehen im Kampf ums deutsche Tor. Foto: lev-rheinland.de

Jörg Butt hat das Nachsehen im Kampf ums deutsche Tor. Foto: lev-rheinland.de

Natürlich bedeutet dieses Phänomen im Umkehrschluss nicht direkt, dass Neuer in den nächsten Spielen greensche Patzer bevorstehen. Aber für kurze Absprachen in brenzligen Situationen wäre es sicher besser, wenn der deutsche Torwart mit ein paar Abwehrspielern vertraut wäre.

Gucken wir uns also ein zweites Mal die Namen von Jogis Abwehrspielern an. Lahm und Badstuber haben die lange Double-Saison mit dem sicheren Rückhalt Jörg Butt bestritten. Warum stellt Löw den Erfolgskeeper nicht auch ins Tor der Nationalmannschaft? Warum hält er sich stur an eine Reihenfolge, die er vor langer Zeit mal aufgestellt hat? Er hätte Neuer nichts kaputt gemacht. Schalkes Nummer eins ist noch jung und könnte nach der Weltmeisterschaft im gesunden Wettkampf mit René Adler um den Platz im Tor streiten.

Neben dem Vorteil der bayrischen Blockbildung stünde mit Butt zudem ein erfahrener Mann im Kasten. Wenn man Manuel Neuer nach seinem bewegendsten Momenten fragt, erzählt er sicher von den Derbysiegen gegen Dortmund, die er als Teenie hautnah in der Norkurve erlebt hat. Keine Frage, das ist sympathisch, Das will ein Fan hören. Aber solche Erinnerungen beruhigen wohl kaum seine Nerven, wenn er kurz vor dem Finale in der Kabine sitzt.

Jörg Butt kann auf weitaus mehr zurückblicken. Der Hampden Park in Glasgow und das Bernabéu sind Meilensteine seiner Karriere. In diesen Spielstätten bestritt er mit Leverkusen und München schon zwei Champions-League-Finals. Und dann gibt es da ja noch diese Eigenschaft, die Butt von allen anderen deutschen Keepern unterscheidet: Kein anderer schoss so viele Tore wie er.

Deshalb träume ich insgeheim, wenn es keiner mitbekommt, von lauten „Butt Butt Butt“ Rufen der deutschen Fans beim Finale in Johannesburg, die den Bayern-Torwart beim entscheidenden Elfmeter unterstützen.

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